Protest in Siegburg Sprechdachse blicken in eine ungewisse Zukunft

Rhein-Sieg-Kreis · Der Kreis und LVR verhandeln neue Vereinbarung zur Förderung des Sprachheilkindergartens. Der Rhein-Sieg-Kreis rechnet mit deutlich weniger Zuschüssen und die Eltern der betroffenen Kinder befürchten die Schließung des Kindergartens.

Rund zwei Dutzend Eltern ehemaliger und aktueller Kita-Kinder versammelten sich am Freitagvormittag vor dem Sprachheilkindergarten Sprechdachse des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg, um gegen dessen mögliche Schließung zu protestieren. Dabei ist bisher unklar, ob die Einrichtung wirklich geschlossen werden soll. Der Kreis als Träger des Sonderkindergartens spricht bisher lediglich von Verhandlungen einer neuen Rahmenvereinbarung mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), der die Einrichtung bisher mit rund 70 Prozent der finanziellen Aufwendungen unterstützte.

Der Sprachheilkindergarten Sprechdachse in der Arndtstraße besteht unter Trägerschaft des Rhein-Sieg-Kreises seit rund 30 Jahren. Er umfasst zwei Gruppen, in denen jeweils bis zu zwölf Kinder betreut werden können. Aktuell sind 21 Kita-Plätze belegt. Die 19 Kommunen des Kreises steuern knapp 200 000 Euro jährlich zu den laufenden Kosten der Einrichtung bei. Die weiteren Kosten übernimmt der LVR.

Im Jahr 2016 hat der LVR mit den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege, die ebenfalls Träger verschiedener heilpädagogischer Einrichtungen sind, eine neue Rahmenvereinbarung ausgehandelt. „Die Entgelte werden nicht wie bisher pauschal weiter finanziert“, erklärte Lorenz Bahr, Jugenddezernent des LVR auf Anfrage des GA. „Stattdessen werden die aktuellen Bedürfnisse der Kinder und Einrichtungen überprüft und darauf basierend neue Entgelte festgelegt.“ Das sei ein ganz normaler Vorgang, so Bahr weiter.

Aufgrund besonderer Verhältnisse habe der Kreis um eine individuelle Vereinbarung mit dem LVR gebeten, anstatt sich der für die Wohlfahrtspflege anzuschließen, erklärte Stephan Liermann, Leiter des Kreissozialamtes, am Donnerstag. „Im Januar 2017 haben wir vom LVR einen Erhebungsbogen zu den Strukturdaten des Kindergartens bekommen, der bis Ende März auszufüllen ist“, so Liermann weiter. Landrat Sebastian Schuster ergänzte: „Wir gehen davon aus, dass die Förderung in Zukunft deutlich geringer ausfallen wird. Wie es weitergeht, muss die Politik entscheiden.“

Sowohl Schuster als auch Liermann betonen, dass sie die Sorgen der Eltern ernst nehmen. Die befürchten wiederum, dass Sparmaßnahmen des Kreises über das Wohl ihrer Kinder gestellt werden. „Mein Sohn ist hier wunderbar aufgeblüht und kann jetzt mit anderen Kindern eine ganz normale Schule besuchen“, erzählte Sabine Nelles. Das könnten Regelkindergärten mit vereinzelten Inklusionsplätzen nicht schaffen, da ist sich Nelles mit der Physiotherapeutin Annette Meilhammer-Liese einig. Seit 15 Jahren kommt die Therapeutin zu den Sprechdachsen und kennt die Einrichtung gut. „Alle Kinder, die hierher kommen, haben bereits einen fehlgeschlagenen Inklusionsversuch in einem Regelkindergarten hinter sich.“ Und der Bedarf lässt nicht nach: „Es gibt immer mehr sprachauffällige Kinder“, weiß Logopädin Ulrike Flammann.

Aufgekommen sei das Thema, so der Kreis, da aktuell die Elterngespräche für zukünftige Kita-Anmeldungen geführt würden. Diesen Eltern habe man sagen müssen, dass im Moment über das Jahr 2018 hinaus kein Platz in dem Sonderkindergarten garantiert werden könne, erklärte Liermann. Über diese Elterngespräche und nicht, wie sie es sich gewünscht hätten, vom Träger selbst erfuhren auch die aktuellen Kita-Eltern und Therapeuten von der ungewissen Zukunft der Sprechdachse und gehen nun vom Schlimmsten aus. Schuster betonte, das bisher nichts entschieden sei. In der Sitzung am Dienstag, 14. März, will die Verwaltung den Ausschuss für Inklusion und Gesundheit über den dann aktuellen Sachstand informieren.

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