Unternehmen will Waldfläche umnutzen Siegburger Firmen wollen auf Gelände am Seidenberg expandieren

Siegburg · Der Plan ist folgender: Ein Siegburger Holzfachhändler will sein durch eine Straße getrenntes Betriebsgelände an der Zeithstraße an einem Standort vereinen. Dafür müssen jedoch Bäume gefällt und ein Flächennutzungsplan geändert werden.

  Ein Holzbau-Firma aus Siegburg will ihr Betriebsgelände zusammenlegen. (Symbolfoto)

 Ein Holzbau-Firma aus Siegburg will ihr Betriebsgelände zusammenlegen. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Darryl Dyck

Das Problem ist tagtäglich auf der Siegburger Zeithstraße zu beobachten: Kurz vor der Unterführung der A3 stockt regelmäßig der Verkehr, da Gabelstapler des dort ansässigen Holzhändlers die Straße queren. Das möchte die Holz Bauer GmbH ändern und die aktuell durch die Zeithstraße getrennten Flächen ihres Betriebsgeländes an einen Standort auf dem Seidenberg verlegen. Dafür müssten aber sowohl der Bebauungs- wie auch der Flächennutzungsplan des etwa 6,5 Hektar großen Waldstücks geändert werden. Mit den Stimmen von SPD, Grünen, FDP und Linken hat der Planungsausschuss am Dienstagabend das dafür notwendige Verfahren angestoßen.

Wie berichtet, war die Fläche vor vier Jahren als möglicher Standort für einen Neubau des Schulzentrums Neuenhof im Gespräch. Planer Heiner Farwick hatte bei dieser Option indes zu viele Unwägbarkeiten gesehen. Er nannte Probleme durch Altlasten, da Teile zum alten Deponiegelände Seidenberg gehören, die problematische Topographie, die Nähe zur A 3 und auch die notwendige Umwandlung von Wald- zu Baufläche. Die damalige Mehrheitskoalition aus CDU und FDP lenkte schließlich ein, stimmte mit den anderen Fraktionen für eine Sanierung des Schulgebäudes und verabschiedete sich damit von der Idee, durch einen Neubau auf dem Seidenberg am Neuenhof Platz für Wohnungsbau zu schaffen. 2019 scheiterte die SPD mit einem Antrag, auf dem Gelände am Seidenberg eine Wohnbebauung zu realisieren.

Hallen für Fahrzeuginstandsetzung der Firma Kohr

Geschäftsführer Dirk Bauer möchte nun mit dem Plan, auf dem Areal das nördlich und südlich der Zeithstraße gelegene Betriebsgelände zu vereinen, seinen 1962 gegründeten Familienbetrieb vergrößern und langfristig in Siegburg sichern. Dazu sollen dort neben einem zwei- bis dreigeschossigen Bürogebäude neue zwölf bis 14 Meter hohe Hallen und Flächen zur Lagerung von Holzprodukten entstehen. Einen Teil der Hallen will das Unternehmen zudem der Fahrzeuginstandsetzung der Firma Kohr überlassen. Die würde dafür ihren Firmensitz von der Mahrstraße im Siegburger Zentrum auf den Seidenberg verlegen.

Ein etwa 30 Meter breiter Waldgürtel soll erhalten bleiben und das Firmengelände künftig von den umliegenden Wohngebieten abschirmen. Noch gehört das Gelände der Stadtentwicklungsgesellschaft Siegburg. Laut Stadtverwaltung laufen aktuell Kaufverhandlungen über das Areal.

Angst um das ökologische Gleichgewicht

Arge Bedenken hegt die CDU gegen die geplante Bebauung des Grundstücks. „Das Grün an dieser Stelle ist für uns unverzichtbar“, sagte deren Fraktionsvorsitzender Jürgen Becker schon im Vorfeld des Planungsausschusses. Erst vor Kurzem habe die Politik einstimmig beschlossen, es in den Landschaftsplan aufzunehmen. Der durch die Rodung des Waldes notwendige ökologische Ausgleich sei in der Kreisstadt gar nicht zu realisieren, gab auch Ursula Muranko für die CDU zu bedenken. In der Abstimmung enthielt sich ihre Fraktion, um für eine endgültige Abstimmung zunächst die im Laufe des Verfahrens erfolgenden Stellungnahmen abzuwarten.

„Das ist eine schwierige Entscheidung, ohne Frage“, räumte Michael Keller von der SPD mit Blick auf den Aspekt der Ökologie ein. Er gab aber zu bedenken, dass der überwiegend aus Birken bestehende Wald auf einem ehemaligen Deponiegelände gewachsen sei. Außerdem halte eine solche Bebauung an dieser Stelle zwei wichtige, traditionsreiche Unternehmen in Siegburg. „Wenn die Firma Kohr aus der Innenstadt an den Stallberg zieht, bringt uns das auch beim Masterplan Haufeld ein ganzes Stück weiter“, so Keller.

Große Firmen in der Stadt halten

Als große Entwicklungsmöglichkeit werten auch die Grünen die Pläne für den Seidenberg. „Wir sollten den Schritt gehen“, sagte Hans-Werner Müller, forderte die Verwaltung indes auf, alles zu versuchen, den ökologischen Ausgleich auch in Siegburg zu schaffen. Raymund Schoen warf für die Linken Fragen nach Altlasten und Kaltluftströmen auf.

Die Verwaltung startet jetzt das Verfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans und gleichzeitig auch zur Änderung des Flächennutzungsplans. Aus dem bisher als Mischgebiet, Grünfläche (für Sportplatz und Parkanlage) und „Fläche für Forstwirtschaft“ ausgewiesenen Gelände soll eine „gewerbliche Baufläche“ werden. Ohne diese Änderung ließen sich die Pläne des Holzfachhandels nicht realisieren.

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