Mehr als 84 Stellen unbesetzt Städten im Rhein-Sieg-Kreis fehlen Fachkräfte

Rhein-Sieg-Kreis · Die Städte im Rhein-Sieg-Kreis haben zunehmend Schwierigkeiten, geeignete Bewerber für offene Posten zu finden. Derzeit verzeichnen sie zusammen mehr als 84 unbesetzte Stellen.

 Der Fachkräftemangel wird auch im Sankt Augustiner Rathaus spürbar. Derzeit müssen 13 Stellen in der Verwaltung nachbesetzt werden.

Der Fachkräftemangel wird auch im Sankt Augustiner Rathaus spürbar. Derzeit müssen 13 Stellen in der Verwaltung nachbesetzt werden.

Foto: Holger Arndt

Die Städte im Rhein-Sieg-Kreis haben zunehmend Schwierigkeiten, geeignete Bewerber für offene Posten zu finden. Derzeit verzeichnen Siegburg, Sankt Augustin, Troisdorf, Hennef, Niederkassel zusammen mehr als 84 unbesetzte Stellen. In den kommenden Jahren dürfte sich das Problem noch vergrößern.

Laut einer Erhebung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers könnten im öffentlichen Dienst bis zum Jahr 2030 deutschlandweit rund 800 000 Fachkräfte fehlen. Gefragt sind demnach neben Lehrkräften und Verwaltungsangestellten vor allem Mitarbeiter im Pflege- und Gesundheitsbereich sowie Ingenieure und IT-Mitarbeiter.

Großer Bedarf im technischen Bereich

Ein großer Bedarf im technischen Bereich, insbesondere nach Ingenieuren und Architekten, besteht etwa bei der Stadt Sankt Augustin, wie Pressesprecherin Eva Stocksiefen auf Anfrage mitteilte. Sechs solcher Stellen seien alleine in den Bereichen Gebäudemanagement und Tiefbau vakant.

„Beispielsweise konnte im Fachbereich Tiefbau trotz mehrfacher Ausschreibung eine Ingenieursstelle immer noch nicht besetzt werden“, so Stocksiefen. Insgesamt seien bei der Stadt aktuell 36 Stellen vakant. Von ähnlichen Schwierigkeiten berichten auch die Städte Troisdorf und Siegburg.

So gestaltete sich in der Kreisstadt zuletzt die Suche nach einem Bauingenieur für den Immobilienbereich schwierig, berichtet Pressesprecher Jan Gerull. „Bislang haben wir es aber immer geschafft, offene Stellen zu besetzen“, so Gerull.

Auch die Troisdorfer Verwaltung habe bisher, trotz Problemen bei der Suche nach geeigneten Ingenieuren und IT-Kräften, vakante Stellen nachbesetzen können, sagt Marion Oestermann aus dem Personalmanagement der Stadt. Schwieriger gestalte es sich dagegen im reinen Verwaltungsdienst. „Derzeit sind sechs Vakanzen im gehobenen Verwaltungsdienst, drei im mittleren Verwaltungsdienst zu besetzen“, so Oestermann.

Sankt Augustin meldet in diesem Bereich sogar insgesamt 13 unbesetzte Stellen. „Besonders im gehobenen Dienst ist die Bewerberlage zunehmend kritisch“, sagt Stocksiefen. Vier Führungspositionen seien derzeit unbesetzt. Die öffentliche Verwaltung wird den Fachkräftemangel laut Price Waterhouse Coopers besonders spüren, denn sie ist sehr dienstleistungsintensiv. Anders als etwa die Industrie kann sie die Entwicklung eher nicht durch Automatisierung abfedern.

Mit der Qualifizierung von vorhandenem Personal und der Bereitstellung von Ausbildungsplätzen im dualen Studium, versuche die Stadt zu reagieren, trotzdem gebe es Lücken, die nur über externe Bewerber geschlossen werden können. „Es kommen aber immer weniger qualifizierte Bewerbungen bei uns an“, so Stocksiefen. Das stellt auch die Stadt Niederkassel fest.

Zwar habe sie aktuell keine dauerhaften Vakanzen zu verzeichnen, die Bewerberesonanz sei aber weniger geworden. Der Engpass bei Fachkräften sei zum Teil aber auch hausgemacht, wie Pascal Henke, Sprecher der Stadt Niederkassel berichtet. Hier spiegele sich wieder, dass die Ausbildung im öffentlichen Dienst in der Vergangenheit zurückgefahren wurde.

Bedarf an Erziehern, Sozialarbeitern und Sozialpädagogen

In der Stadt Hennef sind aktuell 33 Stellen unbesetzt. Der Großteil (22 Stellen) entfällt dabei auf pädagogische Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen, also Erzieher und Kinderpfleger. Auch Sankt Augustin sucht laut Stocksiefen laufend Fachkräfte für die Kitas. Neun Stellen seien derzeit unbesetzt, allein sechs in der Mendener Kita Rebhuhnfeld. Zudem gebe es Bedarf an Sozialarbeitern und Sozialpädagogen. Stellen bei der Stabstelle Wohnraum und Asyl habe die Stadt bisher nicht besetzen können, die Ausschreibung werde im September für drei befristete Stellen wiederholt.

Laut Gerull werben sich die Städte im Bereich der Erzieher und Pädagogen häufig gegenseitig die Mitarbeiter ab. Daher herrsche dort „ein Kommen und Gehen“. Wo Stellen unbesetzt bleiben, steigt die Zahl der geleisteten Überstunden an – so etwa in Hennef. Dort haben die Mitarbeiter 2016 rund 11300 Überstunden angesammelt, eine Zunahme von mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mehrarbeit musste vor allem in den Bereichen Ordnungsamt und Flüchtlingsbetreuung geleistet werden, so Pressesprecher Dominique Müller-Grote.

Auch die Stadtverwaltung in Troisdorf berichtet – ohne genaue Zahlen zu nennen –, dass die Summe der geleisteten Überstunden 2016 deutlich gestiegen sei. Bei der Stadt Sankt Augustin arbeiteten die Beschäftigten im vergangenen Jahr rund 36 500 Stunden zusätzlich. Gleichwohl die Zahl der Überstunden noch immer hoch ist, ist sie im Vergleich zu 2015 um rund elf Prozent gesunken, in Siegburg sogar um rund 18 Prozent, von 4000 auf 3400 Stunden. Der Grund: 2015 waren die städtische Mitarbeiter durch die Flüchtlingswelle besonders stark gefordert.

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