Öffentlicher Nahverkehr in Siegburg FDP träumt von Schwebebahn zwischen Siegburg und Bonn

Siegburg · Hoch über der B56 vom Bahnhof in Siegburg zum nächsten Termin nach Bonn schweben, anstatt mit der Linie 66 im Stau zu stehen – diese Vision hat die FDP in Siegburg. Dort soll nach den Wünschen der Liberalen die erste Ottobahn fahren.

Hoch über dem Verkehr sollen die Gondeln der Ottobahn schweben wie auf dieser Animation - nach dem Willen der FDP bald in Siegburg.

Hoch über dem Verkehr sollen die Gondeln der Ottobahn schweben wie auf dieser Animation - nach dem Willen der FDP bald in Siegburg.

Foto: ottobahn

Mit einer Bahn hoch über den Straßen will die FDP in Siegburg die Verkehrsprobleme der Kreisstadt lösen – und blickt dabei schon jetzt über die Stadtgrenzen hinaus. Die „Ottobahn“ könnte nach Auskunft ihrer Erfinder – eines Münchner Startups – in fünf bis zehn Metern Höhe über dem Verkehr schweben. Gondeln transportieren jeweils bis zu vier Fahrgäste.

Ihre Installation will die FDP im Siegburger Stadtrat beantragen, so lautet ein Beschluss des jüngsten Kreisparteitags. Zwei Strecken hat die FDP dafür vorgesehen: Zum einen soll die Ottobahn entlang der B56 von Franzhäuschen in Lohmar bis zum Bahnhof in Siegburg führen. Das würde eine Busspur und damit die Versiegelung einer Strecke von rund zwei Kilometern auf einer Breite von 3,50 Metern überflüssig machen, so die FDP.

Außerdem plant sie eine innerstädtische Route in Siegburg, die vom Bahnhof über das Rhein-Sieg-Forum bis zum Gewerbegebiet Zange an der Stadtgrenze von Troisdorf führen soll. Aber die Liberalen schmieden auch Pläne über die Stadtgrenzen hinaus: „Langfristig wäre auch vorstellbar, dass die Ottobahn die Stadt Bonn mit dem ICE-Bahnhof Siegburg verbindet“, heißt es in ihrer Mitteilung.

Günstiger als eine Straßenbahn

Für die Ottobahn spricht aus Sicht der FDP auch der Preis. Gegenüber einer Straßenbahn koste sie nur knapp ein Drittel in der Installation. Auch der Betrieb sei aufgrund des hohen Automatisierungsgrades kosteneffizienter. Außerdem gehen die Liberalen davon aus, dass sie vom Bundesverkehrsministerium ebenso unterstützt würde wie der Bau einer Straßenbahn. Bei etwa fünf Millionen Euro für eine Strecke von einem Kilometer, so ihre Rechnung, würde die Stadt nur für zehn Prozent der Investitionskosten aufkommen müssen, also für 500.000 Euro.

„Gondeln, die in fünf bis zehn Metern über den Straßen der Stadt schweben, und die Menschen rund um die Uhr individuell an ihr Ziel bringen, das klingt nach Zukunftsmusik – ist es aber nicht“, sagt Frank Michael Müller, bis Februar Vorsitzender der FDP Siegburg. Für den Bau sei alle 50 Meter ein Mast mit 80 Zentimeter Durchmesser erforderlich. Das System fährt autonom und kann per App unter Angabe von Start- und Zielort bestellt werden, individuell zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ein- und Aussteigen soll überall auf der gesamten Strecke möglich sein – die Gondeln werden dafür zu Boden gelassen.

Das Unternehmen wirbt mit Nachhaltigkeit und Geschwindigkeit der Ottobahn: 60 Stundenkilometer in der Stadt, bis zu 250 Stundenkilometer soll sie außerhalb von geschlossenen Ortschaften schaffen. Damit würde sie ihre Passagiere in zweieinhalb Stunden von München nach Berlin bringen. Dem ganzen System schreiben sie eine Haltbarkeit von 100 Jahren zu, über den Schienen könnten Solarzellen installiert werden.

Bislang allerdings existiert die erste Ottobahn nur auf der Teststrecke des Unternehmens in den Werkshallen in München. Im Süden der bayerischen Hauptstadt soll allerdings in naher Zukunft eine Referenzstrecke gebaut, auf der die Bahn unter realen Bedingungen getestet werden kann.

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