Karneval und Corona Siegburger Jecken sagen alle Karnevalszüge ab
Siegburg · Die Gesellschaften des Siegburger Karnevalskomitees haben sich entschieden, nach den Sitzungen auch alle Karnevalszüge in der Kreisstadt abzusagen. Der Komitee-Präsident übt weiter Kritik an der Landesregierung.
Ein wenig Hoffnung hatten die Siegburger Karnevalisten bis zuletzt, dass sie zumindest den Straßenkarneval in dieser Session wieder ein wenig feiern könnten. Deswegen hatten sie sich nach der Absage der Prinzenproklamation und aller größeren Sitzungen mit einer abschließenden Entscheidung zu den Zügen zunächst Zeit gelassen. Die ist nun aber am Donnerstagabend gefallen. Die im Siegburger Karnevalskomitee vereinten Gesellschaften haben sich einstimmig entschieden, alle Züge der Kreisstadt abzusagen.
Damit wird es zum zweiten Mal in Folge weder am Brückberg noch in den Stadtteilen Stallberg, Kaldauen und Wolsdorf und auch nicht am Rosenmontag in der Innenstadt einen Zug geben. Die Karnevalisten begründen ihren Entschluss mit der aktuellen pandemischen Lage. Man habe gehofft, „die Karnevalszüge unter eingeschränkten Bedingungen und Berücksichtigung der pandemischen Lage umsetzen zu können“. Aufgrund der steigenden und nicht kalkulierbaren Inzidenzen sei das allerdings nicht möglich, teilt das Karnevalskomitee am Freitag mit.
Auch der zeitliche Aspekt sei in die Entscheidung eingeflossen. „Für die Planung und Durchführung solcher Events bedarf es einer Vorlaufzeit, die aufgrund des fortgeschrittenen Zeitfensters nicht mehr umsetzbar ist“, sagt Komitee-Präsident Jörg Sola Schröder. Und auch die Tatsache, dass die Züge im Umland seit November sukzessive abgesagt wurden, habe kaum eine andere Wahl gelassen. „Durch die Absagen würde sich der Ansturm der Jecken auf die noch verbleibenden durchgeführten Karnevalszüge so stark erhöhen, dass damit das zu erwartende höhere Aufkommen der Menschenmassen unter dem Aspekt der Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden kann“, so Sola Schröder weiter.
Bereits Ende des Jahres hatten die Siegburger Gesellschaften der Empfehlung der Landesregierung gefolgt und hatten ihre Sitzungen abgesagt. Da es nach wie vor keine offizielle und rechtsverbindliche Absage der Session gebe, geschehe das auf eigenes wirtschaftliches Risiko, erneuert der Komitee-Präsident seine Kritik an der Landesregierung. Er spricht von einer „eindeutigen Fehlentscheidung“. Die Folge sei, „dass der moralische und wirtschaftliche Druck, der auf die ehrenamtlichen Karnevalisten übertragen wird, kaum umsetzbar ist“, so Sola Schröder. „Damit wird dem Karneval und dem damit verbundenen Brauchtum ein großer Schaden zugeführt, da viele Vereine und Gesellschaften diesen Aufgaben nicht gewachsen sind.“
Der Komitee-Präsident verweist darauf, dass ohne eine offizielle Absage kleinere Karnevalsveranstaltungen unter Berücksichtigung der Corona-Schutzregeln weiterhin stattfinden könnten. Die Entscheidung darüber liege bei den Gesellschaften selbst, das Komitee mache keine Vorgaben. Ungeachtet aller Absagen lassen sich die Siegburger Karnevalisten indes nicht unterkriegen. Sie sind sich einig, „dass es wahrscheinlich einen Hauch von Karneval in Siegburg geben wird“, sagt Sola Schröder. Wie auch immer der aussehen möge.
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