Show in Rhein-Sieg-Halle in Siegburg Rolf Zuckowski spricht über Musical "Die Weihnachtsbäckerei"

Siegburg · Die Weihnachtsbäckerei: Das Musical mit bekannten Stücken des Kinderliederautors Rolf Zuckowski kommt nach Siegburg. Wer in den 80er-Jahren Kind war oder zu dieser Zeit selbst Kinder hatte, kennt seine Lieder in- und auswendig.

 "Die Weihnachtsbäckerei" - das Musical für die ganze Familie wird am 13. Dezember in Siegburg aufgeführt.

"Die Weihnachtsbäckerei" - das Musical für die ganze Familie wird am 13. Dezember in Siegburg aufgeführt.

Foto: Morris MacMatzen

Wer in den 80er-Jahren Kind war oder zu dieser Zeit selbst Kinder hatte, kennt seine Lieder in- und auswendig. Fast alles, was ein Kind auf seinem Weg ins Leben lernen und erleben konnte, wurde von Rolf Zuckowski in Text und Ton gesetzt: Verkehrsregeln – Zuckowski liefert eine Art musikalische Grundausstattung für alle Lebenslagen.

Das Musical „Die Weihnachtsbäckerei“ kommt jetzt in einer Inszenierung von Martin Lingnau nach Siegburg. Im Interview erzählt Zuckowski wie er zu seinen Liedern fand, warum er heute nicht mehr komponiert und was er Kindern und Politikern im digitalen Zeitalter gleichermaßen wünscht.

Das Musical verspricht „leuchtende Augen“ und eine „Gänsehaut vor Rührung“ für Eltern und Kinder. Erleben Sie das auch selber noch nach über 40 Jahren?

Rolf Zuckowski: Unbedingt. Man erlebt es, wenn man selber im Publikum sitzt und genießt es auch, wenn man selber auf der Bühne steht und in den Saal hineinschaut. Dann ergibt sich zu den Kindern sogar ein schnellerer Blickkontakt als zu den Eltern. Kinder schauen offen und neugierig, und da entdecke ich dieses Leuchten in den Augen. Bei der Premiere des Musicals vor einem Jahr im Schmidts Tivoli in Hamburg habe ich die Rührung bei vielen Eltern erlebt. Jeder hat seinen eigenen Grund dafür. Man fühlt sich an die eigene Kindheit erinnert oder man fühlt es mit dem Kind an seiner Seite. Das bewirken zu können, ist das Schönste für einen Autor.

Besuchen sie mit Ihren Kindern und Enkeln auch heute noch gemeinsam Musicals und beobachten sie einen musikalischen Wandel?

Zuckowski: Wir haben drei Kinder und sind inzwischen auch mit vier Enkelkindern zu Musical- und Kinobesuchen unterwegs. Die Kleinsten sind sechs und neun Jahre und unsere beiden großen Enkel sind schon 14 und 19 Jahre alt. Die Lieder haben sich geändert in den Jahren. Unsere Tochter Anuschka, geboren 1971, sang sehr früh. Mit ihr wurde mir klar, dass es damals noch immer die gleichen Lieder waren wie zu meiner Zeit. „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ und ähnliches. Ich konnte das nicht verstehen, denn es gibt es so viele Themen, auch Probleme, die die Kinder bewegen. Etwa die Angst, den Weg nicht zu finden, oder nicht einschlafen zu können. Nach und nach habe ich zu sehr vielen Themen der Kindheit Lieder geschrieben. Heute sind es etwa siebenhundert.

Warum komponieren sie heute nicht mehr? Ist alles gesagt? Digitalisierung wäre doch ein wichtiges neues Thema...

Zuckowski: Als die Ersten in den 90ern das Internet nutzten, habe ich das Lied geschrieben „Alle wissen alles, keiner weiß Bescheid“. Das ist heute noch aktueller als damals. Und auch das Lied „Wir sitzen alle in der Pop-Falle“, das sich auch mit dem Pop-Status einiger Politiker beschäftigt, würde ich wieder so schreiben. Denn man würde sich heute noch immer wünschen, dass manche Politiker ihr Amt mit mehr Seriosität bekleiden. Aber es ist tatsächlich so, dass ich das Gefühl habe, zu jedem Kindheitsthema etwas geschrieben zu haben.

Also ist Digitalisierung ein Thema, das Kinder verwirrt?

Zuckowski: Beim Stichwort Digitalisierung bin ich mir sicher, dass es wichtig ist, schon früh den Umgang damit zu erlernen, aber ich bin mir sicher, dass es auch einen analogen Ausgleich geben muss. Und den sehe ich lieber beim Sport oder in der Natur, in der Musik und auch beim Malen und Gestalten.

