Fröhliche Feier mit ernstem Anliegen So war der zweite CSD in Siegburg

SIegburg · Der Christopher-Street-Day in Siegburg stand unter dem Motto „Queer ist klasse“. Die Zahl der Teilnehmer an der bunten Demo war deutlich größer als bei der ersten Ausgabe.

 Rund 100 Menschen marschierten beim zweiten Christopher-Street-Day durch Siegburg.

Rund 100 Menschen marschierten beim zweiten Christopher-Street-Day durch Siegburg.

Foto: Ingo Eisner

Auf dem Europaplatz in Siegburg schwenken junge Frauen und Männer ihre Regenbogenfahnen. Seit den 1970er Jahren sind diese Flaggen das Erkennungsmerkmal der schwulen und lesbischen Bewegung. Die Stimmung ist fröhlich, aber das Anliegen ist ernst: Akzeptanz. Niemand soll sich aufgrund seiner sexuellen oder geschlechtlichen Identität schämen müssen. Mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich in der Kreisstadt, um beim zweiten Siegburger Christopher Street Day (CSD) mitzumarschieren, der von der linken Kreis-Jugend „solid“ und der Grünen Jugend Rhein-Sieg organisiert wurde.

„Man soll sich einfach zeigen. Wir wollen von der Gesellschaft akzeptiert werden“, sagt Tobias, der aus Köln angereist ist. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Linke in Siegburg einen CSD organisiert, an dem allerdings nur 30 Menschen teilnahmen. Das war in diesem Jahr anders. Unter dem Motto „Queer ist klasse“ zogen mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Siegburger Innenstadt. An der Neuen Poststraße gab es zum Abschluss eine Podiumsdiskussion, an der neben Pauline Gödeke, Kreisvorsitzende der Grünen, auch Dominik Görtz teilnahm, stellvertretender Landessprecher der Linken in NRW. Sie sprachen über das geplante Selbstbestimmungsgesetz, das es Transsexuellen, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen leichter machen soll, den Personeneintrag zu ändern.

Görtz sieht da aber noch Optimierungsbedarf. „Wer einen solchen Antrag stellt, muss zunächst mit einer dreimonatigen Sperrfrist rechnen. Minderjährige dürfen zwar ab einem Alter von 14 Jahren ihren Personenstand ändern, aber nur mit dem Einverständnis der Eltern oder nach einer Entscheidung des Familiengerichts. Das sind zu hohe Hürden und da muss noch nachgebessert werden“, sagte Görtz.

Der CSD ist ein Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender-Personen und Intersexuellen. An diesem Tag wird für die Rechte dieser Gruppen, gegen ihre Diskriminierung und Ausgrenzung demonstriert. Benannt ist der Tag nach der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village. In den frühen Morgenstunden des 28.Juni 1969 fand im „Stonewall Inn“ der so genannte Stonewall-Aufstand statt. Die Szene-Bar war immer wieder Schauplatz von gewalttätigen Razzien der Polizei geworden. Als sich an diesem Abend insbesondere Dragqueens, transsexuelle Latinas und Farbige gegen die immer wiederkehrenden Kontrollen wehrten, war das der Auftakt für tagelange Straßenschlachten mit der New Yorker Polizei.

„Noch keine Gleichberechtigung von queeren Menschen“

Dieser Aufstand gilt bis heute als Wendepunkt des queeren Aktivismus und wird jährlich im Pride-Monat Juni gefeiert. Pride (Stolz) bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich kein Mensch aufgrund seiner sexuellen oder geschlechtlichen Identität schämen muss. Für Patrick Haas, Geschäftsführer der Linken des Kreisverbands Rhein-Sieg, ist es wichtig, den CSD wieder mehr zu politisieren. „Der CSD in anderen Städten hat zu viel Partycharakter“, sagt er. „Es ist aber ein politisches Thema.“ Auch wenn es in Deutschland besser laufe als in anderen Ländern – laut Haas gibt es auch hier bisher keine Gleichberechtigung für queere Menschen.

„Queer“ bezeichnet Menschen, die sich als Teil der LGBTQ+–Community (lesbisch, schwul, trans, queer) identifizieren. Unterstützt werden sie von sogenannten Allys, die sich zwar selber nicht als queer identifizieren, aber trotzdem für die Rechte queerer Menschen kämpfen und sich solidarisch zeigen. So wie Bernd Lubinski, der nicht zur Community gehört, das Anliegen aber unterstützt. „Menschen sollen einfach sein dürfen, wie sie sind“, sagt er.