Ab September Siegburger Fußgängerzone wird frei für Radfahrer

Siegburg · Die neue Regelung tritt im September in der Siegburger Innenstadt in Kraft. Die Stadt wirbt um Rücksichtnahme bei den Fahrradfahrern.

 Ab September ist das Radfahren in Siegburgs Fußgängerzone erlaubt. Im Vorfeld werben Bürgermeister Stefan Rosemann (v.r.) und Planungsamtsleiter Stephan Marks für gegenseitige Rücksichtsnahme.

Ab September ist das Radfahren in Siegburgs Fußgängerzone erlaubt. Im Vorfeld werben Bürgermeister Stefan Rosemann (v.r.) und Planungsamtsleiter Stephan Marks für gegenseitige Rücksichtsnahme.

Foto: Nadine Quadt

Noch ist das neue Schild unter einem orangefarbenen Klebestreifen verborgen. Der verschwindet am kommenden Mittwoch, wenn die neue Regelung für die Siegburger Fußgängerzone in Kraft tritt. „Radfahrer frei“, verheißen die neuen Zusatzschilder, um die die Verwaltung schon alle Schilder ergänzt hat, die das Areal zwischen Bahnhof, Markt, Holzgasse und Kaiserstraße als Fußgängerzone ausweisen. Ab September ist das Fahrradfahren ist dort offiziell erlaubt.

Damit endet die seit Jahren in der Kreisstadt praktizierte „rheinische Lösung“. Offiziell war es zwar verboten, mit dem Fahrrad durch die Fußgängerzone zu fahren, die Stadt duldete es aber, solange Radfahrer Rücksicht auf die Passanten nahmen. Diskussionen über die Regelung hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben, ebenso Forderungen nach einer klaren Regelung. Denn während die Ordnungsamtsmitarbeiter vorsichtiges Radfahren auch in der Fußgängerzone toleriert und nicht geahndet haben, zeigte sich die Polizei meist weniger nachsichtig. Das kritisierten Siegburger Radfahrer immer wieder auch bei den Fahrradklimatests des Allgemeinen Deutschen Fahrdclubs (ADFC): Sie wünschten sich einen direkten Weg durch die Innenstadt und dafür eine klare Regelung.

Im März hatte sich dann die Mehrheitskoalition aus SPD, Grünen und FDP mit ihrem Antrag auf eine Freigabe der Innenstadt für Fahrradfahrer durchgesetzt. Gegen die Empfehlung der Verwaltung, die für eine schrittweise Öffnung der Fußgängerzone ausgehend von den Randgebieten, plädiert hatte. Im Juni dann hat der Mobilitätsausschuss den Beschluss bekräftigt und gegen die Stimmen von CDU und SBU für eine Freigabe ohne die zunächst angedachte zeitliche Einschränkung gestimmt.

Plakataktion soll für mehr Rücksichtnahme sensibilisieren

„Wir appellieren an alle, Rücksicht aufeinander zu nehmen“, sagt Siegburgs Bürgermeister Stefan Rosemann kurz bevor die neue Regelung in Kraft tritt. Ihm sei es wichtig, klar zu stellen, dass nicht alle Radfahrer zwangsläufig rücksichtslose „Täter“ und die Fußgänger deren „Opfer“ seien. „Es werden sich alle an die neue Situation gewöhnen müssen“, so Rosemann. Mit einer Plakataktion will die Stadt zum Start der neuen Regelung daher alle für mehr Rücksichtsnahme aufeinander sensibilisieren.

„Die Fußgängerzone ist weiterhin eine Fußgängerzone“, betont Stephan Marks, Leiter des Planungs- und Bauaufsichtsamtes. Es sei keineswegs so, dass in dem Gebiet alle gleichberechtigt seien. „Fußgänger haben Vorrang. Das ist so und bleibt auch so“, stellt er klar. E-Roller sind nach wie vor verboten in der Innenstadt. Zudem gelten auch fürs Radfahren klare Regeln. „Das Schild bedeutet im Zusammenhang mit dem Fußgängerzonenschild, dass Radfahrer in Schrittgeschwindigkeit fahren dürfen“, erklärt Mobilitätsmanagerin Elisabeth Hertel.

„Wir haben ein Auge darauf, wie es läuft“, versichert Rosemann. Die Mitarbeiter seines Ordnungsamtes würden darauf achten, dass Radfahrer rücksichtsvoll und nicht zu schnell unterwegs seien. Zunächst ist die Freigabe für ein Jahr als Pilotprojekt angelegt. „Danach ziehen wir Bilanz und evaluieren, wie es gelaufen ist“, sagt Rosemann. Gegebenenfalls werde die Stadt aber natürlich auch früher reagieren. Grundsätzlich gibt sich der Bürgermeister optimistisch, dass das nun legitimierte Miteinander von Fußgängern und Radfahrern funktioniert. „In anderen Städten ist es schon lange normal“, sagt er. Mobilitätsmanagerin Elisabeth Hertel verweist etwa auf die Nachbarkommune Troisdorf oder auch Bonn. „Da ist Fahrradfahren in den Fußgängerzonen erlaubt, und ich habe noch nichts Negatives gehört“, sagt sie.

„Statt Duldung und „rheinischer Lösung“ besteht nun Rechtssicherheit“, spricht Hans-Werner Müller (Grüne) für die Mehrheitskoalition. Klima-freundliche Verkehrspolitik dulde keine halben Sachen. „Ziel muss es sein, den Anteil des Radverkehrs in Siegburg deutlich zu erhöhen“, sagt der Vorsitzende des Mobilitätsausschusses. Das Projekt könne indes nur gelingen, wenn in gegenseitiger Rücksichtnahme ein gedeihliches Miteinander von Fußgängern und Fahrradfahrern praktiziert werde.

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