Rhein-Sieg-Kreis Svenja Udelhoven zur neuen Kreisdirektorin gewählt

Rhein-Sieg-Kreis · Der Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises hat am Donnerstag Svenja Udelhoven zur Kreisdirektorin und somit zur allgemeinen Vertreterin des Landrats gewählt. Ein Porträt der langjährigen Kämmerin, die verschiedene Rekorde hält.

 Sie hat im Rhein-Sieg-Kreis in Zukunft nicht nur die Finanzen fest im Blick: Svenja Udelhoven wurde zur Kreisdirektorin gewählt.

Sie hat im Rhein-Sieg-Kreis in Zukunft nicht nur die Finanzen fest im Blick: Svenja Udelhoven wurde zur Kreisdirektorin gewählt.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Viel ändert sich für Svenja Udelhoven nicht. Immerhin hat sie die Aufgaben einer Kreisdirektorin faktisch schon seit zwei Jahren ausgeübt. Da war sie vom Kreistag zur allgemeinen Vertreterin von Landrat Sebastian Schuster bestellt worden, weil Kreisdirektorin Annerose Heinze in die passive Phase der Altersteilzeit gegangen war. Jetzt wird der Posten offiziell frei. Der Kreistag wählte Svenja Udelhoven in seiner Sitzung am Donnerstag in der Meys Fabrik in Hennef einstimmig zur neuen Kreisdirektorin. Bestätigt die Bezirksregierung Köln die Wahl, bekommt die 50-Jährige ihre Ernennung zum 1. Juli. Kurz vor der Abstimmung betonte Schuster, dass er „sehr gut und vertrauensvoll“ mit ihr zusammenarbeite. Sie sei eine „sehr gute Dezernentin, und ich bin mir sicher, dass sie sich weiterhin engagiert für den Kreis einsetzen wird“.

Ihr Büro in der 10. Etage des Kreishauses ist hell und gewährt einen schönen Blick auf Siegburg und die Abtei. An der Wand hängen drei farblich verfremdete Porträts ihrer drei Kinder, in der Ecke steht das große Sparschwein, das sie von ihrem Vorgänger, Kreiskämmerer Karl-Hans Ganseuer, bekommen hatte, wohl als augenzwinkernde Mahnung für einen sparsamen Umgang mit Steuergeldern. „Da kommen die Spargroschen rein“, sagt Udelhoven und lacht.

Die großgewachsene Frau mit der Vorliebe zu dunkler Kleidung wird geschätzt für ihre kluge, umsichtige und unaufgeregte Art, mit der sie Probleme angeht, und ihre prägnanten Vorträge in den Gremien. Eine Frau mit dem Hang zu ausschweifender Rede ist sie nicht. Und das einstimmige Ergebnis bei ihrer Wahl zeigt, dass sie über alle Parteigrenzen hinweg geschätzt wird - auch wenn Udelhoven ein CDU-Parteibuch in der Schublade hat.

So nüchtern sie mit Zahlen und Daten umgeht, so sehr pflegt sie den sozialen Umgang mit ihren Mitarbeitern. Mittags geht sie gerne mit Kolleginnen und Kollegen in die Kantine, wo man sich informell austauscht. Lieblingsessen: Sellerieschnitzel.

Die 50-Jährige blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück. In die Kreisverwaltung sei sie eher durch Zufall gekommen, erzählt sie bei einem Glas Mineralwasser in ihrem Büro. Das ist fast 30 Jahre her, da suchte sie im Anzeigenteil des General-Anzeigers nach einer größeren Wohnung oder einem Haus für ihre Familie, als sie auf eine Stellenausschreibung aufmerksam wurde. Der Kreis suchte jemanden für die Koordinierung und Kontrolle der Beteiligungen an Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen. Udelhoven war damals als Anwältin bei einer Kölner Kanzlei tätig. Sie bekam die Stabsstelle beim Kämmerer. „Was mich gereizt hat, das war diese Kombination aus Gesellschafts- und Privatrecht und Wirtschaftsthemen im Kontext der öffentlichen Hand.“

