Nach der Amtszeit Stammtisch der ehemaligen Chefs des Rhein-Sieg-Kreises

Rhein-Sieg-Kreis · Die früheren Bürgermeister und Stadtdirektoren treffen sich einmal im Monat. Sie sind der Meinung, dass sich die Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis gut entwickelt haben und regen an, mehr Wohnraum zu schaffen und Bauland auszuweisen.

In den meisten Punkten sind sie sich einig. Nur in einem nicht. In der Frage, ob es ihre Kollegen heute einfacher haben. Einmal im Monat treffen sich die ehemaligen hauptamtlichen Bürgermeister und Stadtdirektoren aus dem Rhein-Sieg-Kreis zum Stammtisch, und Anke Riefers ist so etwas wie ihre Präsidentin, manche sagen auch „Außenministerin“. Denn die frühere Bürgermeisterin von Sankt Augustin (1995 bis 1999) hält den Kontakt zu allen heute im Ruhestand lebenden Hauptverwaltungsbeamten. Und so beginnt auch an diesem Tag die Runde: mit den Neuigkeiten über jene, die nicht kommen konnten. Helmut Meng aus Neunkirchen-Seelscheid hat die Handwerker im Haus, Wilfried Henseler aus Bornheim grüßt aus der Kur, und Walter Kiwit, bis 1994 Oberkreisdirektor, lässt sich auch entschuldigen – mit dem Hinweis, dass der 88-Jährige freiwillig seinen Führerschein abgegeben habe.

Ob sie es denn einfacher gehabt hätten als ihre Nachfolger? Walter Quasten, 80, 1971 bis 1976 Beigeordneter der Stadt Sankt Augustin, danach bis 1996 als Hauptverwaltungsbeamter Stadtdirektor, sagt sofort „Ja“. Die Zusammensetzung der Räte sei ja viel übersichtlicher gewesen, da seien Absprachen zwischen Bürgermeister oder Stadtdirektor und dem Rat viel unproblematischer gewesen. Mit den vielen Parteien und Gruppierungen seien die Räte heute doch viel „unkalkulierbarer“. Eine Feststellung, die Riefers, 78, nicht unwidersprochen lassen kann: „Das war die Herrschaft der Überheblichen“, sagt sie nachdenklich. „Das war auch nicht gut.“

„So leicht hatte ich es auch nicht“, sagt Horst Schöpe, 79, schmunzelnd. Der SPD-Mann war von 1988 bis 1991 Gemeindedirektor von Lohmar, von 1991 bis 1994 Stadtdirektor und von 1994 bis 2004 hauptamtlicher Bürgermeister, gewählt und vorgeschlagen von der CDU-Mehrheit im Rat.

Fusion wird abgelehnt

Über seine absolute Mehrheit der CDU in seinem Rat war Walter Esser jedenfalls froh. Der 74-Jährige war von 1989 bis 1999 ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Niederkassel, von 1999 bis 2009 hauptamtlicher Bürgermeister. „Aber über solche Dinge reden wir normalerweise nicht“, sagt „Clubmeisterin“ Riefers. Ja, natürlich würden sie alle die Entwicklungen in den 19 Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises interessiert verfolgen und auch schon über manche Themen sprechen. „Aber nie im Sinne der vermeintlichen Besserwisser“, sagt sie, und alle nicken ihr zustimmend zu. „In erster Linie geht es uns darum, die Freundschaft, die sich in vielen Jahren entwickelt hat, zu pflegen.“

Überhaupt finden sie alle, dass „ihre“ Kommunen sich gut gemacht haben. „Viele Grundlagen sind zwar in der Vergangenheit gelegt worden, wie etwa die Struktur der Bebauungspläne in Rheinbach, doch was dann daraus gemacht worden ist, kann sich sehen lassen“, sagt Klaus-Ulrich Heukamp, 75, der 1980 bis 1987 Beigeordneter in Rheinbach, danach bis 1999 Stadtdirektor von Wipperfürth war. „Rheinbach hat ein tolles Image, und das ist das Verdienst von Stefan Raetz“, sind sich alle am Tisch einig.

Eines indes macht allen Sorgen: die Wohnungsbausituation. „Es ist heute wesentlich schwerer zu bauen, selbst wenn man will“, sagt Riefers. „Und die Baukosten sind ja ins Unermessliche gestiegen“, so Schöpe. „Sogar“ in Lohmar müsste man heute 3000 Euro für den Quadratmeter Neubau hinblättern. Und die Kaltmieten seien ebenfalls um das Vielfache gestiegen. Schöpe: „Der Druck auf die Kommunen ist gestiegen, Bauland auszuweisen.“ Doch der Weg bis dahin sei viel beschwerlicher, schon aufgrund der vielen Gutachten, die erforderlich seien, sagte Franz Haverkamp, 67, Stadtdirektor von Niederkassel von 1990 bis 1999, der auch darauf hinweist, dass mit der Ausweisung neuer Wohnsiedlungen ja auch die Infrastruktur mithalten müsse. „Das ist vielleicht sogar noch schwieriger.“ Für Eckhard Maack, 67, von 1988 bis 1991 Beigeordneter, danach Bürgermeister von Swisttal, müssen vor allem die Baulücken geschlossen werden. „Es muss ein Instrumentarium her, um auch privates Bauland zu aktivieren“, fordert Quasten. „Die sogenannte Baulandsteuer wird immer wieder diskutiert. Aber das ist ja nur eine Möglichkeit, wie man das Ziel von mehr Wohnraum erreichen kann.“

Noch eine Einigkeit herrscht in der Runde: Eine Fusion der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises, wie es mal der stellvertretende Ministerpräsident Joachim Stamp vor einiger Zeit vorgeschlagen hat, lehnen alle ab. „Dann haben die Kleinen nichts mehr zu sagen“, so Maack. Und engere Kooperation bei der Ausweisung von Baugebieten oder bei Verkehrsprojekten könnte man auch bei der jetzigen Struktur eingehen.

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