Anklage am Landgericht Bonn Überfall auf Juwelier in Siegburg: zwei mutmaßliche Täter angeklagt

Siegburg/Bonn · Beim Überfall auf einen Juwelier in Siegburg erbeuteten sieben Täter Uhren und andere Luxusgegenstände im Wert von mehr als einer halben Million Euro. Nach einer Sendung von „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“ wurden zwei mutmaßliche Täter festgenommen. Sie wurden jetzt am Landgericht Bonn angeklagt.

Für den Überfall auf einen Siegburger Juwelier müssen sich nun zwei Männer vor dem Bonner Landgericht verantworten. (Symbolfoto)

Für den Überfall auf einen Siegburger Juwelier müssen sich nun zwei Männer vor dem Bonner Landgericht verantworten. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Oliver Berg

Der Juwelier hatte vorgesorgt: Sein Laden in der Cecilienstraße war mehrfach gesichert: Kameras in allen Räumen, Alarmknöpfe an mehreren Stellen, die Glastür mit einer Spezialfolie beklebt, durch die er zwar hinausschauen, durch die von außen aber niemand Einblick nehmen konnte. Die Tür war ansonsten verschlossen. Dennoch nützten diese Vorsichtsmaßnahmen dem Mann nichts, der sein Geld vor allem mit dem Online-Handel von teuren Uhren verdiente. Am 6. Oktober 2020 wurde der Siegburger von sieben Räubern überfallen. Nach langwierigen Ermittlungen machte die Polizei zwei mutmaßliche Täter dingfest, die Identität der fünf anderen ist weiterhin unbekannt. Die beiden Männer wurden wegen des schweren Raubes jetzt angeklagt, wie Jonas Stallkamp, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn gestern bekanntgab. Sie müssen sich demnächst vor einer Strafkammer des Landgerichts verantworten.

Der Überfall war offensichtlich von langer Hand vorbereitet worden. Die Täter hatten ihr Opfer ausspioniert, nach den Ermittlungen der Polizei wurde bereits einen Tag vor der spektakulären Tat ein auffälliger SUV vor dem Geschäft gesehen. Am Dienstag, 6. Oktober, klingelten zwei Männer mit Mund-Nasen-Schutz gegen 9.17 Uhr an der Ladentür, der 45-jährige Inhaber öffnete – und wurde sofort niedergeschlagen. Ein weiterer Mann und eine Frau im weißen Pullover mit spitzzulaufenden Ausschnitten auf der Brust und auf dem Rücken sowie in schwarzer Hose und Turnschuhen stürmten ebenfalls ins Haus. Drei weitere Komplizen warteten in zwei SUVs, einem Audi Q8 und einem Peugeot 3008. Der Händler wurde mit Kabelbindern an den Füßen gefesselt und an den Armen in einen hinteren Raum geschleift, wo ihn ein Räuber mit einer Pistole, die er ihm an die Schläfe hielt, zwang, zwei Tresore zu öffnen. Ein Komplize ohne Maske hielt eine Maschinenpistole schussbereit, auf die er während der Aktion einen Schalldämpfer schraubte. Die Polizei kennt diese Vorgänge so genau, weil sie von den Kameras minutiös aufgezeichnet wurden.

Die Räuber holten Uhren aus den Safes und stopften sie in einen Stoffsack, darunter welche von Rolex und Patek Philippe, die allein einen Wert von 85.000 Euro haben soll, obwohl sie gebraucht war. Einpackt wurden auch Luxusledertaschen, handgefertigte Verpackungsschachteln und ein Zigarrenschränkchen (Humidor). Der Gesamtwert der Beute beträgt laut Staatsanwaltschaft 532.000 Euro. Die Täter flohen mit den beiden SUVs und wurden trotz einer Großfahndung der Polizei nicht gefasst.

Zwei Männer nach „Aktenzeichen XY“ verhaftet

Die Lage änderte sich nach der Ausstrahlung der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY . . . ungelöst“ am Abend des 14. Juli 2021. Danach erkannte ein Zuschauer anhand der veröffentlichten Fahndungsfotos den unmaskierten Mann mit der Maschinenpistole. Der 37-jährige Georgier wurde verhaftet. Die Staatsanwaltschaft hat ihn angeklagt wegen erpresserischen Menschenraubs, besonders schweren Raubs mit einer Waffe, gefährlicher Körperverletzung und – wegen der MP – wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Er ist vorbestraft wegen Diebstahls und Fahrens ohne Führerschein.

Den zweiten Beschuldigten identifizierte die Kripo über den auffälligen SUV, den er als Fluchtauto gefahren haben soll, und über sein Handy, das am Tatort eingeloggt war. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fand die Polizei einen Schieß-Kugelschreiber, wie ihn Q in den James-Bond-Filmen dem Meisterspion in die Hand drückt. Dem 43-jährigen Türken, vorbestraft wegen Waffendelikten, Betrugs und Urkundenfälschung, wird Beihilfe zum erpresserischen Menschenraub und Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Der Prozess ist noch nicht terminiert.

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