Jugendarbeit in Siegburg Jugendliche sind enttäuscht nach dem Aus für den „Bahnhof Brückberg“

Siegburg · Nach dem Aus für die offene Jugendarbeit rund um zwei ausrangierte Bahnwaggons auf dem Brückberg berichtet der Evangelische Kirchenkreis von enttäuschten Jugendlichen. Befürworter des Projektes haben zudem eine Onlinepetition gestartet.

 In einem Legomodell haben Jugendliche ihre konkreten Ideen für den "Bahnhof Brückberg" visualisiert.

In einem Legomodell haben Jugendliche ihre konkreten Ideen für den "Bahnhof Brückberg" visualisiert.

Foto: evaju

Die Idee, im Siegburger Stadtteil Brückberg rund um zwei ausrangierte Eisenbahnwaggons eine offene Jugendarbeit zu etablieren, hat von Anfang an heftige Kritik hervorgerufen. Dass CDU, Grüne, SBU und Volksabstimmung sie nun in der jüngsten Ratssitzung überraschend ganz aufs Abstellgleis gestellt haben, hat eine Welle des Protests ausgelöst. Familien, die sich schon im Sommer klar für das Projekt „Bahnhof Brückberg“ positioniert haben, starteten am Tag nach der Entscheidung eine Onlinepetition. Stand Montagnachmittag haben sich darin bereits 787 Menschen für die Umsetzung der ursprünglichen Idee ausgesprochen. Zudem hat der Evangelische Kirchenkreis An Sieg und Rhein (Ekasur) die Absage an das Projekt scharf kritisiert.

Als „fatale Entwicklung“ bewerten Superintendentin Almut van Niekerk und Charlotte Dückers, Geschäftsführerin des Evangelischen Jugendwerks Sieg, Rhein, Bonn, den mehrheitlichen Ratsbeschluss. Er sei eine Absage an Selbst- und Mitbestimmung sowie Eigenverantwortung und Engagement von Jugendlichen. Die evangelische Jugendarbeit fördere aber vor allem eben diesen wertschätzenden emanzipatorischen Ansatz. „Jugendlichen gebührt unsere Aufmerksamkeit. Sie brauchen attraktive Orte“, sagt Almut van Niekerk. Orte, an denen sie sich treffen und die sie selbst mitgestalten könnten. „Partizipation von Jugendlichen muss ernst genommen werden“, fordert Charlotte Dückers.

Einen solchen Ort möchte das Evangelische Jugendwerk Kindern und Jugendlichen auf dem Areal hinter der Adolf-Kolping-Schule am Brückberg bieten. Dort organisiert es auch seit 2021 in den Sommerferien die Kinderstadt Mini-Siegburg. Für die Umsetzung des Projektes habe es in den vergangenen Wochen schon verschiedene Workshops und Veranstaltungen mit Jugendlichen gegeben, so der Ekasur. Fast drei Dutzend Heranwachsende hätten sich in den Beteiligungsprozess eingeklinkt, den das Projekt ausmache. „Sie haben das Projekt ernst genommen – sie haben ihre Mitgestaltungsmöglichkeiten ernst genommen“, sagt Charlotte Dückers.

Sie berichtet etwa von einem Legomodell, mit dem sie konkrete Ideen visualisiert hatten. Auch über die Nutzung haben sie sich Gedanken gemacht, inklusive eines möglichen Wochenplans, verschiedener kreativer Angebote, der Reinigung und der Gestaltung der Zugabteile. Diese, so Dückers, hätten die Jugendlichen gern in verschiedenen kulturellen Stilen eingerichtet – ganz im Sinne eines Zuges, der Menschen an unterschiedlichste Orte bringen kann.

Jugendliche sind enttäuscht

Viele dieser Jugendlichen haben die Jugendwerks-Mitarbeiter kurz nach der Ratsentscheidung bei einer Weihnachtsfeier wieder getroffen, ursprünglich auch um einen Blick auf die nächsten Schritte im Projekt zu werfen. Diese seien tief enttäuscht gewesen, so Dückers. Als „einfach ungerecht“ empfinde etwa ein Jugendlicher das „Aus“, der sich in seinem Ausbildungsbetrieb darum bemüht hatte, eine Schutzlackierung für die Waggons zu organisieren. Bei den Jugendlichen bleibe das Gefühl, dass sie nicht zählen und dass es für sie doch keinen Raum gebe, bedauert Dückers.

Unterdessen wächst die Zahl derer, die das Projekt unterstützen. In der vor einer Woche gestarteten Onlinepetition „Für Jugend- und Quartiersarbeit in den geplanten Eisenbahnwaggons auf dem Brückberg“ nutzen viele die Kommentarfunktion, um ihre Argumente für die Idee darzulegen. Von den aktuell 787 Unterzeichnern kommen 376 aus Siegburg. Auch die Gegner des „Bahnhof Brückberg“, die sich in der IG Brückberg zusammengetan haben, hatten im Frühjahr eine Onlinepetition gestartet: Die hatten 336 Menschen unterzeichnet, ohne öffentlich einzusehende Wohnortangabe.

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