Aktion für Gemeinschaftssinn Siegburger zeigen Solidarität

SIEGBURG · Passanten bleiben staunend stehen und betrachten eher skeptisch das Treiben am Mühlengraben in Höhe des Amtsgerichts. Einige von ihnen reihen sich aber nach Aufklärung über den Sinn der Aktion spontan in die lange Menschenschlange ein, die Wassereimer weiterreicht.

 Bei der Eimerkette erfahren die Teilnehmer in Siegburg gelebte Solidarität.

Bei der Eimerkette erfahren die Teilnehmer in Siegburg gelebte Solidarität.

Foto: Paul Kieras

Künstler der städtischen Ateliers am Trerichsweiher hatten zur Aktion "Siegburger Solidarität" eingeladen, an der sich jeder beteiligen konnte. Ziel war es, Solidarität in einer Gesellschaft fühlbar zu machen, die nicht nur formal zusammen in der Stadt lebt, sondern idealerweise auch eine Gemeinschaft bildet.

Als geeignete Ausdruckform dafür sahen die Organisatoren das Bilden einer Eimerkette an, wie sie in früheren Zeiten zum Löschen von Bränden üblich war. Ohne Ansehen von Stand, Herkunft oder Geschlecht waren alle Bürger damals gefordert, um den Schaden zu begrenzen.

"Das war die reinste Form von Gemeinschaftssinn innerhalb der Bevölkerung", sagte Mitinitiator Karl-Heinz Löbach: Ein überlebensnotwendiges Für- und Miteinander, das heute, in einer Zeit, wo jeder mit jedem um alles kämpfe, immer mehr aus dem Bewusstsein der Menschen verschwinde. Ob im Alltag, in der Wirtschaft, in der Politik oder auch in der Kunst: Jeder verfolge nur noch seine eigenen Interessen, so Löbachs Beobachtung.

An diese Erkenntnis knüpfte die Aktion an. In einem gemeinsamen Papier fragen die Künstler: Sind wir heute noch in der Lage, uns gegenseitig helfend die Hand zu reichen, wenn es darauf ankommt? Der Transport von Wasser wurde ebenfalls nicht willkürlich gewählt: Es ist Grundlage allen Lebens und das wichtigste Element zum Überleben - das höchste Gut der Menschheit, um das sogar Kriege geführt werden. Ohne Wasser keine Zivilisation, so die Initiatoren Ria Penders, Vera van Kaldenkerken, Christoph und Ines Hasenberg, Barbara Lehnard, Karin Dornbusch, Christine Ludwigs, Karl-Heinz Löbach und Hermann Josef Hack.

Letzterer konnte allerdings nicht vor Ort sein, weil er einer Einladung in die Türkei gefolgt war. Punkt 11 Uhr, zum Startschuss in Siegburg, schüttete er aber dort symbolisch an der Grenze zu Syrien einen Eimer Wasser aus, während die ersten Behälter aus dem Mühlengraben geschöpft wurden. Für Nachschub sorgten Mirco Bertram, Marlon Krusen und Dennis Rempel mit ihrem Gruppenleiter Denny Haser von der Jugendfeuerwehr. Auch Haser zeigte sich begeistert: "Meine Jungs lernen bei dieser Aktion, wie wichtig Teamarbeit ist und dass man sich aufeinander verlassen können muss."

Der Aufruf zur symbolischen Solidarität in Siegburg war ein Erfolg, auf den alle Beteiligten stolz sein könnten, so die Künstler, "da sie nicht als reine Konsumenten partizipiert, sondern ein Zeichen gesetzt haben". Es sei gleichwohl nicht darum gegangen, einen Volksauflauf zu initiieren, betonte Löbach. Für die Künstler stand schon bei der Planung fest, dass ihr Vorhaben nicht scheitern konnte, da das gesellschaftliche Experiment - ob von 20 oder 200 Bürgern durchgeführt - auf jeden Fall ein Ergebnis bringen würde. Und das war das gemeinsame Handeln selbst.

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