Tag des Weißen Stockes Sehbehinderte demonstrierten in Siegburg für mehr Barrierefreiheit

SIEGBURG · Behutsam leitet der Blindenführhund Marley seinen Halter Günter Wingender. Zusammen umkurven sie einige Hindernisse wie Werbeschilder oder parkende Autos. Labrador Marley geht mit dem Fachgruppenleiter der Blindenführhalter in Nordrhein-Westfalen voran.

 Unterwegs in Siegburg: Günter Wingender mit Labrador Marley.

Unterwegs in Siegburg: Günter Wingender mit Labrador Marley.

Foto: Lars Tenorth

Dicht dahinter befinden sich weitere Sehbehinderte, die sich mit ihren Hunden zielgerichtet den Weg bahnen. Die Gruppe hat sich erst vor dem Rathaus versammelt, bevor sie Richtung Bahnhof aufbricht. Über den Siegburger Markt und vorbei am S-Carré schreiten sie in Richtung Bahnhof. Der Platz rund ums S-Carré stellt aufgrund der Weitläufigkeit und den fehlenden Orientierungshilfen die größte Hürde dar. Nach ein paar Minuten ist die schwierige Zone passiert und der Bahnhof sicher erreicht.

Anlässlich des "Tag des Weißen Stockes" am Dienstag weist der Blinden- und Sehbehindertenverein Bonn/Rhein Sieg auf die fehlende Barrierefreiheit in der Stadt Siegburg hin. Außerdem möchte der Verein vermitteln, wie jeder Einzelne mit sehbehinderten Menschen umgehen sollte. Die goldene Regel: Erst sollte man einen blinden Menschen immer fragen, ob man ihm helfen könne. Bloß kein unüberlegter Aktionismus - das ist eine Frage des Respekts.

"Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft ihre Hemmungen ablegt und wir als Sehbehinderte normal behandelt werden. Dabei freue ich mich über tatkräftige Unterstützung, es sollte jedoch vorher höflich gefragt werden", sagt Günter Wingender.

In Siegburg gebe es einige Barrieren, die ihnen das Leben erschweren, so der 64-jährige, der in Kaldauen wohnt. Generell seien Bushaltestellen hilfreich, bei denen bestimmte Sektoren des Bürgersteiges mit speziellen Maserungen versehen sind. Der vordere Einstiegsbereich müsse breiter markiert sein. Mancherorts fehle auch Beleuchtung an den Zebrastreifen, damit Autofahrer Menschen mit dem weißen Stock schneller erkennen könnten.

Konkret kritisiert Wingender die Situation am Oktopus an der Zeithstraße in Siegburg: "Die Verkehrssituation am Schwimmbad stellt für uns eine große Gefahr dar. Die vorhandene Ampel muss mit einem zusätzlichen akustischen Signal ausgestattet werden, damit Sehbehinderte die Straße sicher überqueren können. So ist aktuell kein Sehbehinderten-Schwimmkursus denkbar."

Roswitha Michels (72) aus Much hat seit der Geburt einen Sehriss, der sich im Laufe der Zeit weiter verschlimmerte. Sie sagt: "Größtenteils kann ich die Alltagsangelegenheiten alleine bewältigen. Beim Einkaufen und im Haushalt bekomme ich Unterstützung."

Auch Günter Wingender ist von seiner Geburt an sehbehindert - seit etwa 20 Jahren ist er komplett blind. Die Ursache dafür ist der grüne Star. Zum Glück gibt es nützliche Hilfsmittel für diese Einschränkung. Neben dem weißen Stock erleichtern Marley und andere Blindenführhunde sehbehinderten Menschen das Leben.

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