Unterstützung für den fairen Handel Siegburg ist auf dem Weg zur Fair Trade Town

Siegburg · Der Entschluss, als Kommune fairen Handel zu unterstützen, ist in Siegburg vor einem Jahr gefallen. Auf dem Weg zur Zertifizierung ist inzwischen viel passiert. Während der „Fairen Woche“ stellen verschiedene Akteure ihre Projekte vor.

Auf dem Weg zur "Fair-Trade-Town": Auch der Eine-Welt-Laden nutzt die Faire Woche, um auf seine Arbeit aufmerksam zu machen.

Auf dem Weg zur "Fair-Trade-Town": Auch der Eine-Welt-Laden nutzt die Faire Woche, um auf seine Arbeit aufmerksam zu machen.

Foto: Nadine Quadt

Fairer Handel hat in Siegburg verschiedene Gesichter. Und das nicht erst, seit der Stadtrat im April 2021 einstimmig beschlossen hat, dass die Kreisstadt eine „Fair Trade Town“ werden will. Mit dem „Eine-Welt-Laden“ gibt es in Siegburg etwa schon seit 40 Jahren eine Konstante, die fair gehandelte Produkte verkauft. Carina Molitor steht mit ihrem Modegeschäft „Zugvögel“ für fair gehandelte Mode, Uwe Prommer mit seinem Cofi-Loco für fair gehandelten Kaffee, und in den Regalen vom Biosupermarkt „Naturata“ oder dem „Siegburg Unverpackt“-Laden sind die Produkte fest im Sortiment. Sie alle beteiligen sich in der Zeit von Freitag, 16. September, bis Freitag, 30. September, zusammen mit anderen in verschiedenen Aktionen an der „Fairen Woche“.

„Mit dem Beschluss, uns auf den Weg zur Fair Trade Town zu machen, sind wir eine Selbstverpflichtung eingegangen“, sagt Bürgermeister Stefan Rosemann. Jede Stadt, die das Zertifikat trägt, unterstützt den fairen Handel und setzt sich damit für bessere Preise, Bezahlung und Arbeitsbedingungen für Beschäftigte in Entwicklungs- und Schwellenländern ein. Um sich in die Reihe der bereits zertifizierten Kommunen einreihen zu können, müssen auch in Siegburg insgesamt fünf Kriterien erfüllt sein. „Wir sind da schon recht weit“, sagt Karin Willnauer vom Siegburger Amt für Umwelt und Wirtschaft. Sie hat zusammen mit Karsten Strätz, Umweltberater der Siegburger Beratungsstelle der Verbraucherzentrale, gewissermaßen die Initialzündung für die Siegburger Bewerbung gegeben.

Bundesweite Aktionswoche

„Es passiert hier schon eine Menge“, sagt Willnauer mit Blick auf die verschiedenen Akteure. Dieses Engagement gelte es für die Zertifizierung zu bündeln. Das übernimmt die vor einem Jahr gegründete Steuerungsgruppe. „Hier kommen alle, die sich berufen fühlen, zusammen“, erklärt Karsten Strätz. Auch damit werde eines der Kriterien für die Zertifizierung erfüllt: Neben kommunalen Vertretern und Einzelhändlern finden sich auch Vertreter von Schulen, Vereinen oder Institutionen in der Gruppe. „Der Gedanke des fairen Handels soll nicht von oben herab vorgegeben, er soll gelebt werden“, hebt Stefan Rosemann hervor und hält fest: „Das ist ein dauerhafter Prozess.“ Diesen Weg wolle man gemeinsam gehen.

Einen ersten, gemeinsamen Schritt gehen alle, die sich in Siegburg für fairen Handel engagieren, während der „Fairen Woche“. Es ist das erste Mal, dass sich die Kreisstadt in der Breite an der bundesweiten Aktionswoche beteiligt. „Vor zwei Jahren hatten wir einen Infostand der Verbraucherzentrale“, sagt Karsten Strätz. Im vergangenen Jahr sei dann die Steuerungsgruppe mit einem Stand vertreten gewesen. Nun erwarte die Siegburger weit mehr. Karin Willnauer spricht von insgesamt neun Veranstaltungen, die sich nach dem diesjährigen Motto der Aktionswoche richten: „Fair steht dir – #fairhandeln für Menschenrechte weltweit“.

