Literatur in Siegburg Siegburger Leseherbst präsentiert Neuerscheinungen

Siegburg · Im Frühjahr präsentierte die Siegburger Stadtbücherei mit ihren Literatursplittern ein neues Konzept, das die bewährten Literaturwochen ersetzen soll. Mit der „Literatur im Herbst“ geht das nun in die zweite Runde.

Die Siegburger Schülerin Gesche Lindenberg stellt ihren Roman " Futur II" vor.

Die Siegburger Schülerin Gesche Lindenberg stellt ihren Roman " Futur II" vor.

Foto: Gesche Lindenberg

Die erste Novemberwoche war im Siegburger Kulturkalender mehr als 40 Jahre lang fest für die Literatur reserviert. Während der „Siegburger Literaturwochen“ präsentierten namhafte Künstler in der Kreisstadt ihre Werke, Schauspieler lasen die Worte anderer und mitunter lieferten Musiker die passenden Töne zum geschriebenen Wort. Dann kam die Corona-Pandemie, die Lesereihe musste pausieren, und das Team der Stadtbibliothek nutzte die Zeit, um das Konzept zu überdenken und zu überarbeiten.

Mit dem Ergebnis, dass es die Siegburger Literaturwochen in der bewährten Form nicht mehr gibt, dafür aber parallel zu den Literaturmessen in Leipzig und Frankfurt zwei kleinere Lesereihen. Mit den Literatursplittern ging es im Frühjahr los, mit der Reihe „Literatur im Herbst“ geht es ab Mittwochabend, 19. Oktober, weiter.

„Wir wollen ein Haus für alle sein“

„Das alte Format der Literaturwochen hatte ein umfangreiches und hochpreisiges Programm, das in Vorbereitung und technischer Durchführung teils auch sehr aufwendig war“, sagt Anke Hassel, die in der Bibliothek für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Das habe seinen Preis gehabt, der über die Eintrittspreise an die Besucher und Besucherinnen weitergegeben werden musste. „Wir wollen aber ein Haus für alle sein, das Veranstaltungen für alle bietet“, erklärt sie. Und diese müssten auch für alle bezahlbar sein.

Die Kosten, aber auch gravierende Veränderungen, die Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiekrise auch im Veranstaltungsbereich mit sich gebracht haben, seien schließlich ausschlaggebend dafür gewesen, die großen Literaturwochen durch kleinere Veranstaltungsformate im „hauseigenen Rahmen“ zu ersetzen.

„Es sollen kleine, gemütliche Veranstaltungen sein, die interessante Themen aufgreifen und sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren“, fasst Anke Hassel den Ansatz zusammen. Dazu gehöre etwa auch, dass die Verbraucherzentrale in den Bibliotheksräumen praktische Lebenshilfe biete. Regelmäßig gebe eine ehrenamtliche Mitarbeiterin zudem Literaturempfehlungen, ehrenamtliche Autorinnen und Autoren organisierten eigenständig kostenlose Lesungsreihen. „Die Menschen sollen sich hier treffen, miteinander ins Gespräch kommen, Autoren hautnah und in „Salonatmosphäre“ begegnen“, sagt Hassel. Gelegenheit dazu wollen die beiden Lesereihen im Frühjahr und Herbst bieten.

Die Resonanz auf die ersten Literatursplitter im Frühjahr hat das Bibliotheksteam in seiner Entscheidung bestätigt. „Die drei Lesungen sind gut angenommen worden“, sagt Hassel. Darauf möchte das Büchereiteam mit den insgesamt vier Lesungen ihrer „Literatur im Herbst“ anknüpfen. „Wir stellen Neuerscheinungen der jeweiligen Buchmesse vor“, erklärt Hassel das Konzept des neuen Formats.

Appell für mehr Teilhabe

Den Auftakt der Herbstausgabe sollte am Mittwoch, 19. Oktober, die Bloggerin, Aktivistin und Ohrenkuss-Redakteurin Natalie Dedreux mit ihrem Buch „Mein Leben ist doch cool!“ gestalten. Wie die Stadtbibliothek am Mittwochnachmittag mitteilte, muss die Lesung der jungen Kölnerin mit Trisomie 21 allerdings kurzfristig krankheitsbedingt abgesagt werden. Sie soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Bereits gekaufte Eintrittskarten werden erstattet. In ihrem Buch hat Dedreux ihre Gedanken und Ansichten sowie ihre politischen Vorstellungen aufgeschrieben, beschreibt die drängenden Fragen unserer Zeit und macht Mut, sie aus einer neuen, anderen Perspektive zu betrachten. Es ist ein Buch gegen Vorurteile und ein Appell für die Teilhabe aller Menschen an der Welt – ohne Berührungsängste.

Mit der Freien Literaturwerkstatt Siegburg gibt es am Sonntag, 23. Oktober, dann doch noch einmal ein kleines Wiedersehen mit einer Konstanten der Literaturwochen. Lesungen der Autorinnen und Autoren aus der Werkstatt hatten den alljährlichen Siegburger Lese-Reigen einst begründet. Neun Autorinnen und Autoren treffen sich inzwischen zweimal im Monat unter der Leitung von Niowe Bark, um sich auszutauschen, sich zu unterstützen und sich gegenseitig zu motivieren. In der Stadtbücherei lesen sie nun am Tag der Bibliothek zwischen 15 und 17 Uhr unter dem Titel „Montags im Exil“ öffentlich aus ihren Gedichten, Kurzgeschichten, Erzählungen, Kinderbüchern und Romanen. Der Eintritt ist frei.

Liebeserklärung an das Lesen

Eine Liebeserklärung an das Lesen und die Liebe präsentiert die österreichische Autorin und Historikerin Julia Kröhn am Sonntagabend in der Stadtbibliothek. Ab 19.30 Uhr liest sie aus ihrem neuen Roman „Die Gedanken sind frei“. Es ist der erste Teil ihrer neuen Dilogie „Die Buchhändlerinnen von Frankfurt". Darin erzählt sie aus der Perspektive zweier Schwestern die Geschichte einer Verlagsbuchhandlung, von der Nachkriegszeit bis zur Studentenrevolte. Der Eintritt kostet zehn Euro.

Eine junge Siegburgerin beschließt die herbstliche Literaturreihe schließlich. Gesche Lindenberg nimmt am Dienstag, 25. Oktober, ab 18 Uhr mit ihrem just erschienenen Roman „Futur II“ mit auf eine Zeitreise ins spätmittelalterliche Siegburg. Vor vier Jahren hat die 2004 in Siegburg geborene Schülerin des Gymnasiums Allleestraße mit ihrem Roman begonnen – aus Langeweile, wie sie selbst sagt. Der Eintritt kostet fünf Euro.

Die Lesungen finden alle in der Siegburger Stadtbibliothek im Kulturhaus statt. Mehr Informationen gibt es auf www.stadtbibliothek-siegburg.de.

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