„Bahnhof Brückberg“ Siegburger Stadtrat kippt Bahnhof für die Jugendarbeit

Siegburg · Die Fraktionen von CDU und Grünen beerdigten bei der Ratssitzung am Montagabend das Projekt „Bahnhof Brückberg“. In zwei ausrangierten Eisenbahnwaggons sollte Jugendarbeit für den Stadtteil etabliert werden.

Auf dem Bolzplatz im Siegburger Stadtteil Brückberg sollte in zwei Bahnwaggons eine offene Jugendarbeit etabliert werden.

Auf dem Bolzplatz im Siegburger Stadtteil Brückberg sollte in zwei Bahnwaggons eine offene Jugendarbeit etabliert werden.

Foto: Nadine Quadt

Das Projekt „Bahnhof Brückberg“ ist gekippt. Die CDU-Fraktion brachte am Montagabend überraschend einen Antrag dazu mit in die Sitzung des Stadtrats in Siegburg. Dank der geänderten Mehrheitsverhältnisse im Rat war der Ausgang der Abstimmung bereits vorher denkbar, die Debatte zu diesem Tagesordnungspunkt dauerte dennoch länger als eine Stunde an.

Als ein Ergebnis des Sommerferienprogramms „Mini-Siegburg“, das in den Ferien auf dem Spiel- und Sportgelände hinter der Adolf-Kolping-Schule angeboten wird, machte das evangelische Jugendwerk auf Grund des starken Zuspruchs den Vorschlag, dort eine dauerhafte Jugendarbeit zu etablieren. Der Rat beschloss im Februar, dafür zwei ausrangierte Eisenbahnwaggons anzuschaffen.

Argumentationspapier gegen Initiative mehrere hundert Seiten lang

Noch bevor die ersten Pläne für dieses Projekt vorgestellt wurden, gab es allerdings auch die ersten Proteste dagegen. Einige Anwohner formierten sich sehr frühzeitig zur „Interessengemeinschaft (IG) Brückberg“. Ziel der Initiative: die Eisenbahnwaggons auf dem Brückberg zu verhindern. Äußerten sie zu Beginn noch die Sorge, die Waggons könnten zu viel Platz auf dem Gelände zwischen Aggerstraße und Grüner Weg einnehmen, gibt es inzwischen ein mehrere hundert Seiten starkes Argumentationspapier. Und eine Gegenbewegung: „Daumen hoch für die offene Jugendarbeit auf dem Brückberg“ zeigten im Juni eine ganze Reihe von Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Brückbergern.

Kritik kam schließlich auch von der CDU, die „eine erhebliche Lärmbelästigung bis in die späten Abendstunden“ befürchtete. Dieser Kritik begegnete Astrid Thiel, die Fraktionsvorsitzende der Siegburger Grünen, noch im Mai mit einem Hinweis auf die Fürsprache der Schulen: „Es gibt eine große Unterstützung der Idee von Schulen und Vereinen auf dem Brückberg und natürlich von den Jugendlichen selbst“, sagte sie damals.

Meiste Grünen-Mitglieder stimmen mit CDU gegen das Vorhaben

Am Montagabend allerdings stimmte sie wie die anderen Grünen gemeinsam mit dem neuen Kooperationspartner, der CDU-Fraktion. „Wir sehen es heute anders“, sagte sie zu dem Meinungswechsel. Eine inhaltliche Diskussion entstand in der Ratssitzung nicht. Enttäuschung und Entsetzen gab es auf der einen Seite, Verteidigung auf der anderen. Beides mündete in einer „unwürdigen Debatte“, wie FDP-Ratsherr Matthias Horn sagte. Bürgermeister Stefan Rosemann nannte den plötzlichen Antrag „unfair und unseriös“.

Den Antrag auf Vertagung wies die neue Mehrheit zurück. Sie stimmte schließlich dem CDU-Antrag zu, der die Waggons auf dem Brückberg ablehnt und der Stadt eine Rückabwicklung des Kaufs empfiehlt, außerdem eine Bedarfsanalyse für die Jugendarbeit im Stadtteil (die hatte der Jugendhilfeausschuss im Sommer abgelehnt) und ein neues Konzept für die Jugendarbeit auf dem Brückberg.

Noch während der Ratssitzung meldeten sich über die sozialen Netzwerke bereits Anwohner des Stadtteils Brückberg zu Wort. Auch dort entspann sich eine heftige Debatte. „Eine tolle und mutige Idee, ein tolles Projekt vor die Wand gefahren“, kommentierte beispielsweise eine Nutzerin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Auf dem Bolzplatz im Siegburger Stadtteil
Unanständiges Spiel
Kommentar zum Bahnhof Brückberg in SiegburgUnanständiges Spiel