Projekt zwischen Siegburg und Hochschulen Studierende schaffen Basis für künftiges Energiemanagement der Stadt

Siegburg · Zwei Studierende haben in ihren Masterarbeiten die Energieverbrauchsdaten städtischer Gebäude in Siegburg zusammengestellt und systematisch aufbereitet. Diese werten sie nun aus und zeigen Optimierungspotenziale auf.

 Student Christian Cremer (von links) stellt zusammen mit Bürgermeister Stefan Rosemann und Dieter Thiel seine Masterarbeit zum Energieverbrauch städtischer Gebäude in Siegburg vor.

Student Christian Cremer (von links) stellt zusammen mit Bürgermeister Stefan Rosemann und Dieter Thiel seine Masterarbeit zum Energieverbrauch städtischer Gebäude in Siegburg vor.

Foto: Nadine Quadt

Die Vorgaben sind klar: Bis 2030 gilt es die CO2-Emissionen um 65 Prozent zu senken und bis 2045 CO2-Neutralität zu erreichen. So ist es im Klimaschutzgesetz verankert. Auf dem Weg dahin hat sich die Stadt Siegburg Unterstützung von Studierenden der Hochschulen Aachen und Köln geholt: Sie haben in ihren Masterarbeiten zum einen den Energieverbrauch städtischer Gebäude erfasst und erarbeiten nun in einem zweiten Schritt Handlungsempfehlungen für die Stadt. Erste Ergebnisse ihrer Untersuchungen stellen Christian Cremer und Elena Maskalenko am Donnerstag, 3. Februar, im Umweltausschuss vor.

„Das ist der Einstieg in ein zukünftiges Energiemanagement in Siegburg“, sagt Dieter Thiel. Der Vorsitzende des Siegburger Bau- und Sanierungsausschusses (Grüne) ist Lehrbeauftragter an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen und hat die beiden Masterarbeiten betreut. Zusammen mit Christian Cremer und Bürgermeister Stefan Rosemann stellte er das zweistufige wissenschaftliche Projekt der Stadt mit den beiden Hochschulen Köln und Aachen am Dienstag vor. Und nannte dabei auch aktuelle Zahlen: „Die Stadt hat in ihren Gebäuden 2020 rund 2,5 Millionen Kilowattstunden Strom und 12,2 Millionen Kilowattstunden Gas verbraucht.“ Dabei seien 3500 Tonnen CO2 ausgestoßen worden. Die Energiekosten beziffert Thiel mit rund 1,5 Millionen Euro. „Das Projekt soll aufzeigen, an welchen Schrauben die Stadt drehen kann, um die Klimaschutzziele zu erreichen“, so Thiel.

Die Daten stammen aus den Jahren 2016 bis 2020

Die Basis dafür hat Christian Cremer, der in Köln seinen Master in „Green Building Engineering“ macht, in den vergangenen Monaten geschaffen. Dafür hat er die Verbrauchsdaten und Emissionen von städtischen Gebäude, ohne die Liegenschaften der Stadtbetriebe AöR, erfasst und aufgearbeitet, die rund 95 Prozent des Energieverbrauchs ausmachen. Die entsprechenden Daten aus den Jahren 2016 bis 2020 hat ihm die Stadt zur Verfügung gestellt. „Das waren die ältesten verfügbaren Daten“, erklärt der 27-Jährige. Diese hat er in einem Tool zusammengetragen und gegenübergestellt. In der Excell-Plattform können die Energieverbräuche und Emissionen bis 2030 und darüber hinaus fortgeschrieben werden.

„Beim Stromverbrauch ist ein leichter Abwärtstrend zu erkennen“, sagt Cremer. Dieser schlage sich bei den CO2-Emissionen noch stärker durch. „Das ist ein Resultat des veränderten bundesweiten Strommix“, erklärt er. Beim Gas hingegen sei keine Verbesserung erkennbar. Die Gegenüberstellung der Siegburger Gebäude mit Vergleichsgebäude zeige, dass der Verbrauch überwiegend höher liege, so der Masterstudent. Größter Verbraucher mit Blick auf Gas und Strom sei derzeit das Schulzentrum Neuenhof.

2030 kann nur ein Etappenziel sein

„Ohne an den Häusern etwas zu machen, werden wir unser Ziel nicht erreichen“, schlussfolgert Dieter Thiel. Mit der Sanierung von Rathaus und Schulzentrum Neuenhof habe sich die Stadt auf den richigen Weg begeben. Im nächsten Schritt des Projektes sollen Schwachstellen aufgezeigt, Vorschläge zur Verbesserung unterbreitet und der jeweilige Aufwand quantifiziert werden. „Wie das dann technisch und vor allem finanziell umzusetzen ist, wird unsere große Aufgabe sein“, sagt Stefan Rosemann. Mit Blick auf die vielen städtischen Gebäude spricht er von einer Mammutaufgabe. „Wir machen uns auf den Weg, 2030 kann aber nur ein Etappenziel sein“, so Rosemann.

Als große Enttäuschung bewertet Dieter Thiel den Beschluss der Bundesregierung, die Förderprogramme für Sanierungen und Neubauten nach Energiestandards zu stoppen. Die beantragten Mittel für die Siegburger Rathaussanierung seien bewilligt und würden somit auch fließen. Allerdings hatte die Stadt auch bei der Sanierung des Schulzentrums Neuenhof auf Zuschüsse aus diesem Programm gesetzt. „Wir sprechen hier von Millionenbeträgen. Sollte es wirklich gar nichts geben, würde uns das zum Umdenken zwingen“, sagt Rosemann. Er zeigt sich aber zuversichtlich, dass zeitnah ein neues Programm komme.

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