Sternsinger in Siegburg Segen auf neuen Wegen

Siegburg · Die Siegburger Sternsinger tanzen für guten Zweck. Wer zur Segenstankstelle kommt, darf Aufkleber für die Haustür mitnehmen.

 Nachbarskind Greta (links) holt sich bei Sternsingerin Annika Smeets (Mitte) und ihrem Vater Karsten Smeets einen „Segen to go“ an der Segenstankstelle ab. In der Papiertüte ist auch der Aufkleber mit dem Haussegen.

Nachbarskind Greta (links) holt sich bei Sternsingerin Annika Smeets (Mitte) und ihrem Vater Karsten Smeets einen „Segen to go“ an der Segenstankstelle ab. In der Papiertüte ist auch der Aufkleber mit dem Haussegen.

Foto: Mario Quadt

„Ein Fuß nach vorne, viermal tippen, Beine wechseln, wieder viermal tippen“ – und dann steigen Tanz-Muffel sicher schon aus. Wer die Schrittfolge des „Jerusalema“-Tanzes aber einmal begriffen hat, kommt davon nicht mehr los, denn er fordert noch einiges mehr an Rhythmus und Bewegung und macht zur passenden Musik einfach nur Spaß und Freude. Das denken inzwischen Zigtausende begeisterter Tänzer auf der ganzen Welt, die ihre Videos zum Song „Jerusalema“ des südafrikanischen DJ Master KG und der Sängerin Nokembo Zikode ins Netz stellen.

Zikode singt auf Zulu, einer südafrikanischen Sprache, von „Jerusalema“. Sie besingen einen Ort der Sehnsucht, an dem es keine Sorgen gibt. Vielleicht ist das der Grund, warum Klinik-Ärzte, Feuerwehrleute, Schulen und so ziemlich jede Berufsgruppe sich seit Mitte vergangenen Jahres weltweit zu diesem Lied tanzend filmen und die Videos posten. Unter Corona ist „Jerusalema“ zu einer Botschaft geworden, zu dem Wunsch nach Leichtigkeit und Sorglosigkeit. Und dem Ausdruck von Solidarität. Die mitreißende Musik tut ein Übriges. Sie macht „Jerusalema“ zu dem Tanz, der vielen durch die Corona-Zeit hilft.

Jetzt ist „Jerusalema“ in Siegburg angekommen. Die Siegburger Sternsinger tanzen dazu und bekommen prominente Unterstützung aus dem Pastoralbereich von Pater Shaji Panakal und Schwester Justina aus dem Pfarrgemeinderat. Wer die Gottesdienste von Pater Shaji kennt, der weiß, dass der aus Indien stammende Geistliche gerne mal zu Gitarre oder Keyboard greift und dann Lieder seiner Heimat singt.

Jetzt hat sich Shaji zusammen mit Pfarrgemeinderatsmitglied Schwester Justina und einer Gruppe von Siegburger Sternsingern an der Tanz-Challenge beteiligt. Shaji tanzt nicht nur mit, er sorgt auch mit einem Stern als Kopfschmuck und Bollywood-Tanzbewegungen auf der Dachterrasse des Katholisch-Sozialen Institus (KSI) über den Dächern von Siegburg für einen zusätzlichen Höhepunkt.

„Als mich die Sternsinger fragten, ob ich mitmache, konnte ich nur ,Ja’ sagen“, bekennt der unbeschuhte Karmelit, der im Konvent auf dem Michaelsberg lebt. Er hat es sichtlich genossen, die Tanz-Aktion für den guten Zweck zu unterstützen. „Tanzen ist ein Ausdruck der Freude für Jung und Alt“, sagt Shaji. „Ich bin kein Profi, aber ich mag es“, sagt der Pater, der diese Ansicht offensichtlich mit den übrigen Teilnehmern der Challenge teilt.

„Wir haben lange diskutiert, wie wir das Sternsingen in diesem Jahr gestalten können“, sagt Susanne Coenen, die sich mit Pater Shaji, Karsten Smeets und Carolin Lohmeier für die Siegburger Sternsinger-Aktionen engagiert. Nach der Pressemitteilung des Kindermissionswerkes mit der eindringlichen Bitte, auf Hausbesuche zu verzichten, war schnell klar, dass die Kinder diesmal nicht von Haus zu Haus gehen konnten, um den Segen an den Türen anzubringen.

In allen Kirchen liegen seitdem die Segensaufkleber aus, und das Pfarrbüro bearbeitet Anfragen auch persönlich. Die Sternsinger verteilten den Segen als Postsendung und an zusätzlichen „Segens-Haltestellen“. Diese wurden an Informationsständen vor einigen Haustüren aufgebaut und boten Gläubigen im Vorbeigehen eine Tüte mit „Segen to go“. „Auch dieses Angebot wurde sehr gut angenommen und zeigt uns für die nächsten Jahre, dass wir viele alternative Möglichkeiten haben, die Menschen in unseren Gemeinden zu erreichen“, sagt Smeets.

Der getanzte Segen entstand nun als weitere Aktion der Siegburger Kinder, die Solidarität zeigen konnten, ohne von Haustür zu Haustür zu ziehen. „Unterm Strich sind diese ganzen Alternativ-Aktionen für uns und die Kinder zu einem riesigen Gewinn geworden“, sagt Coenen, die sich mit dem „Drehbuch“ der Tanz-Videos befasst hatte und am Schnittpult Hilfe durch den Abiturienten Daniel Schaboltas erhielt. Schaboltas setzte Filmsequenzen aus allen Kirchtürmen der Servatius-Gemeinde zu einem Film zusammenzusetzen. „Es ist einfach toll, wie schnell über diesen Weg alle Kirchtürme zusammenfanden“, sagt Coenen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn die Schritte, die zu dem Superhit getanzt wurden, machen Lust auf mehr. Ob einzeln oder in kleinen Gruppen – die Sternsinger legten sich in und vor ihren Kirchen mächtig ins Zeug. Getanzt wurde in Sankt Anno (Nordstadt), Sankt Mariä Empfängnis (Stallberg), Sankt Josef (Brückberg), Liebfrauen (Kaldauen) und Sankt Hedwig (Zange). Mit dieser mitreißenden Sternsinger-Aktion sammeln die Kinder der katholischen Kirchengemeinde St. Servatius nun noch bis zum 2. Februar für Kinder in der Ukraine.

Das Video zur Spendenaktion ist unter https://youtu.be/V08veKIRRnk auf Youtube zu sehen und steht auch auf der Homepage der Gemeinde.

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