Klimaschutz in Siegburg Grünes Licht für das soziale Klimaquartier Deichhaus

Siegburg · Der nachhaltige Ausbau von Stadtteilen soll den Klimaschutz in Siegburg voranbringen. Das Deichhaus soll nun als Musterquartier fungieren.

Über „Soziale Klimaquartiere“ will die Stadt Siegburg Schwung in den kommunalen Klimaschutz bringen.

Über „Soziale Klimaquartiere“ will die Stadt Siegburg Schwung in den kommunalen Klimaschutz bringen.

Foto: bürgerenergie Rhein-Sieg/Bürgerenergie Rhein-Sieg

Am vergangenen Wochenende waren die Mitglieder der Bürgergemeinschaft Deichhaus beim Siegburger Stadtputztag unterwegs und haben ihren Stadtteil von Müll befreit. Ihr Einsatz für den Umweltschutz ist indes nicht auf einen Tag im Jahr begrenzt. „Die Förderung des Umweltschutzes ist eines unserer Satzungsziele“, sagt der Vorsitzende Klaus Braukmann. Verschiedene Aktivitäten hätten die insgesamt 508 Mitglieder in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht, etwa indem sie Energieberatungen für die Deichhäuser organisiert haben. Deswegen wollen sie sich nun auch aktiv einbringen, wenn das Deichhaus zum sozialen Klimaquartier entwickelt wird.

Worum geht es genau? Der Stadtteil fungiert als Musterquartier für das neue Programm „Soziale Klimaquartiere Siegburg“. Damit will die Stadt an ein Konzept anknüpfen, das sie 2015 im Stadtteil Brückberg gestartet hatte. Sie erhofft sich davon neuen Schwung für den Klimaschutz vor Ort. Vieles sei in den vergangenen Jahren schon von unterschiedlichen Akteuren angestoßen worden, jetzt müsse aber das Tempo erhöht und die Reichweite vergrößert werden, sagt Ole Erdmann, Leiter des Amts für Umwelt und Wirtschaft, mit Blick auf das Zusammenspiel verschiedener Formen der Energiegewinnung und -versorgung, der Mobilität und baulicher Fragen. Das sei in einem Quartier oft wirtschaftlicher und effizienter umzusetzen. „Wir schauen in einem Beispielquartier, was alles möglich und denkbar ist“, sagt er. Das könne dann später auch in anderen Quartieren greifen.

Den ersten Schritt ist Siegburg nun gegangen. Die Politik hat im Umweltausschuss grünes Licht für das soziale Klimaquartier Deichhaus gegeben. Auf dem Weg hat sie mit dem Büro Innovation City Management (ICM) aus Bottrop einen erfahrenen Partner an der Seite. Er hat die „Innovation City Ruhr“ begleitet. Im dort über zehn Jahre entwickelten Quartier gibt es derzeit die NRW-weit höchste Dichte an Photovoltaikanlagen, die Sanierungsquote bei Gebäuden hat sich verdreifacht und die Einsparung von CO2-Emissionen liegen bei 50 Prozent.

Potenzial sieht Matthias Schnier von ICM auch im Deichhaus, wie er im Ausschuss erklärte. So sei ein Nahwärmenetzwerk mit kommunalen Gebäuden denkbar, etwa im Umfeld der Hans-Alfred-Keller-Schule. Für größere Photovoltaikanlagen würden sich Nichtwohngebäude sowie größere Mehrfamilienhäuser eignen, aber theoretisch auch alle anderen Gebäude. Und auch Geothermie werde man in die Ausarbeitung des Quartierskonzepts einfließen. Dafür erheben er und seine Kollegen in den nächsten Monaten weiter Daten, werten diese aus und arbeiten auf dieser Basis erste Empfehlungen aus. „Unsere Aufgabe ist es dann, aus dem Quartierskonzept einen Umsatzfahrplan mit konkreten Schritten auszuarbeiten“, sagt Ole Erdmann.

Menschen vor Ort sind wichtig

Auch private Immobilienbesitzer erhielten eine „klare Aussage“, was möglich sei, was sich für sie lohne und was nicht. „Wir müssen aber auch schauen, wo erzielen wir die größte Wirkung“, sagt er. Deswegen habe man städtische Gebäude im Viertel im Blick. Zudem habe es erste Gespräche mit der Arbeiterwohlfahrt Bonn-Rhein-Sieg gegeben. Sie hat im Deichhaus ihren Sitz und gleich mehrere Gebäude. Die wolle prüfen, wie bei ihren aktuell geplanten Um- und Neubauten eine neue Energieversorgung auch für das Quartier nutzbar gemacht werden könnte.

„Es ist wichtig, dass die Menschen vor Ort das Konzept mittragen“, sagt Matthias Schnier. Mit Klaus Braukmann und seiner Bürgergemeinschaft stehen schon 500 Deichhäuser dafür bereit. „Wir haben ein gutes Netzwerk“, sagt der Vorsitzende. Darüber werde die Bürgergemeinschaft die Idee weitertragen und auch Information und Beratung im Quartier organisieren. Sie hat aber auch Wünsche an das Klimaquartier: „Schritte, die auch messbar sind, eine finanzierte Quartierslösung, eine aufsuchende Beratung und Unterstützung bei der Suche nach Förderangeboten, die man nicht ablehnen kann.“

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