Bilanz der Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg Rund 160 Polizeieinsätze täglich

Siegburg · Am Montag stellte die Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg die Jahresbilanz der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz (GE) für 2016 vor. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Polizeieinsätze deutlich angestiegen. Fast 160 Mal müssen die Beamten täglich ausrücken.

 Fensterwurf in Lohmar am 1. Februar 2016, ein Fall für die Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg: 15 Jahre Haft erhielt der Syrer, der seine drei Kinder töten wollte.

Fensterwurf in Lohmar am 1. Februar 2016, ein Fall für die Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg: 15 Jahre Haft erhielt der Syrer, der seine drei Kinder töten wollte.

Foto: Kleinert

Die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache – zumindest auf den ersten Blick. 69.300 Einsätze sind ein Anstieg von rund 20 Prozent gegenüber dem Jahr 2015 (57.800 Einsätze).

Uwe Pasternak, Direktionsleiter der GE, ordnet die Zahlen ein: „Der große Anstieg ist vor allem auf sogenannte Aufklärungseinsätze zurückzuführen, die wir an Unterkünften für Zuwanderer vornehmen.“

Das seien Einsätze, ergänzt Kreisdirektorin Annerose Heinze, bei denen man Zuwanderern auch versuche beizubringen, dass ein Polizeiauto nicht direkt etwas Schlechtes bedeute. „Man merkt, dass die Menschen aus Ländern kommen, in denen sie teilweise ein ganz anderes Verhältnis zur Polizei haben.“ Auch für die Beamten der GE sei das eine zusätzliche, ganz neue Herausforderung.

Und tatsächlich: Lässt man die Aufklärungseinsätze außen vor, so sind die Einsätze lediglich um etwa ein Prozent gestiegen. Für die Beamten der GE, so Pasternak, bedeutet das dennoch ungefähr alle zehn Minuten ein Einsatz und rund 158 Einsätze täglich. Wenn der Notruf 110 gewählt wird, sind sie in aller Regel die Ersten, die vor Ort sind.

Sonstige Einsätze am häufigsten

Häufigste Anlassart mit 42 Prozent aller Einsätze waren wie schon im Jahre 2015 die sonstigen Einsätze. Darunter fallen unter anderem Ruhestörungen – „das belastet uns natürlich gerade zur warmen Jahreszeit nicht unerheblich“, so der Direktionsleiter. Im vergangenen Jahr wurden durchschnittlich sieben Ruhestörungen pro Tag gemeldet – in Spitzenzeiten (nachts) seien auch 20 Ruhestörungen keine Seltenheit. Unverändert ist auch, dass die mehr als 200 Mitarbeiter der GE in ihrem Zuständigkeitsbereich zu den meisten Einsätzen nach Siegburg ausrücken.

Der leitende Polizeidirektor Günter Brodeßer unterstrich die Bedeutung der Beamten der GE: „Sie sind die, die gefordert sind, wenn die 110 – die älteste Hotline der Welt – gewählt wird. Sie treffen wichtige Ad-hoc-Entscheidungen, die für spätere Ermittlungen von entscheidender Bedeutung sein können.“ Brodeßer nennt die Direktion gerne die Libero-Direktion: „Sie ist überall gefordert und überall aktiv.“ Eine Herausforderung, die viel Druck mit sich bringt: „Die Beamten der GE können vor ihrem Einsatz in der Regel nicht groß überlegen und wissen nicht, auf wen sie treffen. Heutzutage stehen ja durchaus auch terroristische Bedrohungen oder Reichsbürger, die man vor Ort antrifft, im Raum“, sagte Heinze.

Anders gestaltet sich die Vorbereitungszeit zu sogenannten vorplanbaren Anlässen. 19 hat es davon im Jahre 2016 im Bereich der Kreispolizeibehörde gegeben – darunter Karneval, das Mondorfer Strandfest und der mittelalterliche Weihnachtsmarkt in Siegburg. Dass die Beamten der GE Präsenz zeigen, wird gut angenommen. „Es sieht natürlich etwas komisch aus, wenn auf einem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt Polizisten mit Maschinenpistolen herumlaufen. Von den Bürgern wurde das aber sehr positiv aufgenommen.“

Bürger spielen wichtige Rolle

Apropos Bürger: Heinze, Brodeßer und Pasternak unterstrichen deren Bedeutung für die polizeiliche Arbeit. „Ich freue mich sehr über die anhaltend hohe Aufmerksamkeit unserer Bürger“, sagte Heinze. Rund 17 Mal wurde der Polizei pro Tag etwas Verdächtiges durch aufmerksame Menschen gemeldet. „Unser Ziel es, die Bürger zu animieren, die 110 zu wählen. Da darf es keine Hemmungen geben“, ergänzte Pasternak.

Immer weniger Hemmungen gibt es offenbar auch, einen Polizeibeamten körperlich anzugreifen, zu beleidigen oder zu bespucken. „Die Zahlen sind leider auf einem konstant hohen Niveau geblieben“, sagte Pasternak. 150 Fälle registrierte die Behörde, in denen Polizisten psychisch oder physisch angegangen worden sind. „Um zu verdeutlichen, dass Gewalt gegen Polizisten – egal in welcher Form – von uns nicht toleriert wird, wollen wir, dass solche Vorfälle justiziell behandelt werden“, ergänzt der Direktionsleiter der GE.

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