Keramikpreis zum dritten Mal vergeben Siegburger Keramikmarkt ist geprägt von Vielfalt

SIEGBURG · 85 Künstler, ein Material: Beim Siegburger Keramikmarkt zeigten am Wochenende erneut internationale Künstler ihre tönernen Waren. Die Stadt vergab zum dritten Mal den Siegburger Keramikpreis.

 sieg (eiu) S-Keramikmarkt Siegburg Keramikmarkt Marktplatz/Stadtmuseum

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Foto: Ingo Eisner

Der schwarze Rabe kommt vom Sockel, stattdessen nimmt eine weiße Katze aus Keramik Platz – und lässt sich von den Besuchern bewundern. „Ich mag sie sehr, denn sie hat so einen Blick, fast wie Oliver Twist”, sagte ihr Schöpfer Andreas Hinder, der seit 1994 keramische Tierplastiken fertigt. An seinem Stand standen an diesem Wochenende Hasen, Hühner, Pinguine und eine Gruppe von Ratten nebeneinander. Der Künstler aus Höhr-Grenzhausen war einer von insgesamt 85 Künstlern, die am Samstag und Sonntag auf dem Siegburger Keramikmarkt ihre Waren zeigten.

Er hat sich in Fachkreisen etabliert, dieser Markt, in dessen Organisation Ines und Christoph Hasenberg zum Stadtjubiläum 2014 eingestiegen waren. Der einstige Markt für Hobby-Keramiker hat sich seitdem zu einem anerkannten Markt für professionelle Keramiker gemausert. Zwischen hochwertiger Gebrauchskeramik, Schmuck und Kunstwerken fiel Andreas Hinders Stand definitiv auf. Der Keramiker konnte es kaum glauben, dass er mit seinem Hasen im „Flower-Power“-Stil den ersten Platz beim nunmehr dritten Siegburger Keramikpreis gewonnen hat. „Es ist ein alter Markthase”, erklärte der Künstler schmunzelnd. Ein Hase im Stil der 1968er Jahre halt, mit Nickelbrille, einem Stirnband, auf das der Künstler einige Tropfen Patchouli verteilt hatte, und einer orangefarbenen Gerbera, die der Hase zwischen den Zähnen trug.

Individuelle Gebrauchskeramik

Der Siegburger Keramikmarkt zog wieder Aussteller aus der Region, aus ganz Deutschland und auch aus dem benachbarten Ausland an. Ihr Angebot reichte von filigranen Porzellanarbeiten über individuelle und serielle Gebrauchskeramik bis hin zu künstlerischen Objekten. Über dem Markt stand das Thema „florale Kunst“ – eingedenk des mit dem Motto „Flower Power“ überschriebenen Keramikpreises. Es fand sich entsprechend auf vielen Tassen und Tellern wieder. Ob filigrane Rosenmuster oder großflächige quadratische Elemente: Jeder der ausstellenden Künstler zeigte dazu seine eigene Sicht.

Insgesamt gab es 85 Stände, die sich weit über den Markt hinaus in die Nebengassen ausbreiteten. „Seit dem 12. Jahrhundert ist Siegburg eng mit dem Töpferhandwerk verbunden. Die heute hier gezeigte Keramik tut Siegburg gut und auch die Internationalität, denn wir sind eine weltoffene Stadt”, sagte Bürgermeister Franz Huhn bei seiner Festansprache.

Ingrid Jacobsen aus Berlin freute sich. Ihr Stand wurde für das schönste Geschirr ausgezeichnet. Nani Champy-Schott aus Paris fiel mit ihren Werken ebenfalls positiv auf. Die Preisjury lobte auch ihren Stand lobend – und das gleich bei ihrem ersten Auftritt in Siegburg. Die eingereichten Exponate für den Wettbewerb bewertete eine dreiköpfige Jury. Darunter waren Ines und Christoph Hasenberg, deren Siegburger Keramikatelier international anerkannt ist. „Die Kriterien, um teilnehmen zu können, sind, dass man auf dem Markt ausstellt, handwerklich-technisch versiert ist und eine gewisse Einzigartigkeit bei der Umsetzung des Themas zeigt”, so Hasenberg.

Große Vielfalt

Große Vielfalt prägte den Markt. Auf ganz unterschiedliche Weise arbeiteten die Künstler mit dem Rohstoff Ton. Wie etwa der Künstler Frank Schillo aus Köln. Er hat sich auf Blumenvasen spezialisiert – „Gefäßgruppen”, wie er sie nennt. Er variiert dabei die Größe, die Struktur und die Farbe der Einzelteile. 15 Vasenarme rankten sich so dem Besucher entgegen, ähnlich einem Oktopus. Schillo gewann damit den zweiten Platz beim Keramikpreis. „Ich habe lange daran gearbeitet, um sie so zu gestalten”, so Schillo. Man könne auch wirklich Wasser hineinschütten und Blumen hineinstellen. Der dritte Preis ging an die niederländische Künstlerin Carla de Vrijer für ihren „Flower-Power-VW”, den sie vor 40 Jahren modelliert hatte und jetzt ausstellte. Auf der Busvorderseite ziert der Schriftzug „Love“ den Bus, an den Seiten bunte Blumen. Inspiriert von derart vielen Ideen hatten auch die Besucher des Marktes Gelegenheit, selbst etwas in Ton zu formen oder einfach nur mal zuzuschauen, wie eine Töpferscheibe funktioniert.

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