Flüchtlingsunterbringung Spekulation um Hotel

MUCH · Die Lindner-Herberge in Much könnte eine Unterkunft werden, eine Umsetzung ist aber noch unklar. Der Bürgermeister will die Bezirksregierung einschalten, denn viele Kommunen beklagen ständige Zuweisungen.

 Im Sport & Aktiv Hotel Kranichhöhe erholen sich die Gäste. Bald schon könnten dort Flüchtlinge eine vorübergehende Heimat finden.

Im Sport & Aktiv Hotel Kranichhöhe erholen sich die Gäste. Bald schon könnten dort Flüchtlinge eine vorübergehende Heimat finden.

Foto: Holger Arndt

Der Betreff der Mail ist eindeutig: "Gespräch Bezirksregierung Köln - Flüchtlingshotel." Der Absender: Muchs Bürgermeister Norbert Büscher. Die Empfänger: Otto Lindner und Elke Zäschke. Lindner ist Vorstand der Lindner Hotels AG, Zäschke Direktorin der Lindner-Unterkunft in Much.

Der Inhalt: Es geht um einen gemeinsamen Gesprächstermin bei der für Flüchtlinge zuständigen Bezirksregierung Köln. Dann soll darüber gesprochen werden, ob das Sport & Aktiv Hotel Kranichhöhe in Much möglicherweise bald als Flüchtlingsunterkunft dient.

Das könnte auch Folgen für die Mitarbeiter haben, die nun Angst um ihre Jobs haben. Büscher sagt dazu: "Betreibt Lindner das Hotel selbst? Stellt er es komplett zur Verfügung? Behält er seine Mitarbeiter? Diese Fragen sind alle noch nicht beantwortet." Lindner sagt: "Ich werde nichts Wildes mit den Mitarbeitern machen. Wir wollen helfen. Die Mitarbeiter liegen mir genauso am Herzen wie die Flüchtlinge. Selbst für ein Hotel für Flüchtlinge würde ich ja die Hälfte der Mitarbeiter benötigen."

Am Mittwoch versammelte nun Hotel-Chefin Zäschke die laut Büscher 42 fest angestellten Mitarbeiter und informierte sie über die Gedankenspiele Lindners. "Die Leute sind jetzt verunsichert, das hätte nicht passieren dürfen, weil die Pläne noch halbgares Zeug sind", sagt Lindner.

Zum Schriftverkehr mit dem Bürgermeister sagt Lindner: "Der Betreff der E-Mail ist unglücklich gewählt, das ist alles pure Spekulation. Wir sind ein Hotel und kein Flüchtlingsheim." Und Büscher sagt: "Was jetzt passiert, muss Herr Lindner klären. Noch hat er kein konkretes Angebot gemacht."

Das erste Mal kam das Thema am 28. September auf, als Lindner in Büschers Büro anlässlich eines jährlichen Treffens des Bürgermeisters mit dem Unternehmer saß. Dabei habe Lindner gefragt, wie er die Gemeinde bei der Flüchtlingsunterbringung unterstützen könne, erzählt Büscher. Aktuell zählt Much in den 114 Ortschaften knapp 200 Asylbewerber, nächstes Jahr sollen es 450 sein. Laut Gemeindebeschluss sollen die Flüchtlinge dezentral unterkommen und mindestens zehn Quadratmeter pro Person haben.

In einer zweiten Mail vom 2. Oktober schreibt Büscher: "Wir haben ein wichtiges Projekt vor uns. Da müssen wir Gas geben." Am Montag will Büscher deshalb den diese Woche noch im Urlaub weilenden stellvertretenden Regierungspräsidenten Wilhelm Steitz nach einem Termin fragen. Denn der Bürgermeister sieht die Gemeinde nicht in der Lage, eine solche Unterkunft zu betreiben. Er denkt, dass die Bezirksregierung das machen könnte.

"Wir sind für Angebote generell dankbar", sagt Freia Johannsen, Sprecherin der Bezirksregierung. "Es wäre aber schwierig, in einem Hotel einen Teil als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen und den anderen ganz normal." Einen Pro-Kopf-Preis pro Übernachtung zahle die Bezirksregierung nicht. Für die Nutzung eines privaten Gebäudes setze sie einen Vertrag mit dem Besitzer auf. "Wir bezahlen aber nicht jeden Preis. Das muss schon im Verhältnis stehen." Lindner zu seinen Motiven: "Ich bin Unternehmer und nicht karitativ tätig. Ich mache nichts, was mir wirtschaftlich schadet."

Laut Bezirksregierung ist es kein Novum, dass Flüchtlinge in Hotels unterkommen. "Dass Hotels als Unterkünfte dienen, ist nicht unüblich", sagt Johannsen. So sind etwa im Sonnenhof am Rursee in der Eifel seit dem 7. Juli 120 Asylbewerber untergebracht. "Das ist kein Luxushotel, aber es ist natürlich schöner als in einer Turnhalle."

Otto Lindner will nun der Bezirksregierung einen Vorschlag machen. Wie der aussieht, weiß er noch nicht. Zur Aufregung um seine Idee sagt er: "Es ist extrem frustrierend. Mir wird das Wort im Mund umgedreht. Ich bin verblüfft über die Spekulationen."

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