Umbau im Stadtmuseum Siegburger Steinzeug in interaktiver Ausstellung

Siegburg · Nach der Umgestaltung der Siegburger Steinzeug-Abteilung im Stadtmuseum wurde diese nun mit interaktiven Stationen komplettiert. Besucher erfahren hier Überraschendes aus der aktuellen Forschung.

 Marion Roehmer stellt beim Rundgang durch die Ausstellung auch bisher unbekanntes Steinzeug vor.

Marion Roehmer stellt beim Rundgang durch die Ausstellung auch bisher unbekanntes Steinzeug vor.

Foto: Paul Kieras

 Marion Roehmer, Kuratorin und Expertin für Rheinisches und insbesondere Siegburger Steinzeug, stellte am Donnerstag bei einem Rundgang zusammen mit Museumsleiterin Gundula Caspary die Neuerungen im Stadtmuseum vor. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren Siegburger Keramiken besonders beliebt. „Die Siegburger Töpfe nahmen eine Spitzenstellung in Europa ein“, so Roehmer. Dies sei nicht nur der Qualität des Siegburger Tons zu verdanken, sondern auch der perfekten Handwerkskunst der Töpfer. Die Ausbildung zum Töpfer habe im Mittelalter ganze sieben Jahre gedauert, berichtet die Kuratorin.

Mit der Kombination aus analogen und digitalen Elementen können die Besucher nun eine Zeitreise vom 12. bis zum 18. Jahrhundert erleben und alles Wissenswerte über das „Siegburger Gold“, wie der Ton genannt wurde, über seine Verarbeitung, die Produktpalette und den Handel mit dem begehrten Steinzeug in der ganzen Welt erfahren. Seine Entdeckung habe das hochwertige Material laut Roehmer übrigens einem Zufall zu verdanken: Im 12. Jahrhundert ließ der Landesherr Adolf II. vom Berg nach Erzvorkommen zur Münzprägung suchen. Dabei stieß man auf Millionen Jahre alten Tertiär-Ton von einzigartiger Qualität.

Genormte Hohlmaße aus dem Mittelalter

Der Rohstoff erlaubte die Herstellung von hartem, hellem Steinzeug, einer neuen Form der Keramik, die bisher in Europa unbekannt war und schnell zu Berühmtheit gelangte. Im Museum bieten die verschiedenen Stationen sowohl die Möglichkeit, sich einen kurzen Überblick zu verschaffen, als auch sich ausführlich mit den jeweiligen Themen zu beschäftigen. Caspary betonte, dass die gesamte Ausstellung, deren Aufbau von der Konzeption bis zur Fertigstellung etwa drei Jahre gedauert hat, dank Kuratorin Marion Roehmer auf dem neuesten Stand der Forschung sei. Deren Erkenntnisse hätten bisher noch nicht einmal Eingang in die aktuelle Fachliteratur gefunden.

In Arbeit ist begleitend zur Dauerausstellung ein Buch von Roehmer, das auch für den „wissenschaftlichen Laien“ verständlich sein werde, wie Caspary ankündigte. Die Ausstellung hält zudem einige Überraschungen bereit: So werden die Besucher erstaunt sein, dass alle Trink- und Schankkrüge bereits vor Jahrhunderten genormt waren. Das festgelegte Volumen war wichtig, weil Soldaten, Handwerker und Wachleute einen Teil ihres Lohns und Soldes in Wein und Bier bekamen. „Diese Hohlmaße des Mittelalters (0,75 Liter, 0,5 Liter und 0,33 Liter) benutzen wir heute noch“, berichtete Roehmer.

Spannendes erfährt der Besucher auch darüber, wie das Siegburger Steinzeug in die ganze Welt geliefert wurde – und das dabei Kaufleute eine wichtige Rolle spielten. „Die haben die Ware in Kreise gebracht, die von den Töpfern unerreichbar waren“, so Roehmer. Repliken für die Präsentation hat der aus Siegburg stammende Töpfer Ilja Frenzel aus Ruppichteroth gefertigt. Darunter sind Gefäße, die man laut Kuratorin bislang nie in Siegburg gefunden habe, die dort aber nachweislich gefertigt wurden. Es handele sich also um Auftragsarbeiten.

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