Offener Brief zur Jugendarbeit in Siegburg Sozialverbände sprechen sich für „Bahnhof Brückberg“ aus

Siegburg · Sozialverbände aus Siegburg und dem Rhein-Sieg-Kreis machen sich für die offene Jugendarbeit an zwei ausrangierten Eisenbahnwaggons auf dem Brückberg stark. Sie appellieren an die Ratsmehrheit aus CDU und Grüne, ihr Abstimmungsverhalten noch einmal zu überdenken.

Auf dem Bolzplatz in Siegburg-Brückberg sollte in zwei Bahnwaggons ein Angebot für offene Jugendarbeit entstehen.

Auf dem Bolzplatz in Siegburg-Brückberg sollte in zwei Bahnwaggons ein Angebot für offene Jugendarbeit entstehen.

Foto: Nadine Quadt

In einem offenen Brief haben sich Vertreter von zehn Sozialverbänden aus Siegburg und dem Rhein-Sieg-Kreis an den Siegburger Stadtrat gewandt. Darin appellieren sie an die Politiker, ihr Abstimmungsverhalten zu der offenen Jugendarbeit rund um zwei ausrangierte Eisenbahnwaggons noch einmal zu überdenken. Im Dezember hatten CDU und Grüne das für den Stadtteil Brückberg geplante Jugendprojekt im Stadtrat überraschend mit Unterstützung von SBU und Volksabstimmung gekippt und die Verwaltung damit beauftragt, die bereits gekauften Eisenbahnwaggons wieder zu verkaufen. Unterstützer des Projektes sammelten seither rund 1000 Stimmen für die Kinder- und Jugendarbeit am „Bahnhof Brückberg“ und fordern in einem Bürgerantrag, der am Dienstag im Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss behandelt wird, eine erneute Abstimmung.

„Die Vorgänge um die Aufstellung der Eisenbahnwaggons auf dem Brückberger Gelände“ hätten die Sozialverbände dazu bewogen, ihre „Stimme zu erheben für die Kinder und Jugendlichen, um deren Wohl und ihre Interessen in der Stadt Siegburg zu vertreten und zur Ausführung zu verhelfen“, erklärt Birgit Elbe-Lange. Die pädagogische Leiterin im Siegburger Ortsverein des Deutschen Kinderschutzbundes spricht in ihrem Brief ausweislich auch für den Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg der Arbeiterwohlfahrt (Awo), die Aktion Neue Nachbarn im Kreisdekanat Rhein-Sieg, den Kreisverband Rhein-Sieg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), den Flüchtlingsrat Rhein-Sieg, das Kinderheim und die Kita Pauline von Malinckrodt, den Partitätischen Rhein-Sieg, den Katholischen Verein für soziale Dienste (SKM) Rhein-Sieg, den Weißen Ring Rhein-Sieg und die Flüchtlingsinitiative Lohmar-Siegburg.

Beim „Bahnhof Brückberg“ handele es sich um ein vergleichsweise günstiges Projekt, das zügig umgesetzt werden könne und hohe Motivation bei der Zielgruppe auslöse. „Aus nicht nachvollziehbaren Gründen soll es in eine unbestimmte Zukunft verschoben werden“, so Elbe-Lange. Den Jugendlichen werde wieder die „lange Nase gezeigt“. Dabei hätten Kinder und Jugendliche am meisten unter den Einschränkungen der Pandemie gelitten, freiwillig und solidarisch auf vieles verzichtet. Das habe Spuren hinterlassen. „Hier ist die Chance, etwas zurückzugeben, die nicht vertan werden sollte“, heißt es weiter.

Die Unterzeichner des offenen Briefes warnen vor einer Spaltung der Gesellschaft in Jung und Alt. Es müssen viel mehr Brücken gebaut werden. „Es steht ein kompetenter Träger zur Verfügung, der bereits auf dem Gelände die Ministadt mit großem Erfolg durchführt“, schreiben sie. Durch das Jugendprojekt bestehe die Chance, der Jugend Demokratie, Partizipation, Gemeinschaft und Strukturen nahezubringen, die ein gedeihliches Zusammenleben beförderten. Die Vorkommnisse in der Silvesternacht hätten gezeigt, dass sich Teile der Jugend mit dem Staat nicht identifizieren. Deswegen brauche es Angebote, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Jugendlichen entgegenkommen.

Kritik auch von den Jusos

Auch die Jusos Rhein-Sieg haben sich für das Jugendprojekt „Bahnhof Brückberg“ stark gemacht und hoffen angesichts des Bürgerantrags auf ein Umdenken im Rat. In ihrer Pressemitteilung üben sie außerdem grundlegende Kritik an der Jugendpolitik von CDU und Grünen im Rhein-Sieg-Kreis. Während die Siegburger SPD mitgeteilt hat, dass sie den Bürgerantrag unterstützt, haben CDU und Grüne ein eigenes Positionspapier mit Alternativen zur Jugendarbeit an Eisenbahnwaggons vorgelegt.

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