Corona-Krise im Rhein-Sieg-Kreis So bereiten sich die Schulen auf den Unterricht vor

Rhein-Sieg-Kreis · Abstandsregeln, Hygienevorschriften, Lernen in kleinen Gruppen: Die Schulleiter im Rhein-Sieg-Kreis haben sich längst Gedanken gemacht, wie sie den Unterrichtsalltag in der kommenden Woche organisieren. Bislang gibt es noch keine konkreten Anweisungen aus Düsseldorf.

 Mit Punkten auf den Tischen und Klebeband auf dem Boden sollen die Schüler der Swistbachschule lernen, den nötigen Abstand zu halten.

Mit Punkten auf den Tischen und Klebeband auf dem Boden sollen die Schüler der Swistbachschule lernen, den nötigen Abstand zu halten.

Foto: Matthias Kehrein

Mit den Abiturienten und den zehnten Klassen, die vor dem Abschluss stehen, startet in der kommenden Woche der Schulbetrieb nach der Corona-Pause wieder, ab dem 4. Mai dürfen auch die Viertklässler wieder zur Schule gehen – das erfuhren die Schulleiter am Donnerstagmorgen per E-Mail aus dem Schulministerium in Düsseldorf.

„Schulen sind ja organisationserprobt“, kommentiert Michael Arndt, Leiter des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) in Sankt Augustin, die Vorbereitungen auf den Neustart.

Nicht jede Schule hat Waschbecken im Klassenzimmer

Wie er haben die meisten Schulleiter damit nicht bis zu einer verbindlichen Anweisung gewartet, sondern längst Räume mit dem Zollstock vermessen, den Bestand an Desinfektionsmitteln, Seife und Papierhandtüchern überprüft.

„Glücklicherweise haben wir in fast allen Räumen Waschbecken“, sagt Beatrix Glaser, die das städtische Gymnasium in Hennef leitet. Das bedeutet, dass sich die Schüler vor Unterrichtsbeginn im Klassenraum die Hände waschen können.

Anders im AEG, in dem dafür nur die Toiletten zur Verfügung stehen. Arndt hofft, dass er außerdem genügend Desinfektionsmittel bereitstellen kann.

Spezieller Unterricht für Abiturienten

Beide Schulleiter gehen davon aus, dass sie mit dem Abschlussjahrgang nicht nach normalem Stundenplan starten, da für die Abiturienten mit den Osterferien normalerweise die Lernphase vor den Prüfungen begonnen hätte.Gezielten Unterricht in den Abitur-Fächern hat Glaser für sie geplant, persönliche Sprechstunden und Simulationen der mündlichen Prüfungen sind im AEG vorgesehen.

„Bei uns gibt es viele große Räume, sodass wir die Kurse gut aufteilen können“; sagt Glaser.

Raumgröße ist ein Problem

Unterricht mit mehr als zwölf Schülern sei aber auch in den größten Räumen nicht möglich, wenn der nötige Abstand eingehalten werden müsse. Ein Problem muss am Gymnasium in Hennef noch gelöst werden: Einige Fachlehrer gehören zu Risikogruppen.

Auch an den Grundschulen laufen die Vorbereitungen bereits. 50 Viertklässler erwartet beispielsweise Ute Stellberg, Leiterin der katholischen Grundschule in Sankt Augustin-Meindorf.

Kleine Kinder auf Abstand halten

Die sollen auf vier Lerngruppen aufgeteilt werden. Wie sich die erforderlichen Hygieneregeln und der Abstand zwischen den Kindern einhalten lässt, hat sie schon bei der Installierung der Notbetreuung überlegt.

„15 Kinder pro Lerngruppe wären zu viel“, ist ihre Erkenntnis. Es sei schwierig, die kleineren Kinder im nötigen Abstand zueinander zu halten.

In Meindorf werden deshalb die Tische auseinander gerückt und die Plätze markiert. Die Türen zu den Klassenräumen sollen offen bleiben, damit die Kinder keine Klinken anfassen müssen.

Fest zugeteilt wird außerdem, welche Toilette die Kinder benutzen. Stellberg hofft, dass die Viertklässler an den Plan gewöhnt sind, wenn später auch die anderen KInder wieder zur Schule kommen.

Gestaffelte Pausen, geänderte Stundenpläne

Auseinander gerückte Tische, markierte Plätze, offene Türen – das alles gibt es ebenso an der Swistbachschule in Heimerzheim. Die Vorbereitungen von Schulleiterin Annemie Mahlberg sehen ähnlich aus wie die von Ute Stellberg in Meindorf.

Beide versuchen außerdem, den verschiedenen Lerngruppen unterschiedliche Pausenzeiten anzubieten. Mahlberg: „Natürlich müssen wird die Stundenpläne ändern.“

Frank Wasser, Leiter der Erzbischöflichen Ursulinen-Realschule in Hersel, wartet auf die Anweisung der Bezirksregierung. Er hat für verschiedene Szenarien Pläne in der Schublade. Nach dem Wiedereinstieg müssten die beiden 10er-Abschlussklassen wohl in Gruppen aufgeteilt werden.

„Wenn die Obergrenze bei 15 festgelegt wird, müssten wir drei Gruppen pro Klasse bilden“, so Wasser. Da etwa ein Drittel der Lehrer fehle, weil sie aus Altersgründen oder wegen Vorerkrankungen zur Risiko-Gruppe gehörten, könne es sein, dass in bestimmten Fächern fachfremde Kollegen aushelfen müssten.

Die Schule sei nun dabei, die Hygiene-Bestimmungen umzusetzen. Eine Reinigungsfirma werde in den nächsten Tagen Tische, Türklinken und Geländer desinfizieren.

Während der Schulausschuss des Düsseldorfer Landtags am Donnerstagnachmittag noch tagte, beriet sich die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken mit den Landräten und Bürgermeistern ihres Bezirks.

„Tatsächlich sind konkrete Punkte dazu, wie die Teilöffnungen der Schulen in NRW erfolgen sollen, noch völlig offen“, so Landrat Sebastian Schuster bei der täglichen Corona-Pressekonferenz des Kreises. „Wir müssen die Erlasslage abwarten.“

Klar sei, dass die Lehrer ab 22. April zurückgerufen werden, um den Schulbetrieb vorzubereiten. Ab 23. April dürfen die Schüler der Zehner-Jahrgänge und der Berufskollegs sowie die Abiturienten wieder in die Schulen.

Es bestehe keine Schulpflicht. Man könne sich aber auf seine Prüfungen vorbereiten. Schuster nannte Beispiele: „Wenn jemand sich etwa auf sein Sport-Abi vorbereiten und dafür in die Turnhalle muss oder einer in den Chemiefachraum, dann ist das möglich.“

Schulpflicht besteht indes für die Kinder der vierten Klassen. „Wir brauchen aber eine Überarbeitung der Corona-Schutzverordnung, und die soll am Freitag erscheinen.“ Darin werde unter anderem neu definiert, welche weiteren Berufsgruppen die Notbetreuung, etwa in den Offenen Ganztagsschulen, in Anspruch nehmen können.

Desinfektionsmittel soll es in den Schulen nicht geben, sagte Rainer Meilicke, Leiter des Kreisgesundheitsamts. „Das Händewaschen mit Seife reicht da völlig aus“, so Meilicke. Und was das Tragen von Atemschutzmasken betrifft, gebe es ja die „galante Empfehlung“ der Kanzlerin. Dringend notwendig sei das aber nicht.

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