Weltnichtrauchertag Siegburger schafft nach 35 Jahren den Absprung

Rhein-Sieg-Kreis · Tausende Menschen sterben in Deutschland jedes Jahr an den Folgen des Rauchens. Der Siegburger Farid Langshausen hat den Absprung geschafft. In Gaststätten gilt bereits seit drei Jahren das Rauchverbot.

Eine einzelne Zigarette ist übriggeblieben. Die hat Farid Langshausen irgendwann durch Zufall in seiner Wohnung in Siegburg gefunden. Da hatte er schon mit dem Rauchen aufgehört – nach mehr als 35 Jahren. Dabei habe er sich nie vorstellen können, dass der unbewusste Zwang irgendwann einmal weg sei, erzählt der 54-jährige Senior Sales Manager.

Rauchen gehört für ihn lange dazu, ist ein festes Ritual: Zum Kaffee gibt es eine Zigarette, nach dem Essen ebenfalls, bei Stress sowieso. „Es ging schon eine Packung am Tag weg.“ Seit einem Jahr ist Langshausen nun Nichtraucher – und froh darüber. „Im Nachhinein gesehen, hätte ich mir vieles ersparen können“, erzählt er. Denn Nikotin und Teer wirken sich auf seine Gesundheit aus. Er ist nicht mehr so fit, muss ständig husten. „Aber wenn man jung ist, denkt man weniger an das Alter. Das ist alles weit weg“, sagt er.

Rauchen ist laut Gesundheitsbericht 2015 des Robert-Koch-Instituts die führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit in Industrienationen. Wer raucht, steigert sein Risiko für Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Krebserkrankungen. Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben Raucher ein um 65 Prozent höheres Herzinfarktrisiko als Nichtraucher, zudem seien 25 bis 30 Prozent der Krebstodesfälle aufs Rauchen zurückzuführen. Allein in Deutschland sterben laut BZgA jedes Jahr rund 121 000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums. Um auf diese Gefahren hinzuweisen, hat die Weltgesundheitsorganisation am 31. Mai 1987 den Weltnichtrauchertag ins Leben gerufen. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Stoppt Tabakwerbung jetzt!“

Mit Tabakwerbung wächst auch Farid Langshausen auf. „Ich bin damals noch mit dem HB-Männchen großgeworden“, erzählt der Siegburger, der als Jugendlicher mit dem Rauchen angefangen hat. „Rauchen war halt cool. Und irgendwann war man eben abhängig“, sagt er. Heute gibt es dagegen Warnhinweise auf Zigarettenpackungen – künftig sogar inklusive Schockfotos von Gesundheitsschäden. Denn seit Mitte Mai gilt in Deutschland eine neue Tabakrichtlinie.

Viele Jahre bleibt Langshausen abhängig und gehört damit zu den 29 Prozent der Männer ab 15 Jahren in Deutschland, die laut Mikrozensus 2013 rauchen. Bei den gleichaltrigen Frauen sind es rund 20 Prozent. Generell ist der Anteil der Raucher rückläufig, besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Dabei könnten auch Nichtraucheraktionen an Schulen wie „Be Smart – Don't Start“ eine Rolle spielen. Bei diesen verpflichten sich Schüler, ein halbes Jahr nicht zu rauchen. 96 Klassen aus dem Rhein-Sieg-Kreis haben das bei der jüngsten Runde geschafft, 113 waren laut Susanne Eckai-Nicolaus von der AOK Rheinland/ Hamburg gestartet.

Der Gedanke „Ich hör mal auf“ sei auch bei ihm immer da gewesen, sagt Langshausen. „Man hat es halt nie geschafft.“ Auch die Zahl der Zigaretten zu reduzieren, funktioniert nicht auf Dauer. Zwischendurch schafft er zwar für zwei bis drei Monate den Absprung. „Aber mein Kopf war nicht wirklich frei“, sagt Langshausen. Also fängt er wieder an. Doch mit der Zeit wächst der Druck von außen: Seine Kinder verabscheuen das Rauchen, seine Frau hat selbst vor vielen Jahren aufgehört.

Mit Hypnose kommt er im Mai 2015 schließlich von den Zigaretten weg. Den Tipp verdankt er einer Bekannten. Er fasst den Entschluss, es auszuprobieren und sucht sich ein Institut. „Am Morgen habe ich noch gedacht, was machst du hier? Die haben bestimmt nachher deine Kreditkartennummer“, sagt Langshausen und lacht. Doch er lässt sich drauf ein. „Ich hatte am nächsten Tag noch einmal das Verlangen nach einer Zigarette, aber die habe ich zerknüllt. Man muss einfach die ersten paar Tage überstehen.“

Seither hat er nicht mehr geraucht. Ab und zu hat Langshausen noch Flashbacks, manchmal träumt er, er habe geraucht. „Dann habe ich mich morgens gefreut, dass es nur ein Traum war“, erzählt der 54-Jährige. Ob er nie wieder an einer Zigarette zieht, kann er heute nicht sagen. Im Moment sei er rauchfrei – und das sei gut so. „Körperlich geht es mir seither viel besser“, sagt Langshausen. „Ich kann nur jedem raten, besser früher als später aufzuhören.“

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