Worakrobaten im Stadtmuseum So war der Siegburger Poetry-Slam "Mutanfall"

SIEGBURG · Sechs Wortakrobaten lieferten sich im Stadtmuseum beim Siegburger "Mutanfall" einen sprachlichen Wettstreit. Das Publikum entschied: Die besten waren ein Kaiserslauterer und ein Paderborner.

 Zufrieden mit dem Wettbewerb (v.l.) Jasmin Nairobi, August Klar, Phriedrich Chiller und Andrea Hermes.

Zufrieden mit dem Wettbewerb (v.l.) Jasmin Nairobi, August Klar, Phriedrich Chiller und Andrea Hermes.

Foto: Paul Kieras

Die Poetry-Slam-Reihe „Mutanfall“ ist ins Siegburger Stadtmuseum zurückgekehrt. Im „Stammhaus“ der Slammer stehen in diesem Jahr vier Wettbewerbe unter Wortakrobaten auf dem Plan, deren Erst- und Zweitplatzierte sich für das Finale 2018 qualifizieren können. Gleich die erste Veranstaltung – die 18. insgesamt – war ausverkauft. Wegen der Erkrankung von Moderator „mario el toro“ übernahm Jasmin Nairobi die Wettkampfleitung. Sie begrüßte sechs Slammer, darunter den Sieger der ersten Veranstaltung 2015.

„Zwergriese“ aus Essen spannte mit seinem Text über Bauarbeiter Marc und dessen Sohn Tim, der auch Häuser bauen möchte, einen Bogen zum Stadtmuseum. Für den Sieg reichte es diesmal allerdings nicht. Mano Meisen aus Aachen thematisierte in seiner düsteren Geschichte „Das Monster in meinem Kopf“ die Krankheit Depression. Elena Ratzlaff aus Troisdorf fühlte sich „gefangen im Käfig der neuen Zeit“, und wenn sie deren Lieder höre, „bekomme ich Fernweh“. Bei Felicitas Friedrich ging es unter anderem „ums Essen, um Beziehung und sehr merkwürdige Männer“. Im Halbfinale war für die Essenerin allerdings Schluss.

Szenenapplaus für Beatboxer August Klar

Wie der sichere Sieger sah nach der ersten Runde August Klar aus Paderborn aus. Denn der präsentierte sich auch als begnadeter Beatboxer. Das rhythmische Bearbeiten des Mikrofons mit Atem, Lippen, Zunge und Stimme ist für Klar „ein Geschenk für die Ohren, eine Gabe der Götter, Talent, welches hilft, mit Frauen ins Gespräch zu kommen“. Für seine Kunst und das Nachahmen von Tiergeräuschen („Ich kann auch Pfau“) bekam er Szenenapplaus. Als Finalteilnehmer machte er sich Gedanken darüber, „was passiert, wenn ich mal sterbe“. Einfühlsam beschrieb er, wie er von oben zurückblickt, bis zum Urknall und vorwärts, „bis die Erde verschwindet und die Sonne verglüht“.

Ganz knapp konnte sich Phriedrich Chiller aus Kaiserslautern durchsetzen. Er überzeugte das Publikum zunächst mit seinem Text „ohne Titel, ohne Inhalt und ohne Worte“ und holte den Sieg mit dem wortakrobatischen Gedicht „verAntworten“: „Es heißt Verantwortung übernehmen, weil wir uns beim Verantwortung übernehmen übernehmen. Übernehmen Aufgaben, denen wir uns nicht gewachsen fühlen, weil wir uns zu erwachsen fühlen.“ Andrea Hermes von der Projektleitung überreichte dem Sieger des ersten Wettbewerbs 2018 das obligatorische Stadtmuseum-Teelicht.

Der nächste „Mutanfall“, ein Song-Slam, findet am Dienstag, 24. April, 19.30 Uhr, im Stadtmuseum statt. Dort gibt es Tickets für acht Euro.

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