Auktion in Siegburg Künstlerin versteigert verschlammte Kunstwerke für Flutopfer
Siegburg · Die Flutkatastrophe machte auch vor dem Atelier von Gaby Kutz in Bad Münstereifel nicht Halt. Ihre vom Schlamm „gezeichneten" Bilder nennt sie „Schlammassels". Die hat sie nun in Siegburg versteigert, um Flutopfern zu helfen.
Wer nach den beliebtesten Rechtschreib-Fehlern im Internet sucht, der wird auf einer Korrektur-Seite beim Begriff „Schlamassel“ fündig. Nur allzu gerne wird das Wort mit doppeltem „M“ geschrieben, obwohl es eine missliche Lage beschreibt, die mit „Schlamm“ nichts zu tun hat. Gerade deshalb war bei den Bild-Titeln „Schlammassels“, unter denen die Künstlerin Gaby Kutz im Siegburger Stadtmuseum einige ihrer Bilder für einen guten Zweck versteigerte, der doppelte Konsonant bewusst gesetzt.
Auch das Atelier der Künstlerin aus Bad Münstereifel ist der Flutkatastrophe an Ahr und Erft zum Opfer gefallen. Etliche ihrer Werke sind seit dem 14. Juli im Wortsinn „gezeichnet“ von den Schlamm- und Wassermassen, die einer graubräunliche Schlierenschicht auf ihren Bildern hinterließ und diese zu „Schlammassels“ werden ließ. Da die Bilder „auf wundersame Weise“ ästhetisch und kunstvoll erscheinen und einen Erinnerungs-Charakter erhielten, stellte die Künstlerin sie nun für eine Auktion zur Verfügung. Deren Erlös kommt zwei Einrichtungen des Kinderschutzbundes Bad Münstereifel zugute: dem Jugendtreff „Kick“ und der Kita „Magische 12“ in Bad Münstereifel, sowie ihrem eigenen Atelier-Wiederaufbau.
Eine Assistentin mit weißen Handschuhen, die die frisch ersteigerten Kunstwerke sorgsam und wertschätzend auf einer Staffelei platzierte. Ein hitziger Wettstreit der Bieter ums beste Gebot. Ein Moderator, der das klassische Besiegeln des Höchstgebots mit der Formel „Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“ einleitete und den Kauf mit Hammerschlag abschloss: Der Rahmen stimmte perfekt und machte das Stadtmuseum im Handumdrehen zum Auktionhaus. Am Ende konnten sich die Künstlerin Gaby Kutz gemeinsam mit Auktionator Franz Huhn und Assistentin Stefanie Kemp gleichermaßen über die Bieter-Erfolge freuen.
Beobachterin mit Sinn für historisch Wertvolles
Gesteigert wurde hitzig vor allem um das Bild der „Schreibmaschine der RAF“, auf der etliche Bekennerschreiben des Linksterrorismus getippt worden seien. Von einem Startgebot in Höhe von 440 Euro ausgehend gingen gleich mehrere Interessenten in einen Bieterstreit, der bei 900 Euro sein Ziel erreichte und den Sieger zu einem glücklichen Besitzer machte. Ersteigert wurde auch Kutz’ „Ausnahmezustand“ – ein Bild, das Corona und die Weltpolitik thematisiert und nun für 550 Euro in die Fluthilfe fließt. Auch das Fotoaquarell „Schwimmerin“ aus den 1990er Jahren erhielt als ungewolltes Flutaquarell seinen Zuschlag und wechselte den Besitzer für 400 Euro bei der Siegburger Auktion.
Keine drei Jahre ist es her, dass die Künstlerin aus Bad Münstereifel in Siegburge ihre „Ars Politica“ (politische Kunst) ausstellte. Szenen der Weltpolitik, die sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben, faszinierten damals Hunderte von Ausstellungsbesuchern und wiesen die Künstlerin als genaue Beobachterin mit großem Sinn für historisch Wertvolles aus. Auf Leinwand und auf Papier hält sie Zeitgeschichte im Bild fest und bringt die Erinnerung an markante Szenen der Weltgeschichte buchstäblich auf den Punkt. Das Besondere ihrer „Schlammassels“ ist es nun, dass die Erinnerung an die Flutkatastrophe vom 14. Juli damit sichtbar wird und der Schlamm eine eigene Erinnerungsfläche über die Bildfläche legte.