Bahnstreik Reisende in Siegburg sind auf den Streik vorbereitet

Siegburg · Erneut wird bei der Bahn gestreikt. Am Bahnhof in Siegburg zeigt die Anzeigetafel fast ausschließlich Zugausfälle an. Dennoch ist die Lage am Montag weitestgehend entspannt.

Streik der Bahn: Reisende in Siegburg sind vorbereitet
Foto: Meike Böschemeyer

Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen hat die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GdL) deutschlandweit zum Streik aufgerufen. Unter anderem einen Corona-Bonus möchte die Gewerkschaft erstreiken. Von Montag, 23. August, bis Dienstag, 24. August, ist sowohl der Fern- als auch der Regionalverkehr betroffen. Jeder vierte Fernzug solle jedoch fahren, hatte die Deutsche Bahn angekündigt. Am Bahnhof in Siegburg zeigt die Anzeigetafel fast ausschließlich Zugausfälle an, und doch ist am Montagvormittag hier einiges los: So soll unter anderem ein ICE um 10.56 nach München fahren. Am Gleis 6 warten mehrere Personen.

Eine davon ist Eleonore Winter aus Bad Godesberg: „Ich möchte zum ersten Mal zu den Wagnerfestspielen in Bayreuth“, erzählt sie. Eigentlich hatte sie geplant, erst am Tag der Opernvorstellung, also am Dienstag, zu fahren: „Als ich von dem Streik erfahren habe, habe ich umgebucht, da meine geplante Verbindung ausfällt.“ Von Siegburg jedoch sollte ein Zug fahren – und einen Tag früher zu fahren, war ihr auch ganz recht, meint sie.

Am Siegburger Bahnhof habe sie dann im Reisezentrum das Geld für das neue Ticket zurückbekommen. Sie muss am Nachmittag in Nürnberg umsteigen und von dort weiter nach Bayreuth. Etwas sorgenvoll horcht sie auf die Durchsagen am Bahnsteig, die an diesem Morgen fast pausenlos zu hören sind. „Ich hoffe, dass ich heute wie geplant ankomme“, sagt sie und lacht. „Und dass ich nicht heute Nacht irgendwo um Herberge bitten muss.“

Für den Hund stressiger als für den Reisenden

Kurzstreckenpendler, die etwa mit dem RE9 nach Köln wollen, trifft man am Montagvormittag in Siegburg nicht an. Diese Verbindung ist ersatzlos gestrichen. „Wenn man am Freitag in die Medien geschaut hat, wusste man ja Bescheid“, so ein Mitarbeiter der Bahn, der vor dem Reisezentrum steht und etwas angespannt wirkt. Im Reisezentrum stehen einige wenige Leute für eine Beratung oder Ticketkauf an. Größere Probleme gebe es an diesem Morgen zwar nicht, dennoch seien manche Reisende gestresst und unzufrieden. „Das hat man natürlich immer bei einem Streik“, meint er.

Ganz entspannt scheint hingegen Marc Schneidereit aus Frankfurt: Er ist Betriebsleiter eines Freizeitbades in Emden, die Hälfte des Monats verbringt er jedoch berufsbedingt in Frankfurt. Am Wochenende hat er seine Mutter besucht, die im Siegburger Raum lebt. Ausgerechnet heute muss er wieder nach Ostfriesland. Nun steht er am Gleis 3 und wartet auf den ICE um 11.01 nach Düsseldorf. „Beim letzten Streik musste ich den umgekehrten Weg zurücklegen, deshalb weiß ich, was mich erwartet“, sagt er.

Der Zug nach Düsseldorf soll – wenn auch mit Verspätung – fahren, von dort will er über Münster mit zwei verschiedenen Regionalbahnen weiter nach Emden kommen. „Die sind ja häufig von privaten Anbietern, deshalb fahren die“, sagt er zuversichtlich. Etwa eine Stunde länger sei er heute unterwegs. Mit dabei ist sein Hund Buddy: „Für ihn sind die vollen Züge während der Streiks stressiger als für mich.“

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