"Feierabend-Motzki" Siegburger beschwert sich über Sirenenalarm der Feuerwehr

SIEGBURG · Nach einer Bürgerbeschwerde über Sirenenalarm schlägt die Stadt Siegburg zurück. Der "Feierabend-Motzki" habe wohl nichts Besseres zu tun gehabt, teilt sie mit. Der Hintergrund ist ernst: Die Feuerwehr kämpft mit abnehmender Akzeptanz.

Es war ein Einsatz wie viele andere für die Siegburger Feuerwehr: Nach der Meldung "Menschenleben in Gefahr" rückte sie am frühen Montagabend mit 30 Wehrleuten zu einem Mehrparteienhaus in die Kronprinzenstraße aus. Die Sache endete glimpflich. Eine alte Dame hatte ihr Essen auf dem Herd vergessen. Es qualmte, aber niemand wurde verletzt.

Und doch hat der Einsatz ein Nachspiel: In ihrem Newsletter berichtet die Stadt mit einer geballten Ladung Zorn, dass sich ein Bürger über den vorausgegangenen Sirenenalarm beschwert habe. "Ein Siegburger Feierabend-Motzki hat nichts Besseres zu schaffen, als sich genervt-beleidigt über die Sirenen zu beschweren", so die Stadt in ihrem Newsletter. Über diese werden die ehrenamtlichen Feuerwehrleute alarmiert.

"Es gibt immer wieder mal Beschwerden von Bürgern über die Sirenen", sagt Stadt-Sprecher Jan Gerull auf Anfrage. "Das sind zum Beispiel Mütter, die beklagen, dass ihre Kinder bei dem Lärm nachts nicht schlafen können." Dass es jetzt schon am helllichten Tag Klagen gebe, sei neu. Es seien etwa zehn Beschwerden wegen Sirenenlärms pro Jahr, ergänzt Siegburgs Feuerwehr-Chef Thomas Glatz.

Immer weniger Akzeptanz für die Feuerwehr

Die ehrenamtliche Wehrleute werden in der Regel über Funk verständigt, das ist die sogenannte stille Alarmierung. Doch sie gilt nicht als hundertprozentig zuverlässig: Schließlich könnten sich einige Kameraden gerade an einem Ort ohne Empfang aufhalten. Das laute Heulen der Sirene hingegen können alle wahrnehmen und sich dann auf den Weg machen. "Wir rufen auf diesem Weg die letzten Mohikaner zusammen", sagt Glatz. "Es kommt dann auf jeden Einzelnen an." Denn gerade tagsüber, wenn die Kameraden ihrem Beruf nachgehen, seien oft nicht genug Einsatzkräfte verfügbar. Viele arbeiten auswärts.

Hier der Personalmangel, dort das Gemoser aus der Bevölkerung: Für Glatz steht beides im Zusammenhang mit einer allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung: Die Feuerwehr erfahre immer weniger Akzeptanz, sagt er. "Es wird immer schwieriger, Freiwillige zu finden, die in der Feuerwehr mitarbeiten." Die beruflichen Rahmenbedingungen ließen es oft nicht mehr zu. Die Zeiten, in denen sich besonders Handwerker in der Feuerwehr engagierten, seien weitgehend vorbei. Sie kämpften selbst mit Personalmangel in ihren Betrieben, und manche Kunden reagierten allergisch, wenn ein Handwerker plötzlich wegen eines Einsatzes verhindert sei.

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