Verbot von Gummigranulat in Siegburg? Vereine verunsichert wegen Mikroplastik auf Kunstrasen

Siegburg · Während die Diskussion um Mikroplastik in Kunstrasenplätzen die Politik in Siegburg beschäftigt, hat die EU-Kommission klargestellt, dass sie betroffene Plätze nicht verbieten will.

 Ein Kunstrasenplatz: Die EU stellt klar, dass sie sie nicht verbieten will.

Ein Kunstrasenplatz: Die EU stellt klar, dass sie sie nicht verbieten will.

Foto: Benjamin Westhoff

Während die SPD-Stadtratsfraktion Bestandsschutz für die betroffenen Plätze in der Stadt fordert, wirft ihr die CDU Panikmache vor. Ein mögliches Verbot von Gummigranulat sei zwar im Sinne des Umweltschutzes grundsätzlich zu begrüßen, es dürfe aber nicht „das Sportangebot unserer Stadt gefährden“, so Stefan Rosemann, stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender der SPD Siegburg. Immerhin seien die Sportanlagen in Kaldauen, Wolsdorf, im Siegburger Stadion und auf dem Brückberg betroffen. „Bürgermeister Huhn darf die Vereine nicht im Regen stehen lassen“, fordern der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Sauerzweig und der stellvertretende Vorsitzende des Sportausschusses Oliver Schmidt. Die SPD-Fraktion will einen Bestandsschutz für die derzeit bestehenden Sportanlagen per Beschluss des Sportausschusses sichern.

Bestehende Plätze haben Bestandsschutz

Michael Römer, sportpolitischer Sprecher der CDU und Vorsitzender des Sportausschusses erklärte, dass das völlig unnötig sei, da die NRW-Landesregierung anlässlich eines Fachgesprächs am 1. August in Düsseldorf darauf hingewiesen habe, dass bestehende Kunstrasenplätze Bestandsschutz haben und weiterbetrieben werden können. Eine allgemeine Schließung von Kunstrasenplätzen sei nicht geplant. Ein mögliches Verbot von Mikroplastik als Einstreuungsgranulat in Kunstrasen betreffe nur die zukünftig geplanten Anlagen. Zu dem Fachgespräch hatten Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann als für die Chemikaliensicherheit zuständiger Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, die für Sport zuständige Staatssekretärin in der Staatskanzlei, Andrea Milz, das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz sowie das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung eingeladen. Das Ergebnis des Fachgesprächs werde auch von Bundesinnenminister Seehofer unterstützt und entspricht den Forderungen des Deutschen Fußballbundes (DFB).

Die Siegburger SPD schüre „Unsicherheit und Ängste unter den Vereinen“, so Römer weiter. Die CDU-Fraktion habe bereits im Juni im Hauptschuss erklärt, die Kunstrasenplätze in den nächsten Jahren nach und nach sanieren zu wollen.

DFB arbeitet am Risikomanagement

Der DFB hat gegenüber der EU erklärt, dass gezielte Risikomanagementmaßnahmen die Freisetzung von Füllstoffen in die Umwelt signifikant vermindern könnten. Durch verschiedene technische Vorkehrungen könnte verhindert werden, Material rauszutragen. So schlägt der DFB in einem Protokoll an die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) etwa Rinnenfilter mit Sedimentationsstrecken an Abläufen, Schmutzfangmatten und Schuhbürsten am Ausgang vor. Auch durch organisatorische Maßnahmen beim Betrieb der Sportplätze, beispielsweise regelmäßige Reinigung der Spielfeldränder und der Auffangsiebe, könnten „zu einer starken Verringerung des Austrags von Mikroplastik beitragen“.

Außerdem gibt es neben dem häufig genutzten Kunststoffgranulat alternative Füllstoffe, die bereits beim Betrieb von Sportanlagen genutzt werden. So werden in Deutschland aktuell Kunststoffrasenplätze teilweise schon mit Sand und/oder Kork verfüllt. Zudem gibt es auch Systeme, die ohne elastischen Füllstoff betrieben werden können. In einer aktuellen Pressemitteilung hat die EU-Kommission klargestellt, dass sie nicht an einem grundsätzlichen Verbot von Kunstrasenplätzen arbeite. „Richtig ist: Die Kommission prüft im Rahmen ihrer Kunststoffstrategie, wie die Menge an umweltschädlichem Mikroplastik in unserer Umwelt verringert werden kann.“ Die ECHA prüfe derzeit lediglich, welche Auswirkungen eine mögliche Beschränkung des Einsatzes von Mikroplastik-Granulat hätte.

(Dieses Video gehört zu einer Kooperation von GA und WDR.)

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