Von Siegburg nach New York Siegburger Familie Abboud-Schmidt erlebt ein ganz großes Abenteuer

SIEGBURG/NEW YORK · Vor zwei Jahren zog die Familie Abboud-Schmidt von Siegburg nach New York. Das Leben in den USA scheint "größer und schneller". Ihr vierjähriger Sohn Finn sagt schon mal "Warte für mich" statt "Warte auf mich". Tochter Amelie (7) stöhnt über zu langes Warten mit einem "Das dauert ja für immer". Sie selber sagt zum Abschied schon mal herzlich "Danke für die Zeit".

 Stippvisite in Siegburg: Michaela (r.) und Tochter Charlotte Abboud-Schmidt leben seit zwei Jahren in New York.

Stippvisite in Siegburg: Michaela (r.) und Tochter Charlotte Abboud-Schmidt leben seit zwei Jahren in New York.

Foto: Fink

Keine Frage: Die Spuren, die der Amerika-Aufenthalt bei der aus Siegburg stammenden Michaela Abboud-Schmidt, ihrem Mann Marcus und den drei Kindern hinterlassen hat, sind nicht alleine bei der Sprache bemerkbar.

"Amerika ist eine riesige Bereicherung und einfach das ganz große Abenteuer für unsere Familie", sind sich Michaela und ihre Tochter Charlotte (14) nach zwei Jahren in New York einig. Jetzt waren sie zu einem dreiwöchigen Besuch nach Siegburg zurückgekehrt und zogen eine Art Zwischenbilanz.

Vor drei Jahren rüttelte ein attraktives Angebot das Leben der Familie kräftig durcheinander. Marcus Abboud arbeitete damals in der Zahnklinik der Uni Bonn, als er von der Dental School der Stony Brook University auf Long Island die Leitung einer Abteilung angeboten bekam. Fest verwurzelt fühlten sich die Abbouds bis dahin mit ihrer Siegburger Heimat.

So waren die Kinder anfangs auch nicht sonderlich begeistert, Freunde und Familie in Deutschland zurückzulassen. Doch dann gewann die Abenteuerlust Oberhand, und so startete das große Abenteuer der Abbouds im August 2011, als sie sich in einem Haus an der Küste von Long Island im Bundesstaat New York mit ihrem kompletten Hausstand wiederfanden. "Der Einstieg wurde uns leicht gemacht. Die Aufnahme war überall positiv und herzlich", sagen die Abbouds heute.

"Jeder von uns hat in den vergangenen beiden Jahren sein eigenes Abenteuer zu bewältigen gehabt", sagt Mutter Michaela. Die Kinder fanden sich sprachlich schnell in der neuen Heimat zurecht. Heute besucht Sohn Finn (4) die "Preschool", die dem deutschen Kindergarten vergleichbar ist, die siebenjährige Amelie besucht die Elementary School und Tochter Charlotte (14) geht zur Highschool und engagiert sich in ehrenamtlichen Projekten.

Soziales Engagement wird als Dienst an der Gemeinschaft hoch geschätzt und bei späteren Bewerbungen genauso beachtet wie ein gutes Zeugnis. Mobbing, das in Amerika "Bullying" heißt, wird mit Nachsitzen oder Schulverweisen hart bekämpft. "Um Nachhilfe muss sich ein schwächerer Schüler nicht privat kümmern", erklärt Charlotte. "Er fragt die Lehrer, wann sie Zeit haben, den Lehrstoff noch mal zu erklären."

Ihre Lieblingssportart ist inzwischen das Cheerleading geworden. Sie engagiert sich im Schulteam und nimmt an Meisterschaften teil. "Genauso viel Spaß macht es aber auch, einfach mal nur zu chillen oder in die Mall shoppen zu gehen", gibt Charlotte zu. "Das ist kein großer Unterschied zu deutschen Jugendlichen."

Dass die Modetrends oftmals mit Verzögerung über den großen Teich schwappen, ist kein Geheimnis. Ihr persönlich gefällt es sehr, dass der Trend zu bequemer, sportlicher Kleidung geht, die in der Freizeit angesagt ist. An der Highschool richtet sie sich nach dem klar definierten Dress Code, der zwar keine Schuluniform vorsieht, aber etwa die erlaubte Länge der Shorts bei Mädchen klar vorgibt.

"Vieles ist in Amerika klarer strukturiert", stellt die Familie fest. "Größer und schneller" erscheint ihnen dort das Leben. "Hier in Siegburg ist es schön, dass man alles zu Fuß erreichen kann", sagt Michaela Abboud-Schmidt, die bei den Lebensmitteln am meisten das deutsche Brot vermisst. "Vertraut und zuhause fühlen wir uns inzwischen in beiden Welten."

Die Entscheidung über eine Rückkehr nach Siegburg hält sich die Familie noch offen. "Mal sehen, wie sich alles entwickelt."

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