"The Weelchair Project" Siegburgerin hilft behinderten Kindern in Nepal

SIEGBURG · In Nepal gibt es viele Kinder mit Zerebralparese, einer Störung des Nervensystems und der Muskulatur. Die Siegburgerin Ulla Blockhaus und ihr Verein „The Weelchair Project“ organisiert Sitzschalen und Rollstühle für die behinderten Kinder.

 Der nepalesische Junge Saorea in einer der neuen Sitzschalen; Das Fußbrett wird gerade angepasst

Der nepalesische Junge Saorea in einer der neuen Sitzschalen; Das Fußbrett wird gerade angepasst

Foto: privat

Der kleine Saorea aus Nepal kann sich nur schwer in seinem Rollstuhl halten. Ständig überkreuzen sich seine Beine. Seit seiner Geburt leidet er unter einer Zerebralparese. Die Behinderung zeigt sich in Störungen des Nervensystems und der Muskulatur. Folge ist eine willkürliche Motorik. Dank Ulla Blockhaus und ihres Vereins „The Weelchair Project“ sitzt Saorea nun in einer an ihn angepassten Sitzschale in seinem alten Rollstuhl. Mit einem Sockel in der Mitte des Sitzes kann er seine Beine parallel halten. „Es ist schön, das Gefühl zu haben, dass wir etwas machen, das gebraucht wird“, sagt Blockhaus.

Die 49-jährige Siegburgerin unterstützt Kinder mit Zerebralparese in der Stadt Dhapakhel nahe der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. Vor Ort hat sie sich mit der Non-Profit-Organisation „Self-Help Group for Cerebral Palsy“ zusammengetan. Eltern betroffener Kinder haben den Verein gegründet.

In Nepal gibt es viele Kinder mit Zerebralparese. „Es gibt keine belastbaren Zahlen. Man geht jedoch davon aus, dass allein in der Region um Kathmandu 10 000 Betroffene leben. Das ist überproportional häufig“, erklärt Blockhaus. Die Behinderung entsteht, wenn Säuglinge bei der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommen oder sehr verfrüht auf die Welt kommen. „Die meisten Mütter gebären ihre Kinder zu Hause und völlig unbegleitet. Da kann es häufig zu Komplikationen kommen“, so Blockhaus.

Die 49-Jährige war selbst schwer krank. Ihr Arzt riet ihr damals zu einer Ayurvedischen Kur in Nepal. „Ich war nie viel auf Reisen. Doch in Nepal habe ich mich sofort verliebt. Nachdem mir dort so gut geholfen wurde, möchte ich etwas zurückgeben“, erklärt sie. Gemeinsam mit der Physiotherapeutin Anna Tupetz gründete sie 2016 den Verein „The Weelchair Project“. Durch ihre Arbeit als Logopädin und systemische Therapeutin unter anderen in einer Schule in Rösrath wusste Blockhaus, dass immer wieder gebrauchte Sitzschalen und Rollstühle ausgemustert werden, wenn die Kinder herausgewachsen sind. Die Einfuhr der gebrauchten Sitzschalen scheiterte jedoch am nepalesischen Zoll. „Was wir nicht nach Nepal bringen konnten, gehen nun an ein ähnliches Projekt in Bosnien“, sagt Blockhaus.

Doch zu Beginn dieses Sommers klappte die Einfuhr neuer Sitzschalen, die ein Hersteller gespendet hatte. „Ich bin in den Sommerferien sofort hinterhergereist, um den Eltern und Physiotherapeuten vor Ort zu erklären, wie man die Schalen richtig anpasst“, so Blockhaus.

Da der Import der Sitzschalen auf Dauer keine Lösung ist, möchte Ulla Blockhaus in Nepal eine Werkstatt errichten, um die Schalen direkt vor Ort herzustellen. Im Moment befindet sich das Vorhaben in der Planungsphase. „Wir müssen schauen, ob es die nötigen Materialien für die Sitzschalen und Prothesen überhaupt in Nepal oder im Nachbarland Indien zu kaufen gibt. Zusätzlich sind wir für den Bau und den anschließenden Betrieb der Werkstatt auf Spenden angewiesen“, so Blockhaus. Der Verein informiert auf seiner Facebook-Seite unter dem Stichwort „Ein Rollstuhl ist mehr als ein Rollstuhl“ über weitere Projekte.

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