Schulzentrum Neuenhof in Siegburg Theaterschatz startet das Projekt Umzug 2027

Siegburg · Der Siegburger Verein Theaterschatz erhält im neuen Bildungscampus Neuenhof ein neues Zuhause für seine Studiobühne, Schauspielschule und das Theater Tollhaus. Bei einer Feier mit seinen Förderern stellt er das Projekt vor.

 Mit rotem Sofa und Koffer sind die Schauspielschüler der Studiobühne vom Studienhaus durch die Innnenstadt bis vor ihre künftige Wirkungsstätte gezogen.

Mit rotem Sofa und Koffer sind die Schauspielschüler der Studiobühne vom Studienhaus durch die Innnenstadt bis vor ihre künftige Wirkungsstätte gezogen.

Foto: Nadine Quadt

Das rote Sofa steht bereit, der Koffer ist gepackt – nach jahrelanger Vorbereitung ist der Theaterschatz bereit für den Umzug an den Neuenhof. Im Kleinen hat eine Gruppe junger Schauspieler ihn am Dienstagmorgen schon vollzogen – zu Fuß und einmal quer durch die Stadt vom Studienhaus bis hin zum Siegburger Schulzentrum. Noch war es ein eher symbolischer Akt. Denn bis es wirklich soweit ist, müssen sich die unter dem Theaterschatz-Dach vereinte Studiobühne, Schauspielschule und das Theater Tollhaus noch ein wenig in Geduld üben. Gleichwohl wollten die Verantwortlichen schon einmal ein Zeichen setzen, auf das im Dezember erfolgte „Ja“ des Stadtrats für ihre Zukunft am Neuenhof anstoßen und vorstellen, was die Einrichtung auf dem künftigen Bildungscampus umsetzen will.

„Wir leben seit 24 Jahren im Provisorium“, sagt René Böttcher, der Leiter der Studiobühne, mit Blick auf die beengte Situation im VHS-Studienhaus. „Das haben wir wie eine reife Zitrone bis auf den letzten Tropfen ausgepresst.“ Diese werde man wohl noch fünf Jahre weiter auspressen müssen. Aber, immerhin haben die Kulturschaffenden nun eine feste Perspektive. Bereits im April 2019 hatte sich die Politik einstimmig dafür ausgesprochen, dem Theaterschatz im Zuge der Erweiterung und Sanierung des Schulzentrums ein neues Zuhause auf dem Gelände zu geben. Da der ursprünglich dafür eingeplante Zuschuss über die Städtebauförderung aber nicht bewilligt wurde, haben Theaterschatz, Schule und Verwaltung ihre Pläne noch einmal überarbeitet, um die Kosten zu reduzieren. Im Dezember 2021 gab der Stadtrat grünes Licht für die neuen Pläne.

Als Haus der Kunst, der Begegnung und des Miteinanders bezeichnet Böttcher das, was dort entstehen soll, wo heute noch die Mensa des Schulzentrums untergebracht ist. „Ein Ort für Kinder und Jugendliche, für Subkulturen, für Laien und für professionelle Künstler“, so der Theaterleiter. Der Weg bis hier hin sei ein langer gewesen. Drei Jahre lang hat der Theaterschatz eng mit Gesamt- und Realschule und Verwaltung zusammengearbeitet und gemeinsam ein Konzept für das Miteinander von Kultur und Schule im Gebäude ausgearbeitet. „Und der Weg bis zu unserm Umzug bleibt lang“, sagt er. 2027 soll es nach aktuellem Stand so weit sein.

In Gedanken steht das neue Haus für den Theaterschatz aber schon. Auf einem Grundriss zeigt René Böttcher den zur kleinen Feier geladenen Mitgliedern des Fördervereins, wie es einmal aussehen soll. Vom Wendehammer aus gelangen die Besucher zukünftig zum Eingang des Theaters. Marktplatz nennt Böttcher das Foyer, das neben Garderobe und Kartenhäuschen vor allem Raum für Begegnungen bieten soll. Bewusst sei der auch zur angrenzenden Sporthalle hin offen. „Wir teilen uns mit der Halle auch den Aufzug und den Aufgang, aus unserem Obergeschoss gibt es einen Zugang zur Tribüne der Sporthalle“, erklärt Böttcher. Ton- und Kamerastudio würden zudem nicht nur von Schauspielschule und Theater Tollhaus, sondern auch durch die Schulen genutzt. Umgekehrt kann der Theaterschatz auch Räume der Schulen wie etwa die Bibliothek nutzen.

Theaterraum flexibel zu gestalten

Das vorhandene Gebäude bleibt von seiner Struktur her bestehen, wird aber saniert und durch neue Wände verändert. Einzig der Anbau für die Bühne entsteht auf dem hinter dem Gebäude gelegenen Parkplatz neu. „Wir haben da künftig Platz für bis zu 192 Zuschauer“, sagt Böttcher. Über bewegbare Sitzreihen lasse sich der Theaterraum flexibel gestalten und an verschiedene Publikumssituationen anpassen. Aber nicht nur an große Spielsituationen ist im neuen Theater gedacht. Auf der Probebühne im ersten Obergeschoss, dort wo aktuell die Mensa ist, soll auch künftig die intime Atmosphäre der Studiobühne weiterleben. Sie wird umgeben sein von Tanz-, Sprach- und verschiedenen Kursräumen, die deutlich mehr Platz für die Arbeit des Theaterschatzes bieten als das VHS-Studienhaus.

„Die Idee ist es, einen Kulturwandel am Neuenhof zu gestalten“, erklärt René Böttcher. Diesem Auftrag fühlen er und seine Mitstreiter sich verpflichtet. Und arbeiten schon seit ein paar Jahren mit den Schulen daran. So ist der Theaterschatz etwa fester Partner der Gesamtschule Michaelsberg, die seit 2019 Talentschule mit Schwerpunkt Kultur ist. Drei Projekte laufen, zwei Schauspieler des Theaterschatzes sind dafür an der Schule im Einsatz. „Wir wollen unsere Arbeit intensiv verzahnen“, so Böttcher. Dafür habe der Verein an verschiedenen Stellen Fördergelder beantragt und darüber bislang rund 120.000 Euro in die Zusammenarbeit gesteckt.

„Für einen Kulturwandel braucht es mehr als ein modernes, neues Schulgebäude“, sagt Böttcher. Mit dem Umzug des Theaterschatzes sei dieser daher noch längst nicht fertig. „Das Haus wird erst einmal etwas geistlos sein“, sagt er. Es mit Geist zu füllen, werde richtig viel Arbeit werden. Das wolle er zusammen mit allen Kreativen anpacken und den „Klotz“ so lebendig machen. Dazu lade er alle auf dem Bildungscampus ein, die, auf welche Art auch immer, kreativ sein möchten. Die Vorbereitungen dafür laufen im Theaterschatz unter dem Schlagwort „Umzug-2027“: „Das heißt für uns, unsere Prozesse zu strukturieren, unser Team für die zukünftigen Aufgaben fit zu machen, die bessere Einbindung von Ehrenamtlichen zu ermöglichen, nachhaltige finanzielle Strukturen zu schaffen, Weiterbildung für unser Personal und die stetige Professionalisierung der Geschäftsführung“, zählt Böttcher auf. Er freue sich, dafür Projekt-Gelder vom Fond Soziokultur nutzen zu können.

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