Schule wird zum Politikum Schul-Umzug in Siegburg ist umstritten

Siegburg · Die Stadt erwägt eine Verlagerung des Schulzentrums Neuenhof, um Platz für Wohnraum und Gewerbe zu schaffen und erntet Kritik. Die Pläne lösen eine hitzige Debatte aus.

 Das Schulzentrum am Neuenhof.

Das Schulzentrum am Neuenhof.

Foto: Holger Arndt

Die Frage, ob das Schulzentrum Neuenhof saniert oder Auf dem Seidenberg an der A 3 neu gebaut werden soll, ist in Siegburg zu einem Politikum geworden. In den Sitzungen des Planungs- und des Schulausschusses wurde jetzt deutlich, dass sich die Vorzeichen geändert haben: Plötzlich steht die Debatte um baulichen Zustand und Standort der Schule in einem größeren Zusammenhang. Es geht um die Entwicklung neuer Wohn- und Gewerbeflächen. Denn die sind in Siegburg rar. Die Opposition fühlte sich von diesem Schwenk überrumpelt und übte Kritik an Verwaltung, CDU und FDP. Zumal bislang vieles für die Sanierung der bestehenden Schule spricht.

Der Gebäudekomplex von 1973 beherbergt die noch im Aufbau befindliche Gesamtschule, die Realschule und die auslaufende Hauptschule. Der in die Jahre gekommene Bau gilt als duster und soll sogar abschreckend wirken, wenn Eltern dort ihre Kinder anmelden wollen. Ein Gutachter, der im März im Schulausschuss seine Ergebnisse präsentierte, zeichnete jedoch ein sehr positives Bild von Architektur und Substanz; der Bau habe durchaus Potenzial. Der Auf dem Seidenberg untersuchte Neubau-Standort kam dagegen schlecht weg – auch, weil das Grundstück wegen seiner Beschaffenheit nur einen fünfstöckigen Bau zulassen würde, was aus verschiedenen Gründen nicht gewünscht ist. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen.

Waldfläche als mögliche Bebauungsfläche

SPD und Grüne ließen bereits verlauten, dass sie die Sanierung der bestehenden Schule wollen – und zwar bald. Die Entscheidung dulde keinen Aufschub, erklärten die Sozialdemokraten Frank Sauerzweig und Stefan Rosemann, die zugleich Vorsitzende von Planungs- und Schulausschuss sind. Am Neuenhof könne die Schule sukzessive modernisiert und ausgebaut werden, auch mit Blick auf die Oberstufe, die 2019 an der Gesamtschule eingerichtet wird.

Die Verwaltung überraschte jedoch am Montag im Planungsausschuss mit der Aussage, dass der Suchkreis für einen Schulneubau am Seidenberg verändert worden ist. Im Gespräch ist nun sogar, eine Waldfläche für eine mögliche Bebauung heranzuziehen. Planungsamtsleiter Stefan Marks berichtete, dass man mit der Bezirksregierung kürzlich über die künftige Nutzung dieses Gebiets gesprochen habe. Da war die Aufregung groß: Sauerzweig sprach von einem „bemerkenswerten Vorgang“, Raimund Schoen von „Siegburger Landrecht“. Hans-Werner Müller (Grüne) rügte die Verwaltung als eigenmächtig, Jörg Dastler (LKR) vermisste eine schriftliche Ausführung zu diesem Thema.

„Wir haben uns als Verwaltung erlaubt, auch nach rechts und nach links zu schauen“, entgegnete Bürgermeister Franz Huhn. „Ich warne vor einem verkürzten Denken, nur weil man sich bei der Diskussion über das Schulzentrum schon auf einen Standort festgelegt hat.“

Standortfrage steht auf der Tagesordnung

CDU und FDP unterstützten dieses Vorgehen. „Die Sanierung des Schulzentrums hat sicherlich gewisse Pluspunkte“, räumte Jürgen Becker (CDU) ein. „Wir sollten die Alternative Seidenberg aber nicht vorschnell abschließen. Ich möchte mir nicht eines Tages vorhalten lassen, dass wir die verschiedenen Optionen nicht ausreichend geprüft haben.“ Er kann sich vorstellen, dass der Schulneubau am Seidenberg nicht zwangsläufig fünfstöckig ausfallen muss. Käme es dort zu einer verträglichen Lösung für einen modernen Neubau, könnte das jetzige Schulareal zwischen Zeithstraße und Wolsdorf für Wohnbebauung genutzt werden – immerhin eine Fläche von 52 000 Quadratmetern. Dort könne dann auch, so Becker, der oft geforderte „bezahlbare Wohnraum“ realisiert werden. Ebenso könne aber auch herauskommen, dass der jetzige Standort für die Schule der richtige sei und am Seidenberg dann beispielsweise Wohn- oder Gewerbeflächen möglich seien.

„Man sollte diese Themen nicht gegeneinander ausspielen. Die Schule geht vor“, sagte Müller. „Am Seidenberg wäre die Schule zu weit vom Stadtzentrum entfernt und hätte auch weniger Platz.“ Die Grünen beantragten im Schulausschuss die Sanierung des Schulzentrums, ließen sich aber auf eine Vertagung ein – unter der Bedingung, dass die Gutachter noch vor den Haushaltsberatungen am Jahresende das Ergebnis ihrer Untersuchung vortragen. Zudem erreichte Müller, dass die Standortfrage nun in jedem Schulausschuss auf der Tagesordnung steht.

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