Interview mit Joachim von Loeben über das Reisen U-Bahn-Fahren in Nordkorea

Siegburg · Joachim von Loeben berichtet am Montag in Siegburg von seinen Reisen rund um die Welt. Im Interview mit Christine Siefer erzählt er vorab von einem besonders ungewöhnlichen Ziel: Nordkorea.

 Joachim von Loeben in Nordkorea.

Joachim von Loeben in Nordkorea.

Foto: Privat

Einfach den Alltag hinter sich lassen und auf Reisen gehen - diesen Traum erfüllte sich der Unternehmensberater Joachim von Loeben vor über zehn Jahren das erste Mal. Er nahm ein sogenanntes Sabbatjahr und fuhr mit dem Motorrad von Köln nach Afrika. Kaum zurück, plante er bereits die Weltreise, auf der er seine jetzige Frau kennenlernen sollte. Mit den Bildern und Geschichten seiner letzten beiden Reisen kommt er auf Einladung der VHS-Rhein-Sieg am Montagabend ins Siegburger Stadtmuseum. Im Interview mit Christine Siefer erzählt er von dem ungewöhnlichen Ziel: Nordkorea.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, den Alltag hinter sich zu lassen und die Welt zu bereisen?
Joachim von Loeben: Ich hatte wie viele den Traum einmal dem Hamsterrad des Alltags zu entfliehen. 2004 kam dann der richtige Moment. Ich hatte bereits einige Jahre gearbeitet, war müde und erschöpft und stellte mir immer häufiger die Frage nach dem Sinn des Lebens. Daraufhin habe ich meine damalige Personalchefin nach der Möglichkeit einer Auszeit gefragt und konnte schließlich eine Vereinbarung für das sogenannte Sabbatical unterschreiben.

2007 ging es dann auf Weltreise. Warum sind Sie das Risiko einer beruflichen Pause erneut eingegangen?

Von Loeben: Ich fühlte mich mit Ende 30 noch jung genug, um einen Neuanfang zu wagen und kündigte damals meinen Vertrag. Das Reisen ist wie ein Virus, das dich ansteckt. Es ist auch ein bisschen wie Bungeespringen: Wenn man es ein paar Mal gemacht hat, sucht man nach neuen Herausforderungen. Daher setzte ich mir auch beim Reisen immer neue und exotischere Ziele.

Ihre letzten Reisen 2011 und 2012 gingen schließlich nach Nordkorea, wie hat es Sie dorthin verschlagen?

Von Loeben: Ein Reiseveranstalter bot eine Gruppenreise an, das hat mich gereizt. Wir sind mit dem Zug eingereist und wurden an der Grenze fünf Stunden festgehalten und kontrolliert. Zudem mussten wir unsere Handys einschweißen, damit wir diese in dem zehntägigen Aufenthalt nicht nutzen konnten. Darüber hinaus hatte unsere Gruppe einen nordkoreanischen Aufpasser, der immer dabei war.

Wie sah das Programm vor Ort aus?

Von Loeben: Wir wurden morgens um halb neun vom Bus abgeholt und bis abends von Besichtigungsort zu Besichtigungsort gefahren: Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Museen, Grenzbesichtigung - natürlich alles festgelegt vonseiten des Regimes.

Wie haben Sie den Besuch an der Grenze wahrgenommen?

Von Loeben: Wir waren an der Grenze zu Südkorea, der am stärksten gesicherten Grenze der Welt. Und natürlich habe ich an die deutsch-deutsche Grenze gedacht und wie tragisch es ist, wenn ein Land geteilt ist. Die Nordkoreaner leiden unter der Trennung und kommunizieren, dass sie einer Vereinigung des Landes gar nicht abgeneigt wären, jedoch nur zu ihren Konditionen. Die Bösen sind natürlich die Amerikaner.

Was hat Sie an Nordkorea überrascht?

Von Loeben: Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass die nordkoreanischen Straßenbahnen aus Tschechien kommen und die U-Bahnen ausrangierte Waggons aus Berlin sind. Die wurden einfach neu lackiert. Uns wurden natürlich nur die prachtvollen Stationen gezeigt. Kurios war auch das Geschenkemuseum, wo rund 80 000 Exponate ausgestellt sind. Darunter befinden sich auch eine Eisenbahn von Mao und ein Schwert von Gaddafi.

Sie wurden auch Zeuge des Arirang, einem Laientanzfestival. Wie war das?

Von Loeben: Das war wirklich schön. Rund 100 000 Besucher waren dort. In einem Stadion wurde eine riesige Choreografie gezeigt. Das Festival hat es als größtes Tanzfestival der Welt ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft.

Warum sind Sie 2012 noch einmal nach Nordkorea gefahren?

Von Loeben: Das war eine einmalige Gelegenheit die Parade zum Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung zu sehen. Der Bus hat uns dann aber aus der Stadt rausgefahren, als die Parade losging. Wir waren jedoch so früh zurück, dass ich noch etwas davon gesehen habe. Vielleicht hatten sie Sorge, dass wir Ärger machen würden. Uns wurde auch vor Ort mitgeteilt, dass Nordkorea eine Langstreckenrakete abgefeuert hatte, was damals international für Aufsehen sorgte. Sie mussten aber zugeben, dass die Rakete abgestürzt war, was ihnen sichtlich peinlich war.

Was wollen Sie von Ihren Reisen weitergeben?

Von Loeben: Ich möchte alle Menschen motivieren zu reisen, um sich ein eigenes Bild der Welt zu machen. Meine Erfahrung hat mich selbstbewusster, mutiger und kreativer werden lassen. Zudem habe ich mich auf meinen Reisen sozial engagiert. Daher habe ich in Deutschland eine Stiftung für Helfer gegründet. Wir haben eine Datenbank mit sozialen Projekten in der ganzen Welt, die man vor Ort besuchen und unterstützen kann. Nordkorea ist leider nicht dabei.

Joachim von Loeben berichtet am Montagabend auf Einladung der VHS Rhein-Sieg ab 19.30 Uhr im Stadtmuseum Siegburg von seiner Reise.

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