Mit ihrem Geburtstagslied und mit dem Lied „In der Weihnachtsbäckerei“ sind Ihnen Evergreens gelungen. Sie zählen zu den bekanntesten deutschsprachigen Kinderliedern und werden seit den Achtzigern in allen Kindergärten und Schulen gesungen, sogar inszeniert und getanzt. Wie fühlt sich das an, zu einer Art Volkslied-Autor geworden zu sein und überall seine eigenen Lieder zu hören?

Zuckowski: Ob man von Volkslied sprechen kann, wird man objektiv erst in drei bis vier Generationen sagen können, wenn die Lieder dann immer noch gesungen werden sollten. Aber es macht mich auf jeden Fall glücklich zu sehen, dass Eltern und Kinder meine Melodien singen und dass meine Musik sie im Leben begleitet und zu einem Teil ihres Lebens geworden ist.

Und haben Sie ein Lieblingslied unter ihren 700 Liedern?

Zuckowski: Das kann ich gar nicht sagen. Manchmal ist es jahreszeitlich bedingt. Gerade im Herbst liebe ich mein Lied „Danke“. Auch „Gemeinsam unterwegs“ ist mir sehr nahe.

Ist die Kinderwelt von heute gegenüber den 80ern entzaubert?

Zuckowski: Als meine Kinder klein waren, gab es den Nachrüstungsbeschluss der Nato und eine akute Atombedrohung, mit der wir täglich leben mussten. Im Vergleich dazu glaube ich, dass die Themen von heute, wie die Klimaveränderung, zwar auch sehr ernst genommen werden müssen, aber sie haben eine andere Gewichtung. Panik ist aber niemals ein guter Ratgeber.

„Irgendwo tief in mir bin ich ein Kind geblieben.“ – die Weisheit der 200-jährigen Schildkröte Nessaja in Peter Maffays Kindermusical „Tabaluga“ stammt aus Ihrer Feder. Was kann die Politik von Greta Thunberg und der Fridays for Future-Bewegung lernen?

Zuckowski: Man kann das sicherlich nicht zu pauschal sagen, aber Kinder haben gegenüber vielen Erwachsenen noch ihre Träume und Visionen und finden dafür oft klare Worte. In der Welt der Kunst kann man diese Träume übrigens auch leben. Das ist ein großer Vorteil. Was wir von den Kindern lernen können, ist, etwas mehr Leichtigkeit im Leben zu bewahren, aber auch Ihre Zukunftssorgen ernst zu nehmen.

Sie kommen aus Hamburg. Mussten Sie als Kind Ihren Dialekt weg-lernen?

Zuckowski: Wir haben schon Hochdeutsch „als erste Fremdsprache“ gelernt. Aber natürlich haben wir alle auch Plattdeutsch gesprochen. Und das tue ich heute noch gern. Ich habe viele Hamburger Lieder geschrieben. Eines meiner Lieblingslieder der Kindheit war „An de Eck steiht ‚n Jung mit´n Tüddelband“.

Es gibt Coverversionen Ihrer „Weihnachtsbäckerei“ von 1987 von Wolfgang Petry, Helene Fischer und Otto Waalkes. Welche gefällt Ihnen am besten?

Zuckowski: Na, das ist Otto ... weil wir diese Version in meinem Wohnzimmer für ihn gemeinsam entworfen haben. Im typischen Otto-Stil. Er ist einfach großartig. Wir sind Freunde und er ist schon lange auch unser Nachbar geworden.

Haben Sie oder Ihre Frau dieses Jahr schon Plätzchen gebacken? Welches Plätzchen-Rezept mögen Sie denn am liebsten?

Zuckowski: Das von mir besungene Rezept ist nicht so recht empfehlenswert, war ja auch nur ein Sponti, weil das Rezept nicht zu finden war. Ganz klar mag ich am liebsten die Plätzchen, die meine Enkelkinder backen. Es gibt aber auch das Traditionsgebäck „Kemmsche braune Kuchen“, das schmeckt herrlich nach der Zeit meiner Großeltern.

Das Musical „Die Weihnachtsbäckerei“ kommt am kommenden Freitag in die Rhein-Sieg-Halle nach Siegburg. Um 17.45 Uhr beginnt das musikalische Weihnachtsvergnügen mit zwanzig Winter- und Weihnachtsliedern aus der Feder von Kult-Autor Rolf Zuckowski. Der Eintritt kostet zum Normalpreis zwischen 36,90 Euro und 51,90 Euro. Für Kinder bis zehn Jahren kostet der Eintritt zwischen 34,90 Euro und 47,90 Euro. (Ticket-Hotline Bonnticket 0228/502010).

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