Interview Tastenkünstler Wartke gastiert in der Rhein-Sieg-Halle

Siegburg · Er ist spontan und witzig. Seine klavieristischen Künste stehen dem Wortwitz in Reimform in nichts nach. Mit seinem fünften Programm gastiert der in Berlin lebende Kabarettist Bodo Wartke am 3. Mai in der Rhein-Sieg-Halle. Vor seinem Auftritt sprach Susanne Haase-Mühlbauer mit dem Berliner Allround-Künstler.

 Bodo Wartkes Erinnerungen an Siegburg? "Ich glaube, ich bin hier mal versehentlich ausgestiegen, auf dem Weg nach Montabaur", sagt der Entertainer.

Bodo Wartkes Erinnerungen an Siegburg? "Ich glaube, ich bin hier mal versehentlich ausgestiegen, auf dem Weg nach Montabaur", sagt der Entertainer.

Foto: Martensen

Ihre Texte erinnern mit ihren Reimen an Heinz Erhard, der schwarze Humor an Georg Kreisler - sind das auch Ihre erklärten Vorbilder?Bodo Wartke: Ganz klar. Aber nicht nur die. Auch Tom Lehrer und Victor Borge zählen dazu.

"Ich denke, also sing' ich" war Ihr erstes Kabarettprogramm mit 20 Jahren - hatte damals bereits Sprache für Sie den Schwerpunkt vor dem Klavierspiel?
Wartke: Ja, nachdem ich meine Texte fertig habe, versuche ich, die Musik, die ihnen innewohnt, einzufangen.

Zwischen Ihrem ersten Programm und dem heutigen "Klaviersdelikte" liegen knapp 15 Jahre. Was hat sich in Ihrer Vorgehensweise gegenüber früher verändert ?
Wartke: Ich habe mich nicht wirklich verändert. Ich bin vielmehr meinem Stil treu geblieben und habe ihn verfeinert.

Sie singen ein Lied vom allabendlichen Kampf eines Barpianisten um das Ohr der Aufmerksamkeit - ist Ihnen eine solche Situation aus eigener Erfahrung bekannt ?
Wartke: Ja. Ich habe früher auf vielen Galas gespielt. Dann ist man zur künstlerischen Umrahmung eines Abends engagiert, wird zwar gut bezahlt, aber nicht wirklich beachtet. Das mache ich heute eigentlich gar nicht mehr.

Ihr Stil war schon immer vielseitig - Boogie-Woogie, Ragtime, Techno-Rap, Balladen, Couplets - was gibt's Neues?
Wartke: Ich spiele Klavier mit Boxhandschuhen.

Das hört sich nicht gerade sehr filigran an...
Wartke: Es ist erstaunlich filigran, und ich spiele auch Okulele, Cahon und Mundharmonika, mitunter sogar jedes Instrument gleichzeitig und mit allen Gliedmaßen, die ich habe.

Ihr Liebeslied in verschiedenen Sprachen, darunter Klingonisch und Esperanto, wird als Sprachensammlung via "Liebesliedgenerator" durch Ihre Fans erweitert. Wie viele sind es aktuell?
Wartke: Zuletzt waren es 88, es kommen aber immer ein paar mehr dazu. Ich habe auch ein Lied, bei dem ich auf jeden Frauenvornamen, den mir das Publikum nennt, eine Strophe bilde. Momentan sind es fast 600 Strophen.

Werden wir diese Lieder auf Zuruf auch in Siegburg hören?
Wartke: Ja, bestimmt. Ich bin gespannt, ob es hier einen Vornamen gibt, auf den ich keine Strophe bilden kann.

Seit 27. Januar 2012 sind Sie mit Ihrem Programm "Klaviersdelikte" auf Tour - gibt es bereits ein neues?
Wartke: Ich bin immer zwei Jahre unterwegs mit meinen Programmen. Aber auch neue Stücke mische ich immer unter, und - wer weiß - vielleicht gibt es ja in Siegburg eine Weltpremiere, eine Sneak Preview...

Das Computerzeitalter, die Schwierigkeiten der Arbeit am PC und auch den Konkurrenzkampf Apple/Microsoft nehmen Sie gerne auf die Schippe. Wie sieht's denn bei Ihnen persönlich mit Computer-Technik aus? Komponieren Sie am PC?
Wartke: Das geht gar nicht. Dazu brauche ich ein echtes Instrument. Nur damit kann man in der Lage sein, die Emotionen in der Schallwelle abzurufen.

Mal ganz ernst - machen Sie den vielzitierten Unterschied zwischen U- und E-Musik?
Wartke: Ich nicht, aber die Gema macht ihn. Das schlägt sich ja auch abrechnungstechnisch nieder, ob man ernste oder unterhaltsame Musik macht. In meinen Augen ist aber gute Musik immer unterhaltsam. Und deshalb ist es eine spannende Frage, wo man dann die Schnittstelle setzt.

Sie treten nicht das erste Mal in Siegburg auf. Haben Sie eine Erinnerung an Siegburg?
Wartke: Ich werde mich erinnern, sobald ich da bin - meist sind es die Bahnhöfe in den Städten, an die ich mich erinnere.

Siegburg hat einen ICE-Bahnhof...
Wartke: Ich glaube, ich bin hier mal versehentlich ausgestiegen, auf dem Weg nach Montabaur.

Absichtlich aussteigen wird Bodo Wartke dann am 3. Mai in Siegburg. Dann steht der Kabarettist und Entertainer ab 20 Uhr auf der Bühne der Rhein-Sieg-Halle mit seinem aktuellen Programm "Kavaliersdelikte". Karten gibt es an den üblichen Vorverkaufsstellen.

Zur Person

Bodo Wartke, 35, ist laut seiner Internetseite der "Gentleman-Entertainer am Flügel". Bereits 1996 gab der gebürtige Hamburger sein erstes Konzert. Von 2000 bis 2005 studierte Wartke Klavier und Gesang an der Universität der Künste in Berlin. Der Kabarettist erhielt im Jahr 2004 den renommierten Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte "Chanson". Wartke lebt in Berlin.

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