Mobile Bankfiliale und rollende Märkte So läuft die Nahversorgung in der Region

Rhein-Sieg-Kreis · Die mobile Versorgung im ländlichen Rhein-Sieg-Kreis ist ein wichtiger Faktor. Sparkassentruck und Brotwagen werden sehnlich erwartet.

Regelmäßig im Einsatz: Philip Stegert (links) und Reiner Kirfel. FOTO: FAHL

Regelmäßig im Einsatz: Philip Stegert (links) und Reiner Kirfel. FOTO: FAHL

Foto: Jana Fahl

Als Philip Stegert und Reiner Kirfel mit dem roten Transporter auf den Marktplatz im Sankt Augustiner Stadtteil Buisdorf fahren, wartet bereits eine Kundin auf die beiden. Bis sie ihre Bankgeschäfte in der Mobilen Filiale der Kreissparkasse Köln erledigen kann, muss sie sich allerdings noch ein paar Minuten gedulden.

Bevor Stegert und Kirfel losfahren und mit ihrer Tour beginnen, muss alles, was nicht niet- und nagelfest ist, verstaut werden. Am nächsten Standort der Tour angekommen, wird dann alles wieder ausgepackt. Wenn es soweit ist, hilft Stegert der wartenden Kundin in die Filiale auf Rädern. Die Nähe zu den Menschen schreiben die Bankmitarbeiter groß.

Während Rollende Märkte wie etwa der Eifeler Frischdienst, der die Menschen im Kreis mit Lebensmitteln aus der Eifel beliefert, schon lange auf die mobile Versorgung setzen, ist vor ein paar Jahren auch die Kreissparkasse Köln auf den Zug aufgesprungen. An 15 Stellen im Rhein-Sieg-Kreis hält der rote Wagen mittlerweile. Als vor rund sechs Jahren Stellen für die Mobilen Filialen ausgeschrieben wurden, hat sich der 29-jährige Philip Stegert sofort dafür beworben: „Wir kommen viel rum, treffen viele Menschen und machen viele interessante Begegnungen.“

Die Tour beginnt donnerstags um 11 Uhr. Stegert und Kirfel treffen sich an der Halle, in der die Mobile Filiale geparkt ist, und packen gemeinsam die Unterlagen zusammen: Überweisungsträger, Umschläge und was für die Bankgeschäfte der Kunden noch alles benötigt wird. Dann geht es los zum ersten Haltepunkt nach Hennef-Stoßdorf. Eine Stunde steht die Mobile Filiale dort, dann geht es weiter nach Sankt Augustin-Buisdorf. „Jedes Mal müssen wir auf- und abbauen, sonst fliegt alles herum“, erzählt Stegert.

19 Sankt Augustiner steuern den Transporter auf dem Marktplatz an diesem Tag an. Darunter auch Elke Merkewitz aus Buisdorf: „Das ist eine gute Alternative. Ich finde das super“, sagt sie. 2013 hatte die Filiale der Kreissparkasse Köln am Marktplatz geschlossen. Seitdem steht die mobile Variante dort.

Ausgestattet sind die Transporter in etwa so wie eine kleine Filiale. Nur für Beratungen und größere Bankgeschäfte müssen die Kunden einen Termin in der nächsten Filiale ausmachen. Und die Kunden kommen nicht nur zu Fuß, auch mit dem Fahrrad oder mit dem Auto wird die Mobile Filiale angesteuert. „Es sind schon viele ältere Leute dabei. Das können auch nur diejenigen nutzen, die Zeit dafür haben“, sagt Reiner Kirfel. Denn genauso wie an anderen Haltepunkten stehen die beiden nur kurz und packen nach einer Stunde wieder zusammen, um sich auf den Weg zur dritten und letzten Station des Tages zu machen. Das sind Öffnungszeiten, die für Berufstätige schwer einzuplanen sind.

Dass der Kontakt zu den Menschen hier anders ist als in den Filialen, merkt man sofort. „Eine Kundin winkt uns schon immer vom Fenster aus zu, wenn wir kommen, und bringt uns dann Kaffee vorbei“, erzählt Kirfel. Ein besonderes Vertrauensverhältnis habe er mit einer älteren Kundin, die ihn regelmäßig bitte, ihre Post für sie zu öffnen. „Einmal hat uns eine Kundin erzählt, dass sie frischen Pflaumenkuchen gebacken hat. Dann haben wir später bei ihr zu Hause angehalten und sie hat uns den Kuchen durchs Autofenster reingegeben“, erinnert sich Stegert. An vielen Haltepunkten habe die Mobile Filiale sogar andere Händler dazu bewegt, sich in der Servicezeit mit ihren Angeboten daneben zu stellen. „Da ist dann ein kleiner Markt entstanden“, so Stegert.

16 von 63 Filialen hatte das Unternehmen im Januar 2019 kreisweit geschlossen. Darunter auch in Bornheim, Königswinter und Sankt Augustin-Ort. Über die Schließungen ihrer Heimatfilialen waren viele Kunden nicht glücklich und zweifelten am Ersatzangebot. Laut Buisdorf-Regionaldirektorin Sabine Rindfleisch-Eichele seien viele aber positiv überrascht gewesen, zwei Mitarbeiter in der Mobilen Filiale anzutreffen.

So auch Dolores Fischer aus Hennef-Happerschoß, wo Stegert und Kirfel donnerstags ihren dritten und letzten Haltepunkt haben: „Super finde ich, dass man nicht Schlange stehen muss. Ich hoffe, das bleibt uns hier erhalten“, sagt die 56-Jährige. 2015 hatte auch hier eine Filiale der Kreissparkasse geschlossen.

Stegert und Kirfel sind nicht nur im Rhein-Sieg-Kreis, sondern auch im restlichen Geschäftsgebiet der Kreissparkasse Köln unterwegs. Etwa 20 Mitarbeiter besetzen die insgesamt sechs Mobilen Filialen. „Wir haben immer sechs feste Fahrer für einen Standort, damit die Kunden sich nicht an zu viele Gesichter gewöhnen müssen“, erklärt Stegert. Ab und an kämen die Leute auch nur vorbei, um sich zu unterhalten.

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