Aus der Stabsstelle wurde irgendwann ein Amt, aus der Referentin Amtsleiterin. „Die größte Maßnahme damals war die Beteiligung des Rhein-Sieg-Kreises an den Stadtwerken Bonn“, so Udelhoven. 2014 wurde sie Kreiskämmerin, verantwortete seitdem den Finanzplan des Kreises – und es kamen immer weitere Aufgabenfelder hinzu. Zu ihrem Dezernat gehören heute die IT-Sicherheit, die Zentrale Steuerungsunterstützung, Personal und Organisation, die Kämmerei, alles rund um Beteiligungen, die Gebäudewirtschaft und der Kreisstraßenbau.

Und jetzt also auch noch Kreisdirektorin und damit die gesetzliche Vertreterin des Landrats. Ganz schön viel. Macht der Job da noch Spaß? „Auf jeden Fall“, sagt sie ohne zu zögern. „Die Komplexität der Arbeit macht Freude. Letztlich geht es ja darum, wie man bei der Arbeit vorgeht.“ Und wie man’s organisiert: Etwa jeden Monat treffen sich der Landrat, seine Vertreterin, die Dezernenten, die Pressesprecherin und die Gleichstellungsbeauftragte sowie der persönliche Referent des Landrats zur Verwaltungskonferenz, jeden Montag sprechen sich Landrat Schuster und Udelhoven kurz ab. Außerdem zeichne die Kreisverwaltung „schnelle Kommunikation“ aus, sagt Udelhoven. „Wer Spaß hat, Probleme zu lösen und Verantwortung zu übernehmen, findet das alles sehr interessant.“ Das Wort „Arbeitstier“ mag sie aber gar nicht.

Gibt es da noch Zeit für Hobbys? Zeit für die Familie nimmt sie sich, wobei die beiden Töchter (27 und 25 Jahre) längst aus dem Haus sind, von den Kindern wohnt nur noch der 14-jährige Sohn bei den Udelhovens im Bonner Süden. Joggen steht regelmäßig auf ihrem Programm. Svenja Udelhoven war in ihrer Jugend Leistungssportlerin und hat ambitioniert für den Siebenkampf trainiert. Ab und zu zieht sie der Sportplatz offenbar immer noch an. Denn die neue Kreisdirektorin hält mit 31,33 Metern den W45-Kreisrekord im Speerwurf. 2016 war sie sogar Nordrhein-Meisterin in ihrer Altersklasse. Ob sie sich nun auch in der nächsten Altersgruppe der über 50-Jährigen versuchen will, weiß sie noch nicht. „Da sind die Speere viel leichter, und damit komme ich eigentlich nicht so gut zurecht.“

Sie hat sich in Landschaft und Kultur der Toskana verliebt, wohin es sie und ihre Familie immer wieder zieht. Spaß hat sie außerdem am Saxofonspielen. „Es gibt so Sachen, die will man sein ganzes Leben machen – und das war bei mir das Saxofonspielen“, sagt sie. Damit hat sie jetzt begonnen. Mit einem Altsaxofon und Lehrer.

Für acht Jahre hat der Kreistag Udelhoven zur Kreisdirektorin gewählt, und sie sieht sich vielen herausfordernden Aufgaben gegenüber. „Der größte Berg ist der demografische Wandel“, sagt sie nachdenklich. „Dieser beschert uns für die nächsten zehn Jahre ungeheuer viele Abgänge aus der Verwaltung, allein die Hälfte der Führungskräfte wird gehen.“ Und der Wettbewerb mit anderen Verwaltungen und der Industrie um gute Fachkräfte habe längst angefangen. Der beschränke sich längst nicht mehr „nur“ auf Ingenieurberufe. „Wir müssen einerseits ein attraktives Arbeitsumfeld anbieten, andererseits uns auf zukünftige Personaldefizite einstellen“, so Udelhoven.

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