Strukturbild So wird der Rhein-Sieg-Kreis im Jahr 2040 aussehen

Rhein-Sieg-Kreis · Das Strukturbild 2040+ zeigt, wo Städte wachsen, wo Verkehrsströme fließen und wo Freiflächen erhalten bleiben sollen. So sollen Konzepte für ein regionales Gleichgewicht entstehen.

 Blick auf Siegburg.

Blick auf Siegburg.

Foto: Holger Arndt

Mobilität ist der Schlüssel für eine zukunftsfähige Entwicklung der Region: Das ist eine der Botschaften, die der Verein Region Köln/Bonn beim Strukturkonzept 2040+ in den Vordergrund stellt. Das zweite Schlagwort lautet "Region in Balance" - weg von einer Konzentration auf die Städte Bonn und Köln, hin zu einer ausgewogenen regionalen Entwicklung bis zum Jahr 2040. Viele Experten und Planer haben in den vergangenen Jahren an der Zukunftslandkarte für die Region mitgearbeitet, die Ende des Jahres als Empfehlung an Land, Bezirksregierung, Kommunen und Verkehrsverbünde geht.

"Fest steht, dass in der Region bis 2040 in weiten Teilen mit einem Anstieg der Bewohnerzahlen zu rechnen ist. Damit einher geht eine hohe Nachfrage nach Wohnraum und Gewerbeflächen. Auch die Themen Klimawandel und Mobilität werden tiefgreifenden Einfluss auf die Zukunftsfähigkeit der Region haben", formuliert der Verein Region Köln/Bonn die Herausforderungen. "Die Lösung für eine Region in Balance kann deshalb nicht sein, dass jede der 61 Kommunen in der Region angesichts dieser Herausforderungen nach individuellen Lösungen sucht", sagte Reimar Molitor, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Vereins. Ziel sei, die Lebensqualität der Menschen in den Ballungszentren entlang der Rheinschiene sowie dem zum Teil ländlich geprägten Umland angesichts von Wohnungs- und Flächenknappheit, Sanierungsstau der Verkehrsinfrastruktur und Klimawandel weiterhin zu gewährleisten. Gleichzeitig soll der Wirtschaftsstandort gesichert werden.

Das Raumbild trägt laut Regierungspräsidentin Gisela Walsken zu einer Verständigung innerhalb der Region bei: "Es wird ein Bewusstsein dafür geschaffen, welche Probleme bestehen und welche Lösungen gemeinsam entwickelt werden können." Laut Hermann Tengler, Wirtschaftsförderer des Rhein-Sieg-Kreises, ist es wichtig, auch den ländlichen Raum zu stärken. "Die geforderte Balance haben wir nicht, weil die beiden großen Städte fast drei Viertel der Arbeitsplätze bieten", sagte er.

Wohnen: Neue Siedlungen sollen nicht zur Verstärkung bestehender Verkehrsprobleme führen. Das Siedlungsbild, das die Planer erstellt haben, markiert deshalb im Rhein-Sieg-Kreis vor allem die Bereiche entlang der Zug- und Stadtbahnverbindungen. Potenzial für neue Siedlungsflächen sehen die Planer in Windeck, Eitorf und Hennef, Bornheim und Alfter, Rheinbach und Meckenheim sowie in Wachtberg. Alle Städte und Gemeinden entlang der Schiene sind Kadidaten für eine verstärkte Innenentwicklung. Trotz Nachverdichtung sollen - auch mit Blick auf den Klimawandel - Freiräume und Frischluftschneisen geschützt werden.

Verkehr: Das größte Projekt im Verkehrsnetz 2040+ ist ein zweiter ÖPNV-Ring um den Ballungsraum Köln mit leistungsfähigen Umstiegen in den Regional- und Fernverkehr. Außerdem sind neue Querungen über den Rhein aus Sicht der Planer nötig. "Es geht nicht um reine Autobahnbrücken, wir müssen auch Bahnen und Radverkehr mitdenken", sagte Holger Hoffschröer vom Büro RHA bei der Präsentation der Ergebnisse. Eine weitere Idee ist, auf den Autobahnen den Transitverkehr über eigene Spuren zu leiten und den Regionalverkehr davon zu trennen. Hinzu kommen neue Schnellbuslinien und Radpendlerrouten. Laut Rainer Deppe, Vorsitzender des Regionalrats, wird Richtschnur für alle weiteren Überlegungen sein, "von welchem Punkt aus man in 45 Minuten die Mitte von Köln oder Bonn erreichen kann". Norbert Reinkober Geschäftsführer der Nahverkehr Rheinland GmbH, sieht im Ausbau des ÖPNV eine "dicke Herausforderung": "Ich würde mir wünschen, dass wir viel schneller sind, aber vieles gehr hier in dem Raum einfach nicht."

Wirtschaft: Die Großstandorte am Rhein (Chemie, Pharmazie, Automobilindustrie) sollen als wirtschaftliche Stützpfeiler der Region ebenso wie Häfen und Flughäfen langfristig gesichert werden. In bestehenden und neuen Gewerbegebieten sollen die Flächen besser ausgenutzt werden. Eine Mittelstandsregion mit Zukunft ist laut Strukturbild das "Bergische Rheinland", zu dem auch der östliche Rhein-Sieg-Kreis gehört. Der Swistbogen entlang der A 61 hingegen soll sich mit Landwirtschaft und grünen Technologien profilieren.

Rolle der einzelnen Kommunen: Arbeitsteilung ist ein wichtiger Aspekt im neuen Strukturbild. Deshalb sind den Städten und Gemeinden verschiedene Aufgaben zugewiesen. "Urbane Zentren" sollen das Angebot der Metropolen Köln und Bonn ergänzen. Sie sind bereits gut an das öffentliche Schienennetz angebunden und eignen sich besonders für weiteres Wachstum. Im Rhein-Sieg-Kreis sind Siegburg, Sankt Augustin, Troisdorf, Königswinter und Bad Honnef solche urbanen Zentren. Als "Urbaner Kandidat" werden Hennef, Eitorf, Niederkassel, Bornheim, Alfter, Rheinbach und Meckenheim eingestuft. Sie stellen bereits Funktionen für das Umland zur Verfügung, ihre Verkehrsanbindung ist aber noch weiter auszubauen. Die "Regionalen Gravitationszentren" sollen gestärkt und besser an die urbanen Zentren angebunden werden. Außerdem ist hier noch Platz für interkommunale Entwicklungsprojekte wie neue Gewerbegebiete. Im Kreis zählt dazu nur Windeck. Die weiteren Kommunen, die vor allem für die Nahversorgung der Bevölkerung eine Rolle spielen, nennen die Planer "Entwicklungsanker".

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