Schleuterbach in Sankt Augustin Verband und Stadt investierten 300.000 Euro in ökologische Aufwertung

SANKT AUGUSTIN · Er fließt im frisch gemachten Bett, der Schleuterbach. Nach knapp drei Monaten ist die Renaturierung des Niederpleiser Gewässer abgeschlossen.

Der Bach plätschert nun nicht mehr oberhalb des Tannenweges von einem angelegten Teich in die Kanalisation, sondern bahnt sich seinen von den Planern des Wasserverbandes Rhein-Sieg vorgegebenen 660 Meter langen neuen Weg durch den Pleiser Wald, wo er mit dem Siemensbach zusammenläuft. Auch der Siemensbach hat zum Teil ein neues Bett bekommen.

"Es ist wunderschön geworden", schwärmt Martina Hirschberg, Geologin und Geschäftsführerin des Wasserverbandes. Was sie und den technischen Beigeordneten der Stadt Sankt Augustin, Rainer Gleß, besonders freut: Die Kosten lagen 25 Prozent unter der geschätzten Investitionssumme. Nicht 420.000, sondern lediglich 300.000 Euro hat das Naturprojekt gekostet.

"Das ist ein gutes und gelungenes Gemeinschaftsprojekt", sagte Gleß. Man habe viel mit eigenem Personal gearbeitet, das habe Kosten gespart. "Auch auf eine zunächst geplante Baustraße konnten wir verzichten. Wir haben das Profil rückwärts über die Trasse gemacht", ergänzte Hirschberg. Das habe zudem den Vorteil gehabt, dass der Eingriff in die Natur minimal gewesen sei.

Mit dem Abschluss der Arbeiten, die Bauingenieurin Sigrid Röhrig vom Wasserverband koordiniert hat, ist auch endgültig ein jahrzehntelanger rechtswidriger Zustand beseitigt. Der Bach floss in die Sankt Augustiner Kanalisation, was er nach heutiger Rechtslage nicht mehr darf. Deshalb hatte die Bezirksregierung Köln verfügt, den Bach vom Kanal abzukoppeln. Siemens- und Schleuterbach fließen nun in den Pleisbach und von dort aus in die Sieg und nicht mehr bis in die Mendener Kläranlage. "Hier haben Experten ein zukunftsfähiges Ergebnis geschaffen", sagte Michael Jaeger, Vorsteher des Wasserverbandes.

Zwar mussten einige Bäume für das neue Bachbett gefällt werden. "Wir haben aber um jeden Baum gekämpft", sagte Hirschberg. Hauptsächlich Nadelbäume seien herausgeholt worden, um Platz zu schaffen für die standortgerechten Baumarten wie Erle, Esche, Hainbuche oder Eiche. "Auch ein 30 Jahre alter, imposanter Mammutbaum konnte stehen bleiben."

Laut Gleß sind die Reaktionen aus der Bevölkerung sehr positiv. Neben dem neuen Bachbett sind zwei neue Holzbrücken gebaut worden. Der Asphaltweg ist einem neuen Spazierweg in naturnaher, wassergebundener Decke gewichen. "Insgesamt kann man hier von einer ökologischen Aufwertung des Gebietes sprechen", sagte Hirschberg.

"In den nächsten Jahren werden hier neue Ökosysteme entstehen." Ufergehölze sowie gewässerbegleitende Baum- und Straucharten sollen den ökologischen Idealzustand herstellen. Das Totholz bietet heimischen Tierarten wichtige Brut- und Nistplätze. "Aufgeforstet worden ist nicht", so Hirschberg.

Eines hätte sie sich noch gewünscht: den ehemals angelegten Privat-Teich oberhalb des Tannenwegs vom Bachlauf zu trennen. "Das Fließgewässer hat ein ganz anderes Milieu." Man habe versucht, das im Planverfahren noch zu ändern. "Das wäre aber zu aufwendig geworden" so Hirschberg. Die nächsten Großprojekte hat der Wasserverband schon vor der Brust. Noch in diesem Jahr werden der Wolfs- und der Ahrenbach in Hennef ökologisch gestaltet. Auch diese Gewässer werden dann wie der Schleuterbach den Anforderungen an hundertjährige Hochwasserereignisse Stand halten.

Der Wasserverband

Der Wasserverband Rhein-Sieg ist ein Zusammenschluss von Städten und Gemeinden sowie des Kreises. Dazu gehören die Kommunen Siegburg, Sankt Augustin, Hennef, Königswinter, Bad Honnef, Eitorf, Windeck, Waldbröl, Ruppichteroth, Neunkirchen-Seelscheid und Much.

Er ist zuständig für die Gewässerunterhaltung und -pflege, den naturnahen Gewässerausbau und die Renaturierung sowie den Hochwasserschutz und den Ausgleich der Wasserführung. Das Verbandsgebiet hat eine Größe von rund 500 Quadratkilometern. Das betreute Gewässernetz beläuft sich auf rund 2000 Kilometer Gewässer II. Ordnung, davon etwa 800 Kilometer mit wasserwirtschaftlicher Bedeutung. Verbandsvorsteher ist Kreisplanungsdezernent Michael Jaeger.

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