Nachruf in Siegburg Trauer um Altabt Placidus

SIEGBURG · Die Totenglocke seiner Abtei schwieg, aber andere Glocken trugen am Samstag mit dumpfem Klang die Nachricht von seinem Tode in die Stadt: Altabt Placidus Mittler ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Damit schließt sich in Siegburg nun endgültig das Kapitel der 2011 aufgelösten Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg.

Nach dem Tod seines Bruders Pater Mauritius im Jahr 2013 war Mittler der letzte noch in Siegburg verbliebene Benediktiner. Im August 1948 war Mittler als Novize nach Siegburg gekommen – und geblieben. Die Abtei lag nach dem Zweiten Weltkrieg noch in Schutt und Asche, als der am 11. November 1928 in Oberkassel geborene Rudolf Mittler an die Klosterpforte klopfte und der Gemeinschaft der Benediktiner beitrat. „Für mich war der Grundgedanke des Ordens, das Leben in der Gemeinschaft und deren Regeln ausschlaggebend für meine Wahl“, beschrieb er einmal, warum er sich für ein Leben im Kloster entschied. Placidus Mittler half zusammen mit seinem Bruder, der ihm nach Siegburg folgte, die zerstörte Abtei wieder mit aufzubauen.

Im Juli 1954 wurde er zum Priester geweiht. Und 1970 im Alter von 41 Jahren zum Nachfolger von Abt Ildefons bestimmt. Es zog ihn auch aus dem Kloster heraus, er dozierte etwa an der Musikhochschule Düsseldorf Gregorianische Gesänge, ging als Religionslehrer in Schulen, war auch Seelsorger der Pfarrgemeinde Sankt Servatius und veröffentlichte zahlreiche Bücher.

Nach 30 Jahren trat der promovierte Theologe freiwillig von seinem Amt als Abt zurück, „um den Jungen Platz zu machen.“ Seinem Konvent blieb er auch nach 2000 treu. Als er 2011 dann doch Abschied von seiner Abtei nehmen musste, fiel ihm das sichtlich schwer. Aber auch von seinem Altersruhesitz im Seniorenheim „Haus zur Mühlen“ behielt der Siegburger Ehrenbürger seinen Berg fest im Blick, freute sich, dass mit den „Unbeschuhten Karmeliten“ geistliches Leben auf die Abtei zurückkehrte und schrieb weiter geistliche Werke. Noch im vergangenen Jahr veröffentlichte er zwei Bücher, konnte deren Präsentation krankheitsbedingt allerdings nicht mehr selbst übernehmen.

Abt Placidus Mittler und Siegburg
16 Bilder

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„Es trifft uns nicht unerwartet, aber unsere Trauer ist groß und sein Tod ein Riesenverlust für Siegburg“, sagte Walter Boscheinen, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates von Sankt Servatius gestern. „Wir verlieren jemanden, der sehr viel für unsere Gemeinde getan hat.“ Bürgermeister Franz Huhn würdigte den Altabt als beeindruckende Persönlichkeit, die den Konvent in ihrer Art geprägt und als Prediger viele geistliche Impulse gesetzt habe. „Er hat auch in den letzten Jahren, als er schon von Alter und Krankheit gezeichnet war, immer seine positive Haltung zum Leben behalten“, nannte Huhn Mittler ein Vorbild.

„Ich habe ihn bewundert, mit welcher Würde und Fassung er sein Lebenswerk, die Benediktinerabtei, mit zu Grabe getragen hat“, sagte Andrea Korte-Böger, Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des Michaelsberges. Das könne nur ein Mensch, der im festen Gottvertrauen lebe.

Placidus Mittler bleibt auch über seinen Tod hinaus eng mit „seinem“ Michaelsberg verbunden. Als letzter Mönch wird er auf dem Klosterfriedhof unterhalb der Abtei beigesetzt.