Einzelhandel in Siegburg Handwerker und Händler schließen sich zum Mühlenquartier zusammen

Siegburg · Sie wollen Sichtbarkeit und Gemeinschaft im Viertel stärken: Handwerker und Händler in Siegburg schließen sich zum Mühlenquartier zusammen. Dazu gehören auch ungewöhnliche Läden.

 Das Logo des Mühlenquartiers ist jetzt in zahlreichen Schaufenstern sichtbar.

Das Logo des Mühlenquartiers ist jetzt in zahlreichen Schaufenstern sichtbar.

Foto: Yuliia Yavtushenko

Eng wird es am Dienstagmorgen im kleinen Geschäft von Schuhmacher Becker. Zur Taufe des Mühlenquartiers haben sich Einzelhänderinnen und Vertreter der Stadt auf den wenigen Quadratmetern vor dem Tresen versammelt. Auch Bürgermeister Stefan Rosemann ist gekommen. „Ich bedanke mich bei denen, die diese Initiative vorangebracht haben, um aus dem Mühlenviertel ein Mühlenquartier zu machen“, sagt Rosemann. Die Ehrenamtlichen, die sich dafür engagiert haben, setzen eine neue Marke in Siegburg. Sie weisen auf besondere Angebote hin, die es im Rest der Stadt so nicht gebe. „Bleibt zu hoffen, dass es den Erfolg bringt, den wir uns wünschen“, schließt der Bürgermeister.

Südlich vom Marktplatz gehen zwischen Mühlen- und Annostraße, Mahl- und Grießgasse, Zeughaus- und Georgstraße ganz unterschiedliche Händlerinnen, Handwerker und Dienstleister ihren Geschäften nach. Viele von ihnen haben sich nun unter dem Namen Mühlenquartier organisiert. Mit Hilfe dieser Vernetzung wollen sie gemeinsame Projekte und Aktionen gestalten. Den ersten Schritt dazu machen sie an diesem Morgen: Sie bringen den Foliensticker mit dem Logo Mühlenquartier auf den Schaufenstern ihrer Läden an. So zeigen sie ihre Zugehörigkeit.

Logo von der städtischen Grafikabteilung

Nadine Weißenfels, Schuhmachermeisterin und Initiatorin des Projekts, erläutert das Logo: Der graue Rahmen um das Mühlen-M bringe den Veedelsgedanken zum Ausdruck. Das Q habe gleich mehrere Bedeutungen: Es stehe für Quartier und für Qualität; gleichzeitig erinnere es an das Mühlrad, das dem Viertel den Namen gab. Weißenfels dankt allen, die das Anliegen unterstützt haben. Die Wirtschaftsförderung habe den Geschäftsleuten die Möglichkeit zum Austausch geboten und der Initiative geholfen. „Ich bin sehr erstaunt, wie schnell wir das innerhalb eines Jahres auf die Beine gestellt haben“, sagt sie. Mit der Entwicklung des Logos hat die Wirtschaftsförderung die städtische Grafikabteilung beauftragt.

Weißenfels berichtet vom Anfang der Initiative: Die Geschäftsleute vor Ort seien begeistert von der Idee gewesen. Auch von außerhalb habe sie viel gutes Feedback bekommen; unter anderem auf Instagram. Seit September pflegt die Schuhmacherin unter dem Namen @muehlenquartier_siegburg einen Kanal auf der Social-Media-Plattform. Hier stellt sie die Fachgeschäfte mit Foto und Beschreibung vor. In der Übersicht wird Vielfalt der teilnehmenden Geschäfte deutlich: Neben der Stadtbibliothek, dem Immobilienbüro und der Musikschule ist unter anderem ein Modegeschäft aufgeführt, ein Laden „für Mittelalter und Fantasy“ sowie ein Barbershop namens „Inglorious Barbers“.

Die Initiative versteht sich als Team

Wenn gewünscht, füge Weißenfels dem Beitrag eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner zu. Manch einer möchte aber lieber nicht im Internet auftauchen. Dann fotografiert die Schuhmacherin zusätzlich zum Schaufenster noch Produkte im Detail. „Bei den Besuchen habe ich viel Neues erfahren“, sagt sie. Unter anderem, dass die Schneiderin aus der Mühlenstraße auch personalisierte Beratung anbietet. Oder, dass die Verkäuferinnen und Verkäufer im Weltladen ehrenamtlich dort arbeiten. „Ich wusste vorher auch nicht, dass Anastasia in ihrem Yogastudio noch weit mehr als Yoga anbietet.“ Yogalehrerin Anastasia Tepelidou-Pütz ist bei dem Termin mit dem Bürgermeister und der Presse auch vor Ort. Sie schätzt besonders den Kontakt der Gruppe über Instagram und Whatsapp: „Als Zugezogene hilft mir das, Verbindung herzustellen. Wir verstehen uns als Team; das macht es leichter, auch mal bei den anderen vorbeizuschauen und Hallo zu sagen.“

Die Foliensticker mit dem Logo des Mühlenquartiers sollen nur der Anfang sein. Die Initiative plant unter anderem auch einen Einkaufsführer. „Wir wollen ein kleines, wertiges Booklet gestaltet, dass am Bahnhof und in Hotels ausgelegt wird“, sagt Weißenfels. Irgendwann soll es auch einen Internetauftritt geben. Das sei aber noch Zukunftsmusik.

Pläne für die Zukunft

Außerdem wünscht sich die Initiative für das Mühlenviertel ein Fußgängerleitsystem und prägnante Eingänge wie in der Holzgasse. Diese könne auch mit dem Holzgassenfest Vorbild für das Mühlenviertel sein: Die Initiatorin stellt sich dabei eine Veranstaltung vor, die eher Tag der Offenen Tür als Jahrmarkt wird. „Die Leute sind immer begeistert, wenn sie hier einmal an die Nähmaschine dürfen“, so Weißenfels.

Bevor sich der Laden des Schuhmachers wieder leert, bietet auch die Wirtschaftsförderung ihre Perspektive an. „Wir als Stadt freuen uns über diese ehrenamtlichen Initiativen und verstehen uns als Unterstützung, auch in der Netzwerkarbeit“, sagt Ulrich Schipp, Sachgebietsleiter der Wirtschaftsförderung in Siegburg. Es sei erstaunlich, was die Händlerinnen und Händler für das Mühlenquartier geleistet haben. Eines dürfe man nicht vergessen: „Die Stadt Siegburg lebt von ihren Bürgerinnen und Bürgern.“

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