Axel Starck verleiht Instrument Siegburger übergibt Stipendiatin Guaneri-Cello

Siegburg · "Seien Sie vorsichtig. Das ist eine Diva!“ Das war der Ratschlag mit erhobenem Zeigefinger, den Axel Starck der jungen Cellistin Katarina Schmidt bei der Übergabe seines Meistercellos mit auf den Weg gab.

 Übergabe des wertvollen Instruments: Der Siegburger Axel Starck und Katarina Schmidt mit dem Guaneri-Cello.

Übergabe des wertvollen Instruments: Der Siegburger Axel Starck und Katarina Schmidt mit dem Guaneri-Cello.

Foto: HOLGER ARNDT

Im Foto festgehalten wurde genau dieser Moment samt Starck'scher Achtsamkeits-Geste. Gerne erinnert sich Starck an den berührenden Moment im Februar zurück, als er mit seiner Frau Gisela von der Deutschen Stiftung Musikleben zu Instrumenten-Übergabe und Konzert nach Hamburg eingeladen wurde. Die feierliche Übergabe einiger Meister-Instrumente an Meister-Schüler fand im Spiegelsaal des Museums für Kunst und Gewerbe statt.

49 junge Musiker, die zum deutschen Spitzennachwuchs im Streicherfach zählen, hatten sich zum Wettbewerbsspiel um die wertvollen historischen Instrumente von Stradivari, Guaneri und Co. aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds eingefunden. Die Musikstudentin Katarina Schmidt (23) aus Stephanskirchen bei München überzeugte die Jury und erhielt das Guaneri-Cello des Siegburger Leihgebers Axel Starck.

Ursprung in Karlsruhe

„Das Instrument hat mich seit meiner Kindheit begleitet“, verriet Starck. „Als Geschenk meines Opas erzählt es auch ein Stück Familiengeschichte“, sagt der Seniorchef eines Siegburger Unternehmens.

Diese Familiengeschichte hatte in Karlsruhe ihren Ursprung. Großvater Hugo Starck (1871-1956) leitete das städtische Krankenhaus Karlsruhe. Auf dem seinerzeit kaum erforschten Gebiet der Speiseröhre genoss Starck als Forscher internationales Ansehen. Bereits seine Habilitationsschrift aus dem Jahr 1900 befasste sich wissenschaftlich mit den Divertikeln der Speiseröhre. Noch heute bekannt ist der „Starcksche Dilatator“, der zu seinen bekanntesten Erfindungen gehört.

Was man über den bekannten Mediziner in keinem Lexikon findet: Hugo Starck war auch Musik- und Kunstliebhaber. Und diese Liebe zu den schönen Dingen verband ihn auch mit einem Kreis von Künstlern und Kulturtreibenden. So lernte er über seinen Patienten Siegfried Wagner die Familie des Komponisten Richard Wagner kennen, mit der Starck eine lebenslange Freundschaft pflegte. Oft waren, so berichtet Axel Starck, Siegfried mit Wolfgang und Wieland Wagner im Karlsruher Haus des Großvaters zu Gast, und auch Richard Strauß verkehrte dort.

Zahlen statt Noten

Mit seinem in Siegburg lebenden Enkel Axel besuchte Hugo Starck die Bayreuther Festspiele und vermachte ihm 1950 das Guaneri-Cello aus dem Jahre 1715. Das hatte er 1906 aus Londoner Privatbesitz erworben. Für Axel, den der Großvater für den musikalischsten seiner zwölf Enkel hielt, war das Cello nicht nur ein Geschenk, sondern auch eine Bürde, die ihn über Jahrzehnte begleiten sollte. Da er bereits Akkordeon und Klavier spielte, nahm er das wertvolle Cello zum Anlass, auch Unterricht an diesem Instrument zu nehmen. Sein Cellolehrer hatte musikalische Standbeine in Bayreuth und Bonn: Uwe Gebhardt spielte im Bayreuther Festspielorchester und war auch Cellist im Bonner Beethoven-Orchester.

Die Musik machte Axel zwar nicht zu seinem Beruf, aber für den Diplom-Betriebswirt, der ab 1965 in zweiter Generation in Siegburg ein Sanitär- und Heizungsbau-Unternehmen leitete, wurde sie zu seinem liebsten Hobby. Das Instrument seiner Wahl war dabei zwar ein anderes, doch das Guaneri-Cello begleitet ihn über 67 Jahre. Mit einem anderen Cello spielte Axel Starck von 1968 bis Anfang dieses Jahres im „Musikverein Beuel“. Sein hochwertiges Erbstück stellte er nun der Stiftung Musikleben zur Verfügung, damit die „Diva“ in würdige Hände komme. Den richtigen „Umgangston“ mit seiner „Diva“ hat der Siegburger ein Leben lang kennen und schätzen gelernt. „Das war nicht immer einfach“, gibt Starck zu.

Vergleichbar mit Stradivari

„Aber dieses Instrument ist etwas ganz Besonderes. Als ich die junge Musikerin in Hamburg gehört habe, wusste ich, dass ich diesem Instrument selber niemals solche Töne entlocken konnte“, gibt er bescheiden zu. Streichinstrumente aus der Werkstatt Guaneri dürfen in einem Zuge mit Stradivari genannt werden und sind trotz ihres hohen Alters unangefochten wegen ihrer charaktervollen Tonformung. Katarina Schmidt konnte ihr Glück bei der Übergabe des wertvollen Instruments im Februar in Hamburg kaum fassen. Bei den Bewerbungs-Vorspielen um die hochwertigen Instrumente machte sie das Rennen. Im Gespräch mit dem GA bekannte sie, dass sie sich sehr geehrt fühle und es auch nach einigen Wochen kaum fassen könne, „ein so wertvolles Instrument spielen zu dürfen“.

Der erste öffentliche Auftritt mit ihrem Guaneri-Cello ist für die Studentin an der Münchener Musikhochschule ein beachteter Streicher-Wettbewerb. Die talentierte Cellistin, die sich kurz vor dem Bachelor-Examen befindet, nimmt zurzeit an der Queen Elisabeth Competition in Brüssel teil. Wie sie die Klangfarbe empfindet? „Es hat einen sehr eleganten Klang“, sagt Schmidt.„ Die Bezeichnung hat Herr Starck genau richtig gewählt, das passt wirklich.“

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