Junge Räuberbande vor Gericht Sextett werden 20 Straßenüberfälle vorgeworfen

SANKT AUGUSTIN/SIEGBURG · Das Sextett auf der Anklagebank vor der Bonner Jugendstrafkammer war von August 2014 bis März 2015 in Sankt Augustin und Siegburg der Schrecken der Straße. Davon geht die Bonner Staatsanwaltschaft aus.

Sie wirft den fünf Jugendlichen, 16 und 17 Jahre alt, und einem heute 21-Jährigen insgesamt 29 Taten vor, davon allein 20 Raubüberfälle, die sie in wechselnder Besetzung begangen haben sollen.

Dabei sollen die jungen Männer auch vor Gewaltanwendung nicht zurückgeschreckt sein, um ihre Opfer zur Her-ausgabe von Handys und Geld zu zwingen. An Haltestellen in Sankt Augustin und Siegburg, auf Supermarktparkplätzen, ja selbst auf Kinderspielplätzen gingen sie immer zu mehreren auf Opfer los, meist schlugen sie laut Anklage mit den Fäusten zu, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Mal setzten sie auch einen Schlagstock ein oder bedrohten ihre Opfer mit einem Messer.

In einem Fall verfolgten zwei der Angeklagten zwei Fahrgäste, die in Siegburg aus der Straßenbahn gestiegen waren, und beleidigten ihre Opfer. Einer der Angeklagten zog ein Butterflymesser und drohte laut Anklage: "Ich stech' dich ab, ich schlitz dich auf." Beute machten sie allerdings keine: Ein Zeuge hatte die Polizei alarmiert, und als die kam, flüchteten die Angeklagten.

In den zwei Wochen vor und nach Weihnachten schlugen die Angeklagten fast täglich zu, manchmal sogar mehrfach an einem Tag und überfielen Menschen auf der Straße, meist um ihnen Handys zu rauben. Allein in dieser Zeit listete der Staatsanwalt gestern am ersten Prozesstag mehr als zehn Fälle auf. Außerdem sollen die Angeklagten, ebenfalls in wechselnder Besetzung, eine Reihe von Diebstählen in Geschäften begangen haben und zudem in ein Sportlerheim eingebrochen sein.

Als sie geschnappt wurden, kam der 21-Jährige in U-Haft, ein 17-Jähriger in ein Erziehungshilfeheim. Die anderen vier blieben oder kamen nach kurzer U-Haft frei. Doch als ein 17-Jähriger direkt nach der Haftverschonung wieder straffällig wurde, landete er erneut in U-Haft.

Und auch ein zunächst haftverschonter 16-Jähriger sitzt seit zehn Tagen wieder hinter Schloss und Riegel: Er soll am 19. September zusammen mit sieben Kumpanen seinen ebenfalls 16-jährigen Mitangeklagten bedroht haben für den Fall, dass er vor Gericht gegen ihn aussage. Nun im Prozess aber wies er gestern ein Alibi für den fraglichen Tag vor. Das muss das Gericht nun überprüfen.

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