Doppelausstellung im Stadtmuseum Künstler-Paar stellt experimentelle Keramik in Siegburg aus

Siegburg · Im Siegburger Stadtmuseum eröffnet am Sonntag eine Ausstellung zeitgenössischer Keramik. Joan Serra und Mia Llauder verraten, was sie an der teils experimentellen Arbeit mit Porzellan fasziniert.

 Mia Llauder bereitet die Ausstellung vor: Ihre Formensprache besitzt ein eigenes Alphabet.

Mia Llauder bereitet die Ausstellung vor: Ihre Formensprache besitzt ein eigenes Alphabet.

Foto: haa

Vor ein paar Tagen ist das Künstler-Paar Mia Llauder und Joan Serra aus Spanien nach Siegburg aufgebrochen. Dass sie sich mit ihrer zeitgenössischen Keramik auf einen langen Weg begeben haben, der sie an die Wurzeln der Töpferkunst bringt, ist den beiden bewusst: „Wir kennen die Historie der Siegburger Keramikkunst“, sagt Mia Llauder. Sie selbst fühle sich jedoch künstlerisch weit entfernt von historischer Gebrauchskeramik und klassischer Töpferkunst.

Aus ihrem spanischen Wohnort in der Nähe der Großstadt Barcelona nahm das Paar einen kleinen Van voller Keramik-Kunst mit nach Siegburg. Hier werden Llauder und Serra das erste Mal mit einer Doppelausstellung im Stadtmuseum gezeigt. Beide Keramik-Künstler arbeiten in einem gemeinsamen Atelier und fertigen dort sowohl figürliche Gebrauchskunst als auch abstrakte, freie Keramiken. Doch erstere haben Llauder und Serra nun bewusst zuhause gelassen – auch wenn Liebhabern beim diesjährigen Keramikmarkt auf dem Siegburger Marktplatz am Sonntag beides geboten wird. Im Stadtmuseum hofft man, die Marktbesucher auch gleich zum Eintritt ins Museum zu ermuntern und die Vernissage zu besuchen.

Künstler ergänzen sich

Zu sehen gibt es auf der Ausstellungsfläche die Werke des sehr unterschiedlichen Paares: Hier der Techniker, der mit der Brand-Temperatur experimentiert und sich immer wieder aufs Neue von überraschenden Durchbrüchen im gebrannten Porzellan verzücken lässt. Dort die poetische Gestalterin, die mit kleinteiligen Materialien spielt und ihre Objekte auch gerne zum Klingen bringt.

Die Frage nach der Schnittmenge beider Keramik-Künstler ließen Llauder und Serra zunächst unbeantwortet. „Es gibt keine Schnittmenge. Jeder von uns versteht sich als eigenständiger Künstler“, erklärt Joan Serra schließlich. „Eine Korrelation besteht in der Ergänzung.“ Das mache das Auf- und Ausstellen beider Künstler im Rahmen einer Ausstellung nicht gerade leichter. Und da der Übergang zwischen den Ausstellungsräumen bei der gestrigen Aufstellung der Exponate im Stadtmuseum noch nicht feststand, sah sich auch Museumsleiterin Gundula Caspary mit Blick auf die Vielzahl an kleinen und fragilen Objekten aus der Werkstatt Llauder vor einer spannenden Herausforderung.

Ton durchbricht das Porzellan

Während Serras Keramiken einen experimentellen Charakter haben und einen Zufallsfaktor beinhalten, spielt Llauder mit Material-Kombinationen etwa aus Ton, Stoff, Metall oder Gummi. Es entstehen Windspiele, zarte, tönerne Klangspiele aus Keramik-Stäben oder Wolken aus Stoff und Ton. All diese Werke suchten gestern noch nach einem passenden Platz auf der Ausstellungsfläche.

Mit einem zuversichtlichen Blick betrachteten die Künstler vor der Eröffnung die hohen, lichtdurchfluteten Räumlichkeiten im Stadtmuseum. Auf Stelen haben dort bereits die ersten Objekte von Joan Serra einen Platz gefunden. Großformatige Schaumstoff-Kissen tränkt der Künstler mit flüssigem Porzellan und fügt schwarze Tonerde hinzu. Das unterschiedliche Brennverhalten der Materialien nutzt Serra für seinen Kunstprozess. Im Brand durchbricht der schwarze Ton das Porzellan. Er bahnt sich seinen Weg wie zähflüssige Lava-Masse, die aus einem Vulkan herausfließt: „Ich forme die Stücke nicht“, sagt der Künstler. „Meine Arbeit besteht darin, die notwendigen Bedingungen zu schaffen, damit die Formen entstehen.“

Beide Künstler sind seit 1986 auch kunstpädagogisch aktiv. Sie leiten die Keramik-Schule Escola de Ceràmica Ixió. Die Schule fördert die Arbeit mit Ton als plastisches Gestaltungsmittel zur Entwicklung von Kreativität.

Die Siegburger Gemeinschafts-Ausstellung ist noch bis zum 4.September im Stadtmuseum zu sehen. Die Vernissage ist während des gleichzeitig auf dem Marktplatz stattfindenden Keramikmarktes am Sonntag um 11.30 Uhr. Beide Künstler sind dann anwesend. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

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