Studiobühne Siegburg „In der Stunde des Luchses“ feiert Premiere

Siegburg · Die Studiobühne Siegburg inszeniert das Psychodrama „In der Stunde des Luchses“ von Per Olov Enquist. Die Akteure durchleben auf der Bühne ein Martyrium, bei dem sie an Grenzfragen des Lebens und Glaubens stoßen.

 Mit Leidenschaft und überzeugend verkörpern die Schauspieler die verschiedenen Charaktere.

Mit Leidenschaft und überzeugend verkörpern die Schauspieler die verschiedenen Charaktere.

Foto: Paul Kieras

Ein Junge ist an einem einsamen Ort in Nordschweden bei seinem Großvater, einem Prediger, aufgewachsen. Nach dessen Tod zieht es ihn zu dem Haus zurück, wo inzwischen ein Ehepaar wohnt. Als dieses ihm den Zutritt verweigert, erschlägt er die Leute und setzt sie Arm in Arm in eine Schneewehe. Später zündet er das Haus an. Das ist die Vorgeschichte, die der Zuschauer beim Psychodrama „In der Stunde des Luchses“ erfährt, das am Freitag, 20. Mai, auf der Studiobühne Premiere feiert.

In einer psychiatrischen Anstalt versucht ein Team unter der Leitung der Wissenschaftlerin Lisbeth, die Persönlichkeit des jungen Mannes positiv zu verändern und das Humane in ihm wieder zu erwecken, indem sie ihm eine Katze zur Pflege anvertrauen. Die nennt er nach seinem Großvater Valle und ihr gilt bald seine ganze Liebe. Als der Junge nach einem Streit einen weiteren Anstaltsinsassen mit einer Schere in den Bauch sticht und schwer verletzt, will man ihm die Katze wieder wegnehmen. Er versucht schließlich, sich umzubringen.

Lisbeth hat mit ihrem wissenschaftlichen Experiment völlig versagt und nach vier Jahren immer noch nicht herausgefunden, was sein Motiv war, was ihn zu der Gewalttat bewegt hat. Sie kommt einfach nicht an ihn heran. Daher bittet sie eine befreundete Pastorin um Hilfe. Gemeinsam versuchen sie, dem jungen Mann näher zu kommen. In einer nächtlichen Sitzung in seiner „Zelle“, wie der Mörder sein Zimmer nennt, durchleben die Drei ein Martyrium, stoßen an Grenzfragen des Lebens und Glaubens.

Schnell wird klar, dass die Hauptperson nicht erreichbar ist, sondern „in seiner eigenen Welt lebt und daher im wahrsten Wortsinn ver-rückt ist“, so Regisseur Markus Menhofer, der seit vier Jahren an der Schauspielschule Siegburg als Pädagoge arbeitet und das Stück des schwedischen Schriftstellers Per Olov Enquist mit Schülern des zweiten und dritten Jahrgangs inszeniert hat. Enquist thematisiert laut Menhofer die einzelnen Glaubensmodelle und Wahrnehmungen jedes einzelnen Menschen, stellvertretend dafür stehen der Junge, die Theologin und die Wissenschaftlerin. Jeder lebt sein Glaubensmodell, von dem er auch nicht abweicht.

Verzweifelter Kampf zweier Frauen

„Menschliches Zusammenleben kann aber nur funktionieren, wenn man bereit ist, auf einander zuzugehen und Zugeständnisse zu machen“, erklärt der Regisseur. Besonders deutlich wird das an der Person des zweifachen Mörders. Für ihn ist die Katze Gott, der durch sie zu ihm spricht. Und alles, was der Junge tut, ist aus seiner Sicht richtig. Objektiv betrachtet aber ist er völlig empathielos, verbohrt und er hat sich verrannt. Daher sei er auch nicht in der Lage, etwas an sich zu verändern, stellt Menhofer fest. Der verzweifelte Kampf der beiden Frauen, um zu verstehen, wie ein Mensch tickt, der scheinbar grundlos tötet, wirft Fragen über Fragen auf. Jeder der drei Sitzungsteilnehmer vertritt dabei seinen eigenen Kosmos. Keiner will die „Wahrheit“ des anderen auch nur hören und schon gar nicht akzeptieren. Bis der Junge anfängt, von seiner Wahrheit zu sprechen. „Und die liegt in der fünfundzwanzigsten Stunde, in der Stunde des Luchses. Und die ist für Lisbeth und die Pastorin unerträglich.“ Mehr verrät der Regisseur nicht.

„In der Stunde des Luchses“ hat am Freitag, 20. Mai, 20 Uhr Premiere auf der Studiobühne Siegburg, Humperdinckstraße 27. Karten, weitere Infos und Termine unter www.theaterseite.de

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