Robi in der Krise Außer-Haus-Verkauf hält Cateringbetrieb über Wasser

Siegburg · 2000 Mittagessen für Schulen und Kitas stellt die Robi gGmbH sonst täglich her. Im Corona-Lockdown muss die Arbeiterwohlfahrt Bonn/Rhein-Sieg allerdings um die Existenz ihres Cateringbetriebs fürchten, in dem Menschen mit Behinderungen arbeiten.

 Mittagszeit im Bistro: Seit zwei Wochen servieren Betriebsleiter Thomas Reinelt (v.l.) und seine Auszubildenden Jan-Phillip Lohmar und Lukas Rasch günstige Mittagsmenüs zum Mitnehmen. Normalerweise kocht die Robi täglich 2000 Mahlzeiten.

Mittagszeit im Bistro: Seit zwei Wochen servieren Betriebsleiter Thomas Reinelt (v.l.) und seine Auszubildenden Jan-Phillip Lohmar und Lukas Rasch günstige Mittagsmenüs zum Mitnehmen. Normalerweise kocht die Robi täglich 2000 Mahlzeiten.

Foto: Nadine Quadt

Normalerweise ist das Bistro an der Siegburger Schumannstraße nur ein kleiner Nebenschauplatz der Cateringfirma Robi gGmbH. Momentan ist es aber die einzige Stelle, an der die Tochter der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Bonn/Rhein-Sieg Speisen ausgibt.

Die 13 Schulmensen, die der gemeinnützige Inklusionsbetrieb sonst betreibt, sind infolge der Corona-Pandemie geschlossen, und auch die Essenslieferungen für Kindertagesstätten und Offene Ganztagsschulen fallen weg. „Wir versuchen, unseren Betrieb irgendwie am Laufen zu halten“, sagt Robi-Betriebsleiter Thomas Reinelt. „Es muss aber etwas passieren, damit die Robi die Krise übersteht“, ergänzt Awo-Geschäftsführer Franz-Josef Windisch.

Viele Mitarbeiter in Kurzarbeit

2000 Mittagsmahlzeiten produzieren die 87 Mitarbeiter, die sich auf 50 Vollzeitstellen verteilen, eigentlich täglich in der Siegburger Zentralküche. „Wir bieten jeden Tag zwei frische, gesundheitsfördernde Gerichte, davon eins vegetarisch“, sagt Reinelt.

Mit der Schulschließung im März ist die Arbeit der Robi indes mit einem Schlag zum Erliegen gekommen. Der Großteil der Mitarbeiter sei seither in Kurzarbeit, so Windisch.

Lieferservice als Überlebensstrategie

„Anfangs sind wir davon ausgegangen, dass es nach den Osterferien weitergeht“, sagt Reinelt. Als sich jedoch abzeichnete, dass die Schulen länger geschlossen bleiben und ein regulärer Unterricht noch nicht absehbar ist, habe man begonnen, neue Ideen zu entwickeln.

Die Wiedereröffnung des Robi-Bistros zum Außer-Haus-Verkauf war eine, ein Lieferservice eine weitere Idee. „Wir haben dazu unsere drei Auszubildenden in die Küche geholt“, so Reinelt.

Mahlzeiten für Leute mit wenig Geld

Einer der Köche leitet sie bei der Zubereitung der Gerichte an, und sie übernehmen die Essensausgabe im Bistro. Das ist seit zwei Wochen montags bis donnerstags zwischen 12 und 13.30 Uhr geöffnet – und wird unterschiedlich stark aufgesucht.

„An Spitzentagen hatten wir 19 Kunden“, berichtet Reinelt. An den Werktagen liefern Mitarbeiter des Cateringbetirebs zudem nach Vorbestellung Mittagsmahlzeiten aus. „Wir haben darüber mit Flyern informiert, vor allem in den umliegenden Seniorenwohnungen“, so der Betriebsleiter.

„Wir wollen damit vor allem Menschen mit schmalem Geldbeutel erreichen“, erklärt Windisch. Ein Gericht mit Dessert kostet 4,20 Euro.

Ab der kommenden Woche liefert der Caterer wieder 160 Mahlzeiten an Schulen aus. „In einer Mensa geben wir auch wieder Essen aus“, sagt Reinelt.

Mehr sei momentan noch nicht in Sicht. „Die Mensen müssen zunächst coronafest gemacht werden“, erklärt er, etwa durch Plexiglasschutzwände, die neuerdings auch Kunden und Mitarbeiter im Robi-Bistro voneinander trennen. Dazu suche er das Gespräch mit Schulen und Schulträgern.

Einen Wiedereinstieg in den Schulbetrieb könnte sich Reinelt auch über einen Kioskverkauf einzeln verpackter Menüs vorstellen. „Wir sind eigentlich gut aufgestellt“, sagt Windisch mit Blick auf das 2001 gegründete Tochterunternehmen.

Dessen Ziel ist es, Menschen mit und ohne Behinderung eine sinnvolle Beschäftigung zu ermöglichen. „Es wäre schlimm, wenn durch die Corona-Krise alles zunichte gemacht würde“, so der Awo-Geschäftsführer. Es müsse eine Lösung gefunden werden, deswegen sei er im Gespräch mit den Kommunen, aber auch mit Politikern.

„Wir fallen leider aus allen Hilfsprogrammen“, erklärt Reinelt. Aber gerade für die Robi-Mitarbeiter sei es wichtig, dass sie ihren Job behalten. „Einige von ihnen hätten auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance.“

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