Prozess in Siegburg Wer betrieb die illegale Cannabisplantage?

Siegburg/Hennef · Zwei Männer sollen in einem Haus in Hennef professionell Cannabispflanzen angebaut haben. Einer von beiden erklärte jedoch umfangreich, warum er mit dem Betrieb der Plantage nichts zu tun habe.

 Auf der Plantage wurden 100 erntereife Cannabispflanzen sichergestellt.

Auf der Plantage wurden 100 erntereife Cannabispflanzen sichergestellt.

Foto: dpa

Ein 38-jähriger Kerpener und ein 49-jähriger Hennefer mussten sich am Mittwoch vor dem Amtsgericht Siegburg verantworten. Sie sollen in einem Haus in Hennef eine Cannabisplantage betrieben haben, bei der im Mai 2020 fast elf Kilogramm Marihuana an erntereifen Pflanzen sichergestellt wurden, weitere knapp acht Kilogramm sollen bereits zuvor geerntet worden sein. Die beiden Männer wurden wegen Handels mit Betäubungsmitteln in nicht unerheblicher Menge angeklagt.

Bei der Verhandlung vor dem Schöffengericht herrschen von Beginn an Uneinigkeiten. Die Verteidigerin des 49-Jährigen Hennefers unterbrach Richter Herbert Prümper beim Vortragen der Personalien, fordert ein vom Gesetz nicht vorgesehenes Rechtsgespräch unter Ausschluss des anderen Verteidigers und der Schöffen, lässt sich nach einigem Hin und Her zu einem Gespräch mit allen Beteiligten überzeugen.

Was folgt, ist eine 20-minütige Einlassung des Hennefers, von seiner Anwältin vorgelesen: Der Angeklagte sei gerade drauf und dran, Busfahrer zu werden, pflege seine Mutter und seine Tante, habe sich nur zum Gießen der Pflanzen überreden lassen, da er vor dem anderen Angeklagten und dessen Bande Angst gehabt habe. Er schildert, wie er die Pflege der Cannabispflanzen mit Absicht so sehr vernachlässigt habe, dass zwei Ernten vertrockneten.

Er sei froh gewesen, als die Kriminalpolizei die Plantage entdeckte und „als es vorbei war“. Der 38-jährige Kerpener bestätigte die Ausführungen. Der Staatsanwalt wies jedoch auf die eindeutige Natur der Einlassung hin: Sie diene einzig und allein dem Zweck, sich selbst besonders klein zu machen und den aktiven Part anderen zuzuweisen.

Mögliche Fortsetzung am Landgericht

Der Vortrag käme für alle völlig überraschend und müsse nun inhaltlich untersucht werden. Der angeklagte Hennefer nenne darin verschiedene Namen, die bisher nirgendwo in der Akte auftauchten. Einerseits müsse man nun die Richtigkeit der Aussagen prüfen und Ermittlungen gegen die genannten Personen einleiten.

Andererseits bestehe die logische Gefahr, dass der andere Angeklagte seine Komplizen nun schnell kontaktieren und unterweisen könne. „Vielleicht müssen wir den Fall weiterleiten ans Landgericht“, gab Richter Prümper zu bedenken, „das werden nicht unter fünf Jahren, wenn es sich um eine Bande handelt.“

Das Verfahren wurde an dieser Stelle unterbrochen, mit ausdrücklichem Hinweis für den Kerpener, sich nicht bei dem Hennefer zu melden – und letzterer solle die Polizei rufen, wenn er in der kommenden Zeit bedroht werde. Ein neuer Termin wird wahrscheinlich erst im neuen Jahr angesetzt.

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