Flüchtlingssituation in Siegburg Siegburger Ehepaar hilft Flüchtlingen in Not

SIEGBURG · Ute Holsinger und Mohamed Ait Hajji unterstützen Flüchtlinge bei den vielen Kleinigkeiten des Alltags wie etwa Arztbesuchen oder Behördengängen. Dabei wollten sie anfangs etwas ganz anderes machen.

 Hilfsbereites Duo aus Siegburg: Mohamed Ait Hajji (l.) und Ute Holsinger (2.v.l.) betreuen die Flüchtlinge Semir, Sahzija und deren Kinder.

Hilfsbereites Duo aus Siegburg: Mohamed Ait Hajji (l.) und Ute Holsinger (2.v.l.) betreuen die Flüchtlinge Semir, Sahzija und deren Kinder.

Foto: Paul Kieras

Ute Holsinger (47) und ihr Mann Mohamed Ait Hajji (45) haben Besuch. Allerdings handelt es sich bei dem Treffen nicht um gewöhnlichen Kaffeeklatsch. Denn Semir (27), seine Ehefrau Sahzija (26) und Sohn Vedad (6) sind vor neun Monaten aus Bosnien geflohen und wohnen zurzeit in einer Siegburger Flüchtlingsunterkunft. Tochter Asia wurde vor wenigen Wochen geboren.

Holsinger und Ait Hajji haben sich Anfang des Jahres dazu entschlossen, Menschen zu helfen, die aus der ganzen Welt nach Deutschland kommen und vor dem Nichts stehen. "Am Anfang wollten wir eigentlich nur Kleider spenden", erzählt die Diplom-Sozialpädagogin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Zunächst sei ihre Suche nach einem Ansprechpartner vergeblich gewesen, niemand - auch bei den Behörden - habe ihr weiterhelfen können.

Durch eine Nachbarin sei sie dann auf Angelika Zeller aufmerksam gemacht worden, die als einer von sechs Koordinatoren beim Katholischen Verband für soziale Dienste (SKM) und in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe für die Arbeitsbereiche "Begleitung im Alltag" und "Betreuung in den Unterkünften" zuständig ist.

Sie hätten lange überlegt, dann beschlossen sie aber, sich ehrenamtlich zu engagieren, "weil die Flüchtlingshilfe ein wichtiges Thema ist", sagt Holsinger. Einmal in der Woche bieten beide jetzt Sprechstunden in der Stallberger Unterkunft an, "um den Bedarf der Menschen zu ermitteln". Und der ist groß, erzählen sie.

Zwei Stunden pro Woche reichen nicht

Im Fall von Semir kümmern sie sich gerade um einen Anwalt, da dem Bosnier und seiner Familie die Aufenthaltsgenehmigung nicht erteilt wurde. "Da ist schnelles Handeln angesagt, denn es müssen Fristen eingehalten werden", berichtet Ait Hajji. Bei den Sprechstunden allein bleibt es nicht.

"Wir begleiten die Menschen bei Behördengängen und Arztbesuchen, helfen ihnen, ärztliche Atteste zu besorgen und Versicherungsfragen zu klären. Und wir unterstützen sie bei der Anmeldung in Schulen oder Kindergärten und vermitteln Sprachförderung", sagt der gebürtige Marokkaner, der seit 23 Jahren in Deutschland lebt. "Die ursprünglich eingeplanten zwei Stunden pro Woche reichen nicht", so Ute Holsinger.

Ansprechpartner für rund 40 Personen

Das Ehepaar ist Ansprechpartner für rund 40 Personen in zwei Häusern mit je sechs Wohnungen. Zugute kommt ihnen ihre langjährige praktische Erfahrung im Bereich "Betreutes Wohnen". Die helfe ihnen auch dabei, professionell mit den persönlichen Schicksalen der Flüchtlinge umzugehen, sagt Holsinger: "Jeder hat seine Leidensgeschichte, die er nach und nach erzählt." Natürlich ginge ihnen das Geschilderte nah, sie hörten zu, könnten auch abschalten - aber nicht immer gelinge das.

Umso größer sei die Freude, wenn man etwas erreiche: So zum Beispiel, als sie für Vedad einen Schulplatz bekommen hätten. Einen weiteren Vorteil für seine Arbeit sieht Ait Hajji in seinen arabischen und französischen Sprachkenntnissen. Er selbst braucht meist keine Dolmetscher, weiß aber, dass diese dringend benötigt werden.

Ebenso wie mehr "Familienpaten", die "die Menschen an die Hand nehmen" und ihnen zur Seite stehen. "Wir können Verstärkung gebrauchen", sagt er.

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