Alternative zu „Fast Fashion“

Das veranstaltende Forum Fairer Handel erinnert an den Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch vor knapp neun Jahren, bei dem mehr als 1100 Menschen starben, und nimmt das Unglück als mahnendes Beispiel für die katastrophalen Zustände in den Fabriken der Textilindustrie. Auch wenn es seither einige positive Entwicklungen gegeben habe, sei die Textil-Lieferkette noch immer extrem anfällig für Menschenrechtsverletzungen und Umweltprobleme. Unbezahlte Überstunden und ein Lohn, der nicht zum Leben reicht, sind nur ein Teil des Problems. Dass es eine Alternative zu „Fast Fashion“ gibt, möchte Carina Molitor in ihrem Siegburger Modeladen verdeutlichen. „Ich stelle meine Mode in Siegburg her und verkaufe sie auch hier“, sagt sie. Die Wege seien somit kurz und der Handel fair.

Auf Nachhaltigkeit setzen Dominique Clijsters und seine Partnerinnen und Partner in ihrem Geschäft „Siegburg unverpackt“ auf allen Ebenen. Am Sonntag nach der Fairen Woche, dem 2. Oktober, organisieren sie dafür einen Kleidertausch in ihrem Laden: „Jeder kann Klamotten, die er nicht mehr trägt, mitbringen und sie gegen andere Kleidungsstücke tauschen“, erklärt er. Für ihn sind Fair Trade und Nachhaltigkeit untrennbar miteinander verbunden. „Beides steht dafür, dass Menschen fair behandelt und bezahlt werden, und auch für den Umweltschutz“, sagt er. Während der Fairen Woche gibt es am Samstag, 24. September, im Unverpackt-Laden zudem zwischen elf und 18 Uhr ein mobiles Live-Rösten von fair gehandeltem Kaffee.

Viele kleine Schritte

„Ich liefere den Kaffe zum Event“, sagt Uwe Prommer, der in seiner Kaffeerösterei „Cofi Loco“ nur fair gehandelten Bio-Kaffee verarbeitet. Siegburgs Entwicklung zur Fair Trade Town findet er wichtig. „Man muss fragen, was man hier besser machen könnte, damit im Ursprungsland faire Löhne gezahlt werden“, sagt er. Viele kleine Schritte seien dabei richtig, denn: „Der Einsatz hört niemals auf.“ Seinen Kaffee serviert er während der Fairen Woche nicht nur im Unverpackt Laden, sondern auch am Stand der Verbraucherzentrale und beim fairen Frühstück, das die Löwensterne des Lions Club Siegburg am Samstag, 17. September, von elf bis 13 Uhr auf dem Marktplatz anbieten.

Karsten Strätz hat Prommers Kaffee auch dabei, wenn er sich mit Interessierten an den neuen an der Kaiserstraße (Dienstag, 20. September, 15 bis 17 Uhr) sowie auch in Kaldauen (Dienstag, 27. September, 15 bis 17 Uhr) stationierten Verweiloasen über fairen Handel austauscht. Während des Kinder- und Jugendfests auf dem Siegburger Marktplatz am Sonntag, 25. September, bietet er zu dem eine Mitmachaktion, bei der Jutebeutel bemalt werden können.

„Wir wollen aufklären, was fairer Handel ist“, spricht Uschi Stenz, die im Naturata arbeitet, wohl für alle Mitglieder der Steuerungsgruppe. „Das ist sehr viel mehr als nur Bananen.“ Das können die Macher hinter dem Siegburger Eine-Welt-Laden nur bestätigen. Die feiern während der Fairen Woche übrigens den 40. Geburtstag ihrer Einrichtung: Am Dienstag, 20. September, ab 18 Uhr im Stadtmuseum – mit einer Podiumsdiskussion zu „sauberer" Kleidung.

Das Programm der Aktionswoche gibt es auf: www.faire-woche.de